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jurij m. lotman (R.I.P.)
die grenzen des textes sind die grenzen der welt

 

die spd neu erfinden

... doch, realistisch. so ist die partei:

der volkspartei ins gesicht schauen

... "„Familien brauchen Kontinuität. Die Familienpolitik der SPD setzt die richtigen Signale, es kommt nun darauf an, dass sie ihre Ziele auch weiterhin verfolgen kann. Würde die CDU darüber wieder entscheiden dürfen, sind Rückschritte in die Zeit von Dr. Helmut Kohl zu befürchten: die Vereinbarkeit von Familie und Beruf würde von der politischen Agenda genommen, der Ausbau von Kindergartenplätzen würde mindestens stagnieren und Bildungschancen gäbe es nicht mehr für alle, sondern nur für einige. Solche politischen Fehlentscheidungen aber treffen Familien am härtesten. Und innerhalb der Familien am härtesten diejenigen, die schuldlos sind an falscher Wahl: Unsere Kinder." (Joachim Bessing & Alexa Hennig von Lange)

... müntefering sieht aus wie franz headroom. aber ich mag ihn ja irgendwie. links klaus meine ("scorpions"), persönlicher kanzler-freund.
meine_muente.

"Im abstrakten gesprochen: Ich finde es immer toll, dass wenn ich Menschen persönlich begegne oder auch wenn ich nur etwas über sie höre über Dritte, wenn ich sie im Fernsehen sehe oder etwas über sie lese, dass etwas von ihrer Menschlichkeit Preis gegeben wird. Menschlichkeit mit allen, was eben so dazu gehört. Auch mit einer gewissen Unsicherheit und Ungewissheit, die ohnehin alles Leben umgibt, die sich beim Menschen möglicherweise in den Worten manifestiert, in den Augen einnistet. Wenn man diese Augen als Bild nehmen darf, dann finde ich es toll, wenn die Menschlichkeit in den Augen bestehen bleiben darf, wenn keine Schicht die Augen überzieht, damit sie mit aller Gewalt verborgen wird. Und ich finde, dass Gerhard Schröder und die gesamte SPD dieser Menschlichkeit viel mehr Raum gewähren als alle anderen Parteien in Deutschland. Deshalb können sie auf meine Unterstützung zählen." (Benjamin Lebert)

... kurz entschlossen den blogs der Roten Wahlmannschaft beigetreten. darf ich von da aus auf die beiträge hier verlinken? die ausschlussklausel lässt zweifel zu:
"Die Rote Wahlmannschaft ist eine Gemeinschaft von Menschen, die aktiv für den Erhalt der sozialen Marktwirtschaft, der sozialen Sicherheit und des sozialen Friedens eintreten wollen, die Vertrauen in Deutschland haben und die wollen, dass Gerhard Schröder Bundeskanzler bleibt. Die Roten Blogs sind ein exklusives Angebot an die "Rote Wahlmannschaft". Es besteht kein Rechtsanspruch auf Nutzung dieser Online-Plattform. ... Wir behalten uns vor, Personen, die gegen diese Nutzungsregleungen verstossen oder der oben beschriebenen Zielrichtung der Online-Wahlkampfplattform zuwider handeln, von deren Nutzung jederzeit auszuschließen und entsprechende Beiträge zu löschen. ... Die Roten Blogs sind ein exklusives Angebot des SPD Parteivorstandes für die Mitglieder der Roten Wahlmannschaft. Diese setzt sich für den Erhalt der sozialen Marktwirtschaft ein und dafür, dass Gerhard Schröder Kanzler bleibt. Für das Angebot der Roten Blogs gelten die der New Media Mangement GmbH. Des weiteren behält sich der SPD-Parteivorstand das Recht vor, Mitglieder aus der Roten Wahlmannschaft und damit der Nutzung der Roten Blogs auszuschließen, die den oben genannten Zielen zuwider handeln."
das mit dem erhalt der sozialen marktwirtschaft ist natürlich so eine sache ... salomonische lösung: sie kann ja schon deshalb nicht "erhalten" werden, weil sie sich gerade selbst revolutioniert. und dass gerhard schröder kanzler bleibt ... das schlucke ich einfach mal kommentarlos. wird er ja eh nicht mehr.

... und das spd-wahlmanifest durchgearbeitet. den überdruss und das innere grauen vor all dem gewäsch überwinden und herausfinden versuchen, was da gemeint sein könnte. erste kurzeindrücke: dominant ist der bevormudende psycho-jargon. bürgerinnen und bürger haben sorgen und sie haben wünsche. "wir" zeigen den weg. ("wir" ist ersatz für "die SPD", steht aber zugleich, und mehr noch, für "die regierung".)

das redundanteste wort ist "stark": „Soziale Gerechtigkeit macht stark: Deutschland ist stark geworden durch die Kraft seiner Menschen. Soziale Marktwirtschaft steht für das bewährte Zusammenspiel von starker Wirtschaft, starken Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern und funktionsfähigem Sozialstaat. … Nur Weltoffenheit schafft Frieden und neue Märkte. Deutschland ist eine starke Friedensmacht und muss es bleiben.“ …. Stark ist bzw. soll werden außerdem: Deutschland (wirtschaftlich, militärisch), die Wirtschaft, der Staat, Europa, Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, Familien mit (mehr) Kindern.

Das politische Subjekt ist "die Regierung", zugrunde liegender Wert ist "das Land". Es geht nicht um politische Ideale, es geht um "das Land", das im wesentlichen auch "die Wirtschaft" ist. Und die einzige positive Kraft, die das Manifest immer neu beschwört, sind die "Innovationen". Die sind immer marktorientiert und spitzentechnologisch. Spitzentechnologie ist Info, Nano und Gen. Atom nicht.
Der Vergleich mit dem alten Schröder-Blair-Papier zeigt: Was fehlt, ist das früher Eingeständnis, das alles anders und vieles schlechter werden wird . Hier wird so getan, als könnte man die gute alte BRD behalten, nur halt alles ein bisschen abgeschwächt. Es fehlt aber auch der explizite prä-DotComBubble "Markt"/"Unternehmer"-Sound. Der Optimismus ist durch Therapie-Rhetorik ersetzt.

inhaltlich: ein desaster. Die politischste forderung ist vermutlich die bürgerversicherung. und ein kleines bisschen leidenschaft glimmt beim punkt familienpolitik/frauenpolitik auf.

... slogan der Digitalen Linken (DigitalLeft). "the experience of modernity" (review).* die englische, sehr viel schönere fassung des karl-marx-zitats aus dem kommunistischen manifest.
allthatissolid_

* "The structuralists have a point, of course. Not only is the world complex, it's obdurately conflict-ridden, and canons of clarity often conceal ideology ... Berman makes a similar point about structuralism in his introduction, where he dispatches it as a kind of climax to his outline of the shortcomings of other modernist ideologies: futurism (callous), Bauhaus ("technocratic pastorale"), and McLuhan-Fuller Inc. ("spaced-out"); mass culture theory, hopelessly elitist from Spengler on the right through Weber in the center to Marcuse on the left; ivory-tower aestheticism from Greenberg to Barthes; the counterculture's doomed-by-definition project of escaping contemporaneity; the tradition of the new, which in its concentration on revolt "leaves out the great romance of construction," and the epidemic neoconservatism which holds that the modern edifice might actually stabilize if only modernism didn't always mess it up; pop, which in its adoration of the baby gets stuck with the bathwater; and "postmodernism," which attempts to end the era by nomenclative fiat."

... falls jemand sich wirklich die lektüre der 9 links-postings antun sollte (und ich weiß dass sich das komisch liest): das sollte man eher von unten nach oben lesen. obwohl: von oben nach unten ist vermutlich der eigentliche elchtest. jede peinlichkeit gnadenlos freilegend.

und hier #9: Die LINKE ist nicht sentimental, sondern wissenschaftlich: nämlich in einem grundlegenden und aktivistischem Sinn systemtheoretisch. (Marx und Brecht waren Systemtheoretiker.) Die Linke begreift HUMANITÄT als Effekt von Systemen.

... Die LINKE ist notwendig SOLIDARISCH, weil sie immer auf sozialen Netzwerken aufbaut und die „Schwachen“ einbezieht. Links-sein ist aber niemals einfach erschöpft mit „Solidarität der Bedrängten“ oder – noch schlimmer – „Sorge für die Benachteiligten“. Das wäre defaitistisch. Die Linke kann sich aus der Solidarität der extrem Bedrängten heraus formieren (exemplarisch: südamerikanische Kollektive landvertriebene indios), aber das ist nur dann hinreichend, wenn damit die offensive und KULTURREVOLUTIONÄRE Forderung nach Verwirklichung der menschlichen Möglichkeiten verbunden wird. Die Bedrängten und Schwachen sind – oft – nicht-revolutionär und ihre Kollektive/Netzwerke sind immer davon bedroht, in nicht-linke Herrschaftsverhältnisse umzuschlagen.

... Links sein heißt, sagt Nobbio, an der Forderung der GLEICHHEIT festzuhalten. Und wahr ist, dass Akzeptieren von Ungleichheit jedenfalls nicht-links ist. Allerdings ist gerade „GLEICHHEIT“ ein notorisch unklarer und irreführender Begriff. (5a) GLEICHHEIT bedeutet auf der einen Seite (offensiv), in die Forderung nach Verwirklichung der menschlichen Möglichkeiten ALLE einzuschließen (was im übrigen auch deshalb gut ist, weil es automatisch zu permanenter Unzufriedenheit und Kulturrevolution führen muss). (5b) Und Gleichheit bedeutet auf der anderen Seite (defensiv), so etwas wie einen sozio-kulturellen SPIELRAUM immer neu herzustellen, der maximale Vielfalt und maximale Interaktion ermöglich, der viele Teil-Spielräume umfasst, und der allen Spielern die Möglichkeit gibt, so gleich zu sein wie Teilnehmer an einer Sportart bzw. Teilnehmer verschiedener Sportarten eben „gleich“ sind (ausgewiesen durch das neutrale Trikot). „Gleich“ sein heißt hier, die Gnade zu erfahren, nicht an seiner Herkunft gemessen zu werden. Dass man sie gleichwohl immer mitschleppt, ist wahr (siehe 5a). Niemand behauptet, dass die Forderung nach Gleichheit einen nicht-widersprüchlichen Zustand herstellt.

        

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