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jurij m. lotman (R.I.P.)
die grenzen des textes sind die grenzen der welt

 

neue deutsche literatur

neo-subjektivistisches DDR-tagebuch (70er, 80er), jetzt im netz stück für stück abgeschrieben ...

DieZeit:
Kernstück von Zero Comments ist eine Theorie des Bloggens als »Killerapplikation unserer Zeit«. Was macht das Bloggen so interessant?
Lovink:
Blogging ist ein unverstandenes Massenphänomen. In den fünf Jahren seines Aufkommens ist in der akademischen Literatur bislang nur ein einziger Aspekt hervorgehoben worden: die journalistischen, meinungsbildnerischen Blogs. Man kann nicht bestreiten, dass sie erfolgreich gewesen sind, bei den amerikanischen Präsidentschaftswahlen 2004 etwa. Mein Verständnis des Bloggens ist trotzdem ein anderes, es orientiert sich an dem, was Michel Foucault »Technologien des Selbst« nennt. ...
Obwohl Blogging Schrift ist, hat es etwas Informelles: Wie ein Gerücht verblasst und vergeht es sehr schnell. Und das hat es noch nicht gegeben. Bis vor Kurzem noch herrschte eine äußerst starke Trennung zwischen dem Gespräch, das verweht, und dem schriftlich Notierten. ...
mit den neuen Mobiltelefonen betritt das Internet die Straße. Was dann passieren wird – wir wissen es einfach nicht. ...
... Weil die Entwicklung in ihrer Rasanz der Theoriebildung davonläuft. Es gibt eine wissenschaftliche Forschung, die zwar das technische Verständnis der Prozesse vorantreibt, aber von der kulturellen Seite her völlig versagt. Und es gibt einen enormen Ausstoß an gedruckten Zukunftsvisionen, die aber von Marketingexperten, also letztlich Geschäftsleuten geschrieben werden. Was fehlt, ist eine politische Ökonomie des Internets, ein elementares Bewusstsein der herrschenden wirtschaftlichen Interessen. ...
Meine Hoffnung ist, dass dieselbe Technik, die unser Selbstbild und unsere Vorstellung des Sozialen so massiv verändert, das Soziale zugleich neu hervorbringt. ...

... um das noch mal explizit ins spiel zu bringen, falls es, wegen der aktuellen konjunktur, jemand interessieren sollte, hier.

das war 1997. die anwendung auf blogs bin ich weiter schuldig, ich weiß.

(die bloßen download-zahlen machen mich ja weiterhin perplex: 1739 gerade, ohne dass es irgendwie offiziell veröffentlicht oder sonstwie kundgetan worden wäre. niemand kann davon wissen, eigentlich. die zukunft der literaturwissenschaft, nicht mehr meine natürlich, liegt im netz. so wie natürlich "blog" das konzept des "schreibens" und "ich schreibens" fundamental und irreversibel transformiert hat. das hier ist eine neue epoche, definitiv. like 1773.)

(#) vom tagebuch zum weblog. "Ob wir wohl die Einleitungstexte über Anne Frank, Rainald Goetz, Anke Gröner, Andrea Diener, Hermine Hug-Hellmuth, Dietmar Riemann und Joseph Goebbels bald schon im Schlaf vor uns her murmeln werden…?" danke, klimbim.

(sfb erinnerungskulturen, christiane holm)

dessen rückkehr auch hier gepriesen sei.

was ich mir ja doch sehr wünschen würde, merke ich gerade, wäre, mit überzeugung und energie diesen enormen neuen schreibraum mit auszuloten zu helfen. ich kann das ja nicht. nur eben mit halb melancholischen, halb depressiven randnotizen begleiten. keine kraft, keine zeit, keine lebensform, mit der das gehen würde. echt andere probleme. aber schade.

RSS-metablog von 17 litblog-schreibern, von denen ich nur Herbst kenne. was dann z.B. 15 einträge pro tag ergibt, jeweils als 1 zeile mit link wiedergegeben.

und da erscheint anfang 2008 ein literaturzeitschrifts-heft ("Spatien") zu "literarische weblogs", wieder mit Herbst.

insgesamt immer wieder erstaunlich, wie rührend und zugleich völlig vorbei die "literaten" auch und gerade im Web wirken. ich mag ja ihren enthusiasmus, und keineswegs sind alle dumm, aber sie sind doch sehr fremd. und eigentlich nie das gefühl, dass hier etwas dringliches zur sprache kommt. Herbsts maßlosen selbstversuch hier natürlich ausgenommen.

(#) gedanklich eher uninteressanter aber immerhin vorhandener aufsatz über "die Inszenierung literarischer Modernität im Internet" (goetz, pool, null, herbst, "popliteratur".), erschienen im buch von künzel/schöner über "autorinszenierungen. autorschaft und literarisches werk im kontext der medien".

aber für den forscher zur diaristischen literatur ist diese betriebs-anekdote festhaltenswert:

"Im Juli 2005 hat sich A.N. Herbst bei der Deutschen Bücherei Leipzig um Aufnahme seines Weblogs in die Liste für deren Digitalisierungsvorhaben beworben. Kurz vorher war die Neufassung des Gesetzes über die Deutsche Bibliothek vermeldet worden, die zum Ziel hat, »den Sammelauftrag der Bibliothek auf die als Netzpublikationen veröffentlichten Medienwerke zu erweitern«. ... Antwortmail der Deutschen Bücherei:

»Nach den Informationen in Ihrer Mail beabsichtigen Sie, Ihre Website als Gesamtpublikation und das von Ihnen veröffentlichte Weblog Die Dschungel. Anderswelt anzumelden und zu übermitteln. Die auf Ihrer Website vorgehaltenen Daten geben vor allem Auskunft über Ihre Person und Ihre Aktivitäten. Das Weblog ist eine tagebuchartige Sammlung von persönlichen Notizen, Gedanken und Kommentaren. Bitte haben Sie Verständnis, daß wir unseren Sammelrichtlinien entsprechend diese Website und das Weblog nicht archivieren können.« (Anm.)

Anm.: Die Antwortmail ist gezeichnet mit »i. A. Petra Fischer«. http://albannikolaiherbst.twoday.net/20050729/ (1.10.2005).

http://www.serner.de/blogs/ri/

das ist sylvia egger (köln).
sehr schön: die literaturwissenschaftlichen 2.0 projekte mit delicious und LibraryThing. so etwas sollte ich für mich auch machen.

... der seinerseits zitiert: "Wenn man erzählt, erzählt man nicht von den Dingen und Perioden, in denen alles stillstand, wo alles Stagnation war, Lähmung, Apathie, in der ich mir Aktivität nicht mal vorstellen konnte. Die Erzählung kriegt, fälschlicherweise, auch noch da den Charakter von Aktivität, wo Apathie, Verzweiflung, Lähmung, Angst herrschten. [...] Und nur aktiv kannst du von Apathie überhaupt erzählen, denn als Apathischer kannst du nicht von Apathie erzählen, als Apathischer bist du nur apathisch." (Jörg SCHRÖDER, Siegfried)

dazu notiere ich für mich selbst, dass neuerdings Goetz Herbst liest. interessant in anbetracht der alten herbst/goetz-diskussion, die ich mal hier geführt hatte. und Herbst schreibt, dass ein Innsbrucker uni-projekt seine Dschungel erforscht. wieseo weiß ich da jetzt nichts davon? und kann man das ernstnehmen?

        

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