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jurij m. lotman (R.I.P.)
die grenzen des textes sind die grenzen der welt

 
im rahmen des experiments "wir basteln uns ein eigenes kleines spd-modell, mit 2.0-software" (siehe flaschenpost an wasserhövel) habe ich jetzt geschaut, wie die sich im Web neu erfindende spd aussieht. am interessantesten tatsächlich: Twitter. seit Obama offenbar das kommende große ding auch in der berufspolitiker-community.

auf anhieb bisher 2 gute versuche gefunden, zufällig ausgerechnet aus Bayern, wo ich lebe: @florianpronold (bayr. vorsitzender, relativ jung) [nachtrag: das nehme ich zurück - er hat sich auf riskolose parolen zurückgezogen] und @maly_nuernberg (bürgermeister von nürnberg), der sich dort als harter Dylan-fan entpuppt. [nachtrag: er hat Twitter faktisch eingestellt, mit einem sehr respektablen schluss-tweet] ich verdanke ihm die links zu @BobDylanNews & @DylanTweets, jeweils mit neuesten bootlegs.)

Maly macht das noch etwas selbstverständlicher als Pronold, bei dem die beiseite gesprochenen persönlichen @kommunikationen das interessante sind. (merke: niemand, ausnahmslos niemand, klickt auf links zu wahlkampf-proklamationen. weder in Twitter noch auf homepages.)

über ein Pronold-reply an @hensch dann den schwäbischen versuch, grüne basisgruppen im netz aufzubauen gestoßen, und auf die "DemokratieZweiNull"-website, die allerdings (wie ja auch die Obama-kampagne) eher den Geist Mark Zuckerbergs atmet als den von Twitter. Aber das prinzip Twitter markiert ja die zukunft des Web, nicht das prinzip Facebook.

weil es überhaupt so scheint, dass das Cluetrain Manifesto (lieber englisch lesen) hier in Deutschland nie in vollem umfang angekommen und verstanden worden ist, übrigens auch von den marketingleuten nicht, die es als einzige bisher gelesen zu haben scheinen, hier meine kurzparaphrase der grundidee für deutsche politiker, minus der spezifisch amerikanischem evangelisten-rhetorik, die auf deutsch etwas komisch klingt (aber bei Weinberger, ex-Gagschreiber für den Woody Allen-Comic, grundsympathisch). Hier meine Paraphrase,mit eigenen Ergänzungen: :

"'Parteien' sind ein Stimmengewirr aus vielen Gesprächen, oder sie sind nichts. Wie auch Märkte, wie auch Unternehmen. Solche Gespräche sind offene Kettenraktionen, und sie werden getrieben von irgendeiner Leidenschaft, etwas, das man unbedingt will. (Und weil keine Sau sich mehr getrieben fühlt, SPD-Gespräche zu führen, fühlt sich die SPD so tot an.)

Das Web ist wirklich das Ende von Parteien, wie wir sie kennen, obwohl Twitter in Deutschland halb so viel Nutzer hat wie der Deutsche Kanuverband (so @saschalobo). Das Web ist nämlich nicht das neueste und beste Massenkommunikationsmittel. Es gibt seit der letzten Jahrhundertwende gar keine funktionierenden Massenkommunikationsmittel mehr. (Das gilt auch für den TV-Mainstream, der noch nie etwas vom sozialen Web gehört hat.)

Das so genannte "Web 2.0" wird mit Recht künftig "cloud" heißen, auf deutsch: WebWolke. Und die WebWolke legt schonungslos offen, was eine Person antreibt, weil es nämlich ihr Zu-sich-selbst-Sprechen offenlegt. Es ermutigt uns, sagt Weinberger, "in unserer eigenen Stimme" zu sprechen, die wir noch gar nicht haben, sondern im Web schreibend erst finden -- und eben nicht in der "professionellen" und "geschäftsmäßigen" Stimme, die man uns bisher beigebracht hat, da draußen zu verwenden.

Das soziale Web macht die Stimmen hörbar, und zwar immer: nämlich auch dann, wenn etwa die "professionelle Homepage" keine persönliche Stimme offenlegt. Auch diese zombiehafte Nicht-Stimme ist eine Stimme, die wirkt.

Das Web erzeugt ein Gewirr aus Gesprächen in einem globalen, großtechnischen Maßstab. Es eröffnet einen völlig neuen Raum da, wo die alte Ordnung ein schmerzhaftes Vakuum hinterlassen hat. Den früheren Gesprächsraum im lokalen Umfeld, an den Third Places, in der "Nachbarschaft" der eigenen Pendler-Siedlung ... den gibts nicht mehr. (Ja, natürlich, die Leute telefonieren wie die Irren. Trotzdem.) Das Web ist nicht schuld daran, es ist nur der Ausweg aus dem totalen gesellschaftlichen Verstummen."


jetzt wird es interessant sein zu verfolgen, was die besseren leute in allen parteien in dieser situation machen. ob es ihnen wirklich gelingt, sich selbst im Web neu zu erfinden. das hat ja erstmal mit politischen richtungen noch gar nichts zu tun. in den USA waren die besseren Polit-Blogger, die ich vor jahren mal verfolgt habe, ja diese rechten a la instapundit, die es hier so nicht gibt. (gibts eigentlich faschistische twitterer, deren stimme funktioniert? es spricht ja nichts dagegen, im prinzip.)

bis jetzt habe ich noch keine bemerkenswerten cdu- und fdp-twitterer gefunden. würde ich aber gerne finden, aus erkenntnisgründen. sahra wagenknecht twittert übrigens gut. auf der seite www.wahl.de gibts den Bundestweet-Mash-up.
        

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