... da war praschls thread, in 2003. hier ein digest der vielen vielen kommentare, bei denen fast nur die von praschl selbst zählen, aber man sollte den originalthread trotzdem/deshalb lesen:
"wenn es sich bei weblogs um ein genre (oder wie immer man es nennen soll) handelt, das sich mittlerweile durchgesetzt hat, warum gibt es dann noch nicht das genre der weblog-kritik, -rezension, -review?"
# weblogs sind ein sich selbst belobigendes medium
deshalb muss die kritik von außen kommen. allerdings sind die, die weblogs von außen betrachten, zu oberflächlich oder sie werden irgendwann mal nach innen gezogen und dann müssen sie lobpreisen.
# ich z.b. habe den [anspruch] für mein blog nicht. ich glaube, mich einer rezension zu unterziehen würde bedeuten, mich ernster zu nehmen als ich mich selbst.
# eine weblogkritik könnte zum beispiel die entwicklung, die geschichte, den zusammenhang eines weblogs zu rekonstruieren versuchen. wenn in der blogosphäre weblogs aufeinander reagieren, dann reagieren sie meistens auf das einzelne posting und sprechen selten über das weblog. das weblog ist aber mehr als die summe einzelner postings. es ist eine bewegung, die auf eine bestimmte weise voranschreitet, es ist eine methode, mit gegenständen umzugehen, es ist ein bestimmtes sensorium, es ist ein bestimmter flow, um einen dj-ausdruck zu verwenden, es ist eine bestimmte sprache, es ist vielleicht eine folge von brüchen und neuanfängen, es ist alles mögliche, das die einzelnen postings als surplus übersteigt. darüber ist aber selten die rede. (praschl)
# >Weblog-Kritik: ja, warum nicht, aber auch: wozu das denn?
wozu das denn: vielleicht, um etwas zu erkennen an einzelnen weblogs.
# Das ist sehr schön, stimmt ja alles. Und ist genau der Moment, wo mir mulmig wird, weil das Weblog, so gesehen, mit seiner Entwicklung, der sichtbar werdenden Gefühlswelt, dem Grad der Virtuosität oder Wahrheit, mit seiner Musikalität, kurz: mit allem, was Sie da beschreiben, mehr oder weniger Ausdruck und Abbild des Menschen ist, der dahinter steht, eine Kritik genau dieser Dinge wäre kaum zu trennen von einer Kritik an diesem Menschen, seiner Befindlichkeit, seiner Fähigkeiten. Vielleicht ist es das, was ich bedenklich fände.
# vielleicht ist das Problem, dass eine Weblog-Kritik, mehr noch als eine Literaturkritik, Personenkritik, Personenreview wäre. Bei Büchern etc. kann man ja noch sagen, der hat sich ja absichtlich auf den Marktplatz gestellt. Blogs leben doch eher in einer Zwischenzone ...
# (supatyp:) warum es keine weblogkritik geben kann.
weil: es würde was rezensiert, was ja gar nichts kostet. wo also der rezensent beim leser keine kaufhemmschwelle überwinden oder von einer riskanten anschaffung abraten muss.
es gibt ja auch keine rezensionen vom wetter.
"wenn es sich bei weblogs um ein genre (oder wie immer man es nennen soll) handelt, das sich mittlerweile durchgesetzt hat, warum gibt es dann noch nicht das genre der weblog-kritik, -rezension, -review?"
# weblogs sind ein sich selbst belobigendes medium
deshalb muss die kritik von außen kommen. allerdings sind die, die weblogs von außen betrachten, zu oberflächlich oder sie werden irgendwann mal nach innen gezogen und dann müssen sie lobpreisen.
# ich z.b. habe den [anspruch] für mein blog nicht. ich glaube, mich einer rezension zu unterziehen würde bedeuten, mich ernster zu nehmen als ich mich selbst.
# eine weblogkritik könnte zum beispiel die entwicklung, die geschichte, den zusammenhang eines weblogs zu rekonstruieren versuchen. wenn in der blogosphäre weblogs aufeinander reagieren, dann reagieren sie meistens auf das einzelne posting und sprechen selten über das weblog. das weblog ist aber mehr als die summe einzelner postings. es ist eine bewegung, die auf eine bestimmte weise voranschreitet, es ist eine methode, mit gegenständen umzugehen, es ist ein bestimmtes sensorium, es ist ein bestimmter flow, um einen dj-ausdruck zu verwenden, es ist eine bestimmte sprache, es ist vielleicht eine folge von brüchen und neuanfängen, es ist alles mögliche, das die einzelnen postings als surplus übersteigt. darüber ist aber selten die rede. (praschl)
# >Weblog-Kritik: ja, warum nicht, aber auch: wozu das denn?
wozu das denn: vielleicht, um etwas zu erkennen an einzelnen weblogs.
# Das ist sehr schön, stimmt ja alles. Und ist genau der Moment, wo mir mulmig wird, weil das Weblog, so gesehen, mit seiner Entwicklung, der sichtbar werdenden Gefühlswelt, dem Grad der Virtuosität oder Wahrheit, mit seiner Musikalität, kurz: mit allem, was Sie da beschreiben, mehr oder weniger Ausdruck und Abbild des Menschen ist, der dahinter steht, eine Kritik genau dieser Dinge wäre kaum zu trennen von einer Kritik an diesem Menschen, seiner Befindlichkeit, seiner Fähigkeiten. Vielleicht ist es das, was ich bedenklich fände.
# vielleicht ist das Problem, dass eine Weblog-Kritik, mehr noch als eine Literaturkritik, Personenkritik, Personenreview wäre. Bei Büchern etc. kann man ja noch sagen, der hat sich ja absichtlich auf den Marktplatz gestellt. Blogs leben doch eher in einer Zwischenzone ...
# (supatyp:) warum es keine weblogkritik geben kann.
weil: es würde was rezensiert, was ja gar nichts kostet. wo also der rezensent beim leser keine kaufhemmschwelle überwinden oder von einer riskanten anschaffung abraten muss.
es gibt ja auch keine rezensionen vom wetter.
jurijmlotman - am Montag, 22. Januar 2007, 18:07
goncourt meinte am 22. Jan, 20:12:
Der letzte Kommentar von supatyp ist natürlich aus der zeitlichen Distanz merkwürdig zu lesen. Dass Weblogs nichts kosten, heißt ja nicht, dass sie nicht in eine Ökonomie eingebunden sind.
jurijmlotman antwortete am 22. Jan, 20:41:
das ist ja überraschend, dass antville hier vorbeischaut.
goncourt antwortete am 22. Jan, 22:02:
Ich bin doch gar nicht antville. Und was würde daran überraschen?
frau hitt meinte am 23. Jan, 00:33:
eine wetter-rezension von mit über jörg kachelmann würde mich schon mal interessieren...leider ist sie morgen schon wieder vergessen...
jurijmlotman meinte am 23. Jan, 10:20:
antville: für mich,
... aus der peripherie, war goncourt immer "antville-kultur". im sinne von "suhrkamp-kultur" (zu der man auch gehören kann, wenn man woanders hingeht). highbrow, auf eine sympathische weise. und "überraschend" eben wegen des peripherie-gefühls im allgemeinen und der annähernden inaktivität dieses blogs im letzten jahr im besonderen.