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jurij m. lotman (R.I.P.)
die grenzen des textes sind die grenzen der welt

 
[das war ein kommentar im DNAdigital-Netzwerk, weil die sich auf der Cebit mit Wasserhövel getroffen haben. Hier heimgeholt, zum künftigen verlinken.]

"vermutlich bin ich hier als digital native's papa und SPD-karteileiche seit ich 17 bin besonders berufen zu kommentieren, weil ja die SPD die digital natives-generation, was immer das ist, genau überhaupt nicht mehr interessiert.

übrigens kann man das sicher auch auf die anderen parteien übertragen. interessanter weise war ja der bisher einzige (!) moment, in dem das Web die deutsche politik wirklich verändert hat, bei der CSU: als die leute sich Stoiber-video-links per e-mail schickten und als zugleich Gabriele Pauli ein paar hundert kommentare von normalbürgern - nicht digital natives! - in ihrem web 1.0-gästebuch sammelte. das hat genügt, um die alte parteistruktur zum einsturz zu bringen. die SPD wird früher oder später ähnliches erleben.

was müsste geschehen? im grunde ist es einfach zu erkennen (aber sehr schwer zu tun): web 2.0-graswurzel-debattierclubs über das ganze land verteilen. ich war genau einmal in meinem kleinstädtischen ortsverein, nach einer der vielen desaströsen bayerischen wahlniederlagen, weil ich dachte, jetzt könnte vielleicht so etwas wie umdenken stattfinden. es waren nette leute, alle überbleibsel aus den 1970er jahren, aber sie haben darüber geredet, dass beim infozustand zu wenige kugelschreiber waren. (kein witz jetzt!)

außer mir war ein ingenieur zum ersten mal da, auch nicht wirklich jung, aber engagiert, und der wollte ebenfalls an einer großen gesellschaftlichen veränderung mitwirken, nicht im stadtrat über tempo30-zonen debattieren. den hat man komplett ignoriert, der kam nie wieder.

das ist genau das, wozu blogs+wikis+mashups gut sein könnten. was man also braucht: auf ortsverein-ebene ein 2.0-netzwerk von unten nach oben aufbauen, das eben NICHT wie in den grauenhaften "roten wahlkampfblogs" und "meinespd.de" sich in punktlosem prospektsprech der allerletzten hartgesottenen parteimitglieder besteht.

ich glaube, dass diese leute selbst das nicht wollen. sie haben nur keine andere sprache. sie *wollen* an ernsten debatten mitwirken. sie haben nur keine ahnung mehr, wie das geht. diese diskussionskultur müsste man neu aufbauen. das ist mindestens so schwer wie das in unternehmen zu tun.

sogar meine eltern (beide über 70 und SPD-aktivisten seit 1961) wollen ja jetzt bloggen. ich habe ihnen gerade erklärt, dass und wie man die dörfliche Agenda21-arbeitsgruppe auf Web 2.0 basis digital spiegeln könnte. Twitter fanden sie sehr interessant.

das heißt: man muss das We Are the Media ernst nehmen, man muss die echten, ernsten, großpolitischen und ungelösten themen ins zentrum stellen (nicht ob die arbeitslosenversicherung um 0,2 prozentpunkte gesenkt werden kann). eine digitale diskussionskultur, bei der dann graswurzel-manifeste verabschiedet werden, zum klimawandel, zur "bildung" (katastrophal inhaltsleere texte dazu auf http://www. wahlkampf09.de, übrigens), zum tod der alten großindustrie, zu was weiß ich. undsoweiter. ein großes thema.

abschließend noch einmal selbstzitat aus meinem profil in "meinespd.de", als flaschenpost an den genossen Wasserhövel:

"das gefühl: so brav darf politik nicht sein. so rückwärtsgewandt. so reihenhäuslerisch. so staatssekretärshaft-beamtenmäßig. politik muss zwei historische schritte voraus denken und entwürfe für eine neue gesellschaft vorgeben. nicht verzweifelt versuchen, die goldenen 1970er jahre zu konservieren. was mich ja auch beim ersten SPD-blogversuch schon gestört hat: dieser biedermeierliche und treuherzige ton."
        

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