... Uwe Theel in der freitag antwortet auf einen neuen Müntefering-text, in dem es darum geht, was eigentlich 'links' ist.
Müntefering versucht, den bürgerlichen Individuum-begriff als grundlage für links-sein zu verkaufen: die "freiheit":
"Vor der Gesellschaft kommt das Individuum. Das Individuum steht im Zentrum der linken Idee. Freiheit ist der unbedingte Respekt vor dem Individuum, vor jedem einzelnen Menschen gleicher Weise."
die frage ist natürlich, was damit gerechtfertigt werden soll. und Theel deckt die wunde stelle auf: "einen etwaigen Unterschied zum bürgerlichen Begriff des Individuums und seiner Freiheit deutet Müntefering nicht einmal an".
der streitpunkt ist eigentlich, ob man [wie Müntefering] den status quo zum ziel der geschichte erklärt und nur noch etwas daran herumbasteln will, oder ob man glaubt, dass die existierende demokratische gesellschaft keineswegs auch nur ansatzweise befriedigend die erfüllung der möglichkeiten für möglichst alle beteiligten menschlichen individuen bedeutet.
meine eigene antwort auf diese frage (in diesem blog hier) ging ja aus vom humanismus: der individuelle mensch steht im mittelpunkt, der/die seine/ihre würde und die realisierung der menschlichen möglichkeiten aber eben nicht bereits hat, sondern erst durch soziale beziehungen, kommunikationen und aufbau von formen & institutionen verwirklicht.
Theel bringt ein schönes Marx-zitat zur notwendig sozial & historisch bedingten individualität.
"Die Individuen sind immer und unter allen Umständen von sich ausgegangen, aber da ihre Bedürfnisse,... und die Weise, sie zu befriedigen, sie aufeinander bezog (Geschlechtsverhältnis, Austausch, Teilung der Arbeit), so mussten sie in Verhältnisse treten.
Da sie ferner nicht als reine Ichs, sondern als Individuen auf einer bestimmten Entwicklungsstufe ihrer Produktivkräfte und Bedürfnisse in Verkehr traten, in einen Verkehr, der seinerseits wieder die Produktion und die Bedürfnisse bestimmte, so war es eben das persönliche, individuelle Verhalten der Individuen ... zueinander, das die bestehenden Verhältnisse schuf und täglich neu schafft.
… die Entwicklung eines Individuums [ist]durch die Entwicklung aller anderen, mit denen es in direktem oder indirektem Verkehr steht, bedingt ... die verschiedenen Generationen von Individuen, die miteinander in Verhältnisse treten, [haben] einen Zusammenhang unter sich ... die Späteren in ihrer physischen Existenz [sind bedingt] durch ihre Vorgänger [und übernehmen] von ihnen akkumulierten Produktivkräfte und Verkehrsformen" ... (Dt. Ideologie)
Müntefering versucht, den bürgerlichen Individuum-begriff als grundlage für links-sein zu verkaufen: die "freiheit":
"Vor der Gesellschaft kommt das Individuum. Das Individuum steht im Zentrum der linken Idee. Freiheit ist der unbedingte Respekt vor dem Individuum, vor jedem einzelnen Menschen gleicher Weise."
die frage ist natürlich, was damit gerechtfertigt werden soll. und Theel deckt die wunde stelle auf: "einen etwaigen Unterschied zum bürgerlichen Begriff des Individuums und seiner Freiheit deutet Müntefering nicht einmal an".
der streitpunkt ist eigentlich, ob man [wie Müntefering] den status quo zum ziel der geschichte erklärt und nur noch etwas daran herumbasteln will, oder ob man glaubt, dass die existierende demokratische gesellschaft keineswegs auch nur ansatzweise befriedigend die erfüllung der möglichkeiten für möglichst alle beteiligten menschlichen individuen bedeutet.
meine eigene antwort auf diese frage (in diesem blog hier) ging ja aus vom humanismus: der individuelle mensch steht im mittelpunkt, der/die seine/ihre würde und die realisierung der menschlichen möglichkeiten aber eben nicht bereits hat, sondern erst durch soziale beziehungen, kommunikationen und aufbau von formen & institutionen verwirklicht.
Theel bringt ein schönes Marx-zitat zur notwendig sozial & historisch bedingten individualität.
"Die Individuen sind immer und unter allen Umständen von sich ausgegangen, aber da ihre Bedürfnisse,... und die Weise, sie zu befriedigen, sie aufeinander bezog (Geschlechtsverhältnis, Austausch, Teilung der Arbeit), so mussten sie in Verhältnisse treten.
Da sie ferner nicht als reine Ichs, sondern als Individuen auf einer bestimmten Entwicklungsstufe ihrer Produktivkräfte und Bedürfnisse in Verkehr traten, in einen Verkehr, der seinerseits wieder die Produktion und die Bedürfnisse bestimmte, so war es eben das persönliche, individuelle Verhalten der Individuen ... zueinander, das die bestehenden Verhältnisse schuf und täglich neu schafft.
… die Entwicklung eines Individuums [ist]durch die Entwicklung aller anderen, mit denen es in direktem oder indirektem Verkehr steht, bedingt ... die verschiedenen Generationen von Individuen, die miteinander in Verhältnisse treten, [haben] einen Zusammenhang unter sich ... die Späteren in ihrer physischen Existenz [sind bedingt] durch ihre Vorgänger [und übernehmen] von ihnen akkumulierten Produktivkräfte und Verkehrsformen" ... (Dt. Ideologie)
jurijmlotman - am Montag, 31. Mai 2010, 13:41