... hier praschl zum thema:
"[12] Noch kränker als das NRW-Ergebnis und die vorgezogenen Neuwahlen macht mich schon jetzt, dass ich genau weiss, wie Praschl (also ich) auf diesem Weblog den Wahlkampf zu den vorgezogenen Neuwahlen begleiten wird. Kleineres Übel, yeah right, Zerknirschung über eigenen Politikekel, yeah right, jede Kapitalismuskritikwiederaufnahme klugscheisserisch verhöhnen, yeah right, blablabla, und genau jetzt hab ich mir auch noch den allerletzten noch verbliebenen Meta-Trick verhagelt. Na toll.
[13] Move on up. You gotta move on up. Move on up. You gotta move on up."
"[12] Noch kränker als das NRW-Ergebnis und die vorgezogenen Neuwahlen macht mich schon jetzt, dass ich genau weiss, wie Praschl (also ich) auf diesem Weblog den Wahlkampf zu den vorgezogenen Neuwahlen begleiten wird. Kleineres Übel, yeah right, Zerknirschung über eigenen Politikekel, yeah right, jede Kapitalismuskritikwiederaufnahme klugscheisserisch verhöhnen, yeah right, blablabla, und genau jetzt hab ich mir auch noch den allerletzten noch verbliebenen Meta-Trick verhagelt. Na toll.
[13] Move on up. You gotta move on up. Move on up. You gotta move on up."
jurijmlotman - am Samstag, 28. Mai 2005, 16:52 - Rubrik: die spd neu erfinden
frau hitt meinte am 29. Mai, 15:42:
bei tinowa gefunden:
"Schwarz-Rote Zukunft Irgendwann wird jemand sagen können: Mit dem Aufstieg der Eintracht fing alles an: Schwarz-Rot im Aufwind.
Auch in der Politik. Was sonst könnte Hintergrund der Neuwahlen sein?"
Der Tag des Aufstiegs der schwarz-roten = der Eintracht war tatsächlich der nicht mehr zu verleugnende Untergang von Rot-Grün. Aber im Aufstieg der Eintracht bzw. ihrer Farbigkeit die Zukunft des gesamten Landes lesen??? Aber vielleicht könnte man dann das Motto der Frankfurter wieder aufgreifen:"Wir sind wieder erstklassig".
Aber irgendwie macht sich Resignation breit, denn Rot in der Opposition kann eigentlich auch nichts gescheites bringen... und als kleiner Partner der CDU nur noch eine Verlängerung des nicht neu denken wollen und des Machthungers.
jurijmlotman antwortete am 29. Mai, 21:23:
die jusos früher, ...
.. gerd wird sich erinnern, hatten für das was ich meine das wort "doppelstrategie". das galt als ganz ganz gemein und zynisch, war aber in einer volkspartei, die ja per definitionem alles irgendwie aufnehmen können muss, eigentlich ganz normal. so lange der große träge partei-tanker eh tut was er muss (auf die klippe laufen, schweröl ins politische ökosystem gießen, ...) müssen die kleinen beweglichen zellen halt vorsorgen, vordenken und neue revolutionäre strukturen aufbauen. und weil das innerhalb der alten strukturen nicht geht (niemals geht: in der universität genausowenig), in denen man aber trotzdem mitmachen müsste (doppelt eben), muss ein bypass for the petrified heart gefunden werden. da ist es fast schon wurscht, ob opposition oder junior-koalitionär. was jedenfalls keinesfalls mehr geht: nächste-wahlen-gewinnen als zwangskorsett. erstes taktisches ziel: die dumfe pseudo-alternative zwischen schröder (neue mitte) und "soziale gerechtigkeit"-flügel (alte linke) systematisch außer kraft setzen, lächerlich machen, ideologischen spielraum eröffnen für die ganz-anderen-positionen, um die es gehen muss. die vorarbeit von der vorarbeit, frustrierender weise, aber irgendwann muss es ja losgehen.
agrypnia antwortete am 31. Mai, 14:43:
Meta-Hölle
Villepin ist Premier. D.h. Sarkozy wird wohl Präsident werden. Die Achse, die Europa in den nächsten Jahren prägen wird: Merkel-Sarkozy-Brown. Für die große Mehrheit der europäischen Bürger wird es so nicht einfacher werden -- für die politwirtschaftliche Elite aber auch nicht (Wie Sarkozy dann seine Schäfchen angesichts des absehbaren Dreiers Merkel-Brown-Bush bei der Stange zu halten plant, wird interessant zu sehen sein -- denn Browns ausgedrückte Vorliebe für möglichst schnelle Truppenabzüge war ja nichts weiter als ein innenpolitisches Beifallheischen aus sicherer Position.) Es ist zu erwarten, besonders angesichts _dieser_ europapolitischen Perspektiven, dass der gesamteuropäische ideologische Bankrott (und zwar beider Säulen der jüngeren europäischen Kultur: Bürgertum und Sozialdemokratie) _noch_ weiter fortschreiten wird. Der ganze Parteienapparat von "alt" bis "neu" und "links" bis "rechts" wird uns, zumindest, was die Großparteien angeht, über kurz oder lang um die Ohren fliegen. Und die daraus erwachsende frustrationsinduzierte demokratiepolitische Demenz bei den Wählern (egal in welchem Land; und: ich meine hier nicht das Nein der Franzosen) wird weiterhin grassieren.
Fragen:
(1) Bringt es vor diesem Hintergrund tatsächlich noch etwas, Parteien von innen heraus neu erfinden zu wollen?
(2) (auf europäischer Ebene): was könnte außerparlamentarische Opposition heißen, wenn da kein ernstgenommenes Parlament ist?
(3) (ad "Doppelstrategie"): Können traditionelle, nationalstaatliche Parteien mit Grassroots-Bewegungen kurzgeschlossen werden? (Ich nehme an, Deine Antwort wäre positiv?)
jurijmlotman antwortete am 31. Mai, 15:11:
gute fragen ...
... natürlich, und die rhetorische vorgabe hier (wie im leben überhaupt) ist ja zweckpessimistisch-positiv. was sonst. (1) muss halt. es ist einfacher, innerhalb einer partei zu operieren (geistig/kommunikativ) als innerhalb von "die gesellschaft". aber eben natürlich nur als teil einer strategie, die die verschwenderische energie, die dazu nötig wäre, nicht aus diesem prozess nehmen will, sondern eben von außen: doppel, multi ... außerdem nötig als korrektur der eigenen position:
es stimmt ja nicht, dass die braven leute in den parteien apriori abzuschreiben sind. die sind schon meinesgleichen, nur halt ganz woanders.
(2) EU-außerparlamentarische Opposition: ja genau, die braucht es. wieso kann ich mich (außerhalb von Attac) nicht politisch mit gleichgesinnten europäern zu losen diskurs-formationen zusammenschließen? wieso kann ich nicht von der euphorie, sagen wir, in polen oder estland profitieren? welche struktur braucht es dazu, und wie könnte man die schrittweise aufbauen. grassroots, natürlich, geht eh nur so.
(3) die parteien selbst nicht, können nicht und sollten auch gar nicht. die parteien, wie ich das verstehe, müssen als spielfeld aufgefasst werden. ich bin ja nicht spd-mitglied, seit 25 jahren, komplett inaktiv aber mit überzeugung, weil ich meine seele verkauft habe, sondern weil ich sage: wenigstens in der theorie ist damit das gesellschaftliche feld bezeichnet, in dem ich mir gehör verschaffen müsste, wenn ich politisch etwas bewegen wollte. wenn ich mich mit den leuten da nicht verständigen kann, mit wen dann? (außerhalb unserer subkultur)
(4) wie? ja, mir fällt halt jetzt auch nichts anderes ein: media, blogs, grassroots, weinberger&co, emerging democracy, smartmobs und meet-ups ... der ja dann doch sympathische US-drive, wie in den etwas doofen, aber doch netten hollywood-filmen im tom-hanks-stil. das dann kombiniert mit der schwarz-weiß-tv ho-ho-ho-chi-minh-theorietrunkenheit der 60er, im laufschritt auf dem information super highway ...
um die ohren fliegen: ich denke das dauert noch. bis dahin weiteres allmähliches absenken der demokratischen betriebstemperatur, die eh schon nur noch minimale teilchenbewegung erlaubt. andererseits ist das natürlich keineswegs sicher: ich habe ja immer gedacht, dass sich allgemein dinge nicht ändern in meiner ära, und es hat auf überraschende weise dann doch nicht ganz gestimmt.