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jurij m. lotman (R.I.P.)
die grenzen des textes sind die grenzen der welt

 
das halb-strukturierte lautlose murmeln-zu-sich-selbst, das im kopf sich weitertreibt. der zustand, bei dem ich am meisten bei mir selbst bin. der wahrscheinlich "ich selbst" ist. wie heißt das? gibt es da ein wort dafür? mir fällt beim besten willen nichts ein. was es nicht ist: "nachdenken", "selbstgespräch", "bewußtseinsstrom".

das Web (2.0) ist diejenige schrift-plattform, die diesem zustand am besten entspricht.
mediumflow meinte am 23. Mai, 09:40:
Stimmt. Ähnlich wie Impuls-SMS unser erste technische Annäherung an Telepathie gewesen sein werden (Twitter u.ä. eine weitere).

*

Die drei erwähnten Begriffe - der moderne Bewußtseinsstrom, das romantisierende Selbstgespräch, das antikische Nachdenken - waren dann wohl wo eine Art von selbstüberhöhender Benennungsversuche der abendländischen Kultur?

Versuche, die im Laufe der Zeit aber immer mehr von in ihrer anthropozentrischen Eitelkeit gekränkt wurden, dass Menschen nur klare Argumenten, Sätzen und Begriffen denken und äußern können.

Womöglich - horribile dictu! - *denken* Menschen in diesem engeren Sinne etwa nur selten, meistens gar nicht - vielleicht: Nie?! ;)

Empfindungsströme brauchen erstmal gar keine Worte. 
goncourt meinte am 24. Mai, 15:56:
Ich musste an das Wort "soliloquo" (-quy?) denken — verwandt mit dem Selbstgespräch, aber gelöster (das Gespräch mit sich selbst hat Gesprächskonventionen) — etwas regelloser und nicht angewiesen auf irgendeinen Adressaten.

Hier wird seine Funktion im Drama beschrieben, der Ausdruck kommt aber nicht unbedingt von da.

Fällt mir vielleicht ein, weil es in der Musik öfter vorkommt, das Musikalische passt dazu irgendwie.

Edit: ich sehe gerade, Sie hatten das Wort schon in Erwägung gezogen. (Ich sehe aber einen Unterschied in den Bedeutungen: Mit-sich-selbst-sprechen und Alleine-sprechen) 
jurijmlotman meinte am 25. Mai, 18:44:
aufrichtigen dank ...
"die drei erwähnten Begriffe - der moderne Bewußtseinsstrom, das romantisierende Selbstgespräch, das antikische Nachdenken" - cool. so klingt das, als stünde es in den aufzeichnungen mindestens von Canetti. außerdem auf anhieb überzeugend.
soliloquy - gabs das schon vor dem drama? (welchem eigentlich? Shakespeare, klar. aber schon im Jesuitendrama?)
gabs das sagen wir bei Augustinus? (keine ahnung.) und wie verhält sich das zu "kontemplation", oder auch zu "sich erinnern", was ja eigentlich nur in sprache geht? hat da noch niemand einen foucault-istischen aufsatz dazu geschrieben? den *müsste* es doch längst geben.
dass niemand so denkt, wie man sich "denken" so vorstellt: das leuchtet mir auf der stelle ein. was der "empfindungsstrom" genau sein soll, müsste man noch phänomenologisch zergliedern. müsste Husserl doch gemacht haben, oder? (keine ahnung.) 
jurijmlotman antwortete am 25. Mai, 18:48:
"der moderne Bewußtseinsstrom, das romantisierende Selbstgespräch, das antikische Nachdenken" ... > "das postmoderne Murmeln"? ("Murmur" klingt besser, keine ahnung wie das auf französisch heißt?) 
goncourt antwortete am 26. Mai, 20:59:
Augustinus: Soliloquia ;)

Heißt im romanischen Sprachraum tatsächlich einfach "Selbstgespräch". Ich habe noch mal nachgesehen, weil mir die letzten Vokale immer so nett durcheinander kommen: ital. soliloquio, engl. soliloquy, port. solilóquio — wenn man das Wort "Selbstgespräch" im Italienisch-Wörterbuch nachschlägt, taucht sofort soliloquio auf, nicht monologo (monoloque, monólogo scheint bei den anderen Sprachen näherliegend). Es käme mir plausibel vor, wenn es in der englischen Theatertradition aus der italienischen ererbt worden wäre — wo das wiederum ein Wort aus dem allgemeinen Wortschatz ist. 
        

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