"In Musikzusammenhängen läßt sich zumindest die Illusion des Gegenwärtigen schon rein technisch immer noch schneller herstellen. Heute aufnehmen, morgen als Tonträger rausbringen. Schreiben ist langsamer, und auch die stilistische Flexibilität der Rezipienten ist bei Literatur viel geringer als im Musikbereich. Aber prinzipiell läßt es sich natürlich genauso schnell denken und schreiben. Mit Gegenwart meine ich im Grunde genommen auch einen nicht-nostalgischen Umgang mit den issues. Sich also wirklich darauf verlassen, was jetzt gerade läuft, und sich darauf einlassen, auch hart an der Grenze zum vielleicht Modischen entlangzuschreiben. Ich glaube, daß immer noch achtzig Prozent aller Literatur auf Erinnerungsprozessen fußt, und nicht versucht, die Gegenwart zu begreifen. Erinnerungsliteratur ist immer auch irgendwie Verständigungsliteratur - mit denen, die auch gerade alt geworden sind und sich möglichst der gleichen Dinge erinnern sollen. Und das versuche ich zu umgehen. Das ist eine billige Aufgabe, die Literatur schon allzulange erfüllt. Von daher sind auch viele dieser sogenannten Pop-Texte nichts anderes als Nostalgie."
meinecke, 1998, im interview mit eckhard schumacher, der eben erst jetzt gerade (in der literatur-zeitrechnung) oder vor ewigkeiten (in der web-zeitrrechnung) ein seminar in münchen zur "ecriture de soi von montaigne bis goetz" mit-veranstaltet hat. [wissenschaftlich gesehen ganz falsch: (a) komparatistische mischung von kulturen; (b) eklektizistische mischung von epochen - da kann ja nur verschwurbeltes rauskommen.] not to self: meineckes "netznotizen" nochmals nachholen, die mich ja nicht elektrisieren, aber doch sehr zu interessieren haben.
meinecke, 1998, im interview mit eckhard schumacher, der eben erst jetzt gerade (in der literatur-zeitrechnung) oder vor ewigkeiten (in der web-zeitrrechnung) ein seminar in münchen zur "ecriture de soi von montaigne bis goetz" mit-veranstaltet hat. [wissenschaftlich gesehen ganz falsch: (a) komparatistische mischung von kulturen; (b) eklektizistische mischung von epochen - da kann ja nur verschwurbeltes rauskommen.] not to self: meineckes "netznotizen" nochmals nachholen, die mich ja nicht elektrisieren, aber doch sehr zu interessieren haben.
jurijmlotman - am Dienstag, 28. Februar 2006, 11:46 - Rubrik: neue deutsche literatur