"In vielen Blogs wird jetzt die grundlegende Erfahrung des Schreibens gemacht, dass das vom eigenen Erleben berichtende Schreiben solange gut geht und gut klingt, welteröffnend und erfahrungsbildend wirkt, solange die Ichfigur sich selbst und ihrem Berichten gegenüber eher blind bleiben kann. Resonanz, Reaktionen, Kommentare stören diese Selbstunsichtbarkeit, zerstören das Automatische, das selig Textmaschinenhafte, das das Schreiben anfangs haben kann."
glaub ich nicht recht. blogs, wie ich sie kenne, sind eher nicht selbstvergessen, und bestehen ja eben nicht einfach aus "vom eigenen Erleben berichtenden Schreiben". auch bei den normalos sind das eher ziemlich auto-reflexive "selbst"-konstruktionsmaschinen, und zwar erstaunlich selten im blöden sinn von posing.
das resultierende selbst ist eigentlich immer irgendwie interessant, weil eben halb-bewusst aus text gebaut: relativ abstrakt und stark elliptisch. eine halb-bewusstheit, würde ich sagen, ist überhaupt das, worauf dieses schreiben zielt. aber eine, die sich selbst genügt und weder zurück ins nicht-bewusste will noch vorwärts ins bewusste.
der rest stimmt natürlich auf klassikerhaft-zeitlose weise:
"Beim Plappern und Schnattern muss der Text bleiben und trotzdem die Last seiner selbst, des Geschriebenseins fühlen und benützen, fürs Weiterdenken ausbeuten können. So eingesetzt treibt Text das Erlebte über das Gewusste hinaus, dieser Surplus wird beim Schreiben als Glücksgefühl spürbar, später auch dem Leser. Springt der Text nicht auf diese Art um in etwas Neues, vor dem Schreiben noch nicht Gewusstes, so nicht Geplantes oder Gedachtes, bleibt er stumpf. Text ist ein experimentelles, entdeckerisches Instrument, von geburts wegen jung und heldisch aufgelegt, eine siebenfach tertiäre Naivität sei der Raum seiner Glücke, die Hut ihrer -"
ja und amen. dass mich das glücklich macht, so etwas zu lesen, zeigt, dass ich meine literatur-vergangenheit nicht überwunden habe. ich kann nur eben nichts mehr konstruktives mit ihr anfangen in dieser punktlosen scheißkultur, in der zu leben ich verdammt bin. was macht eigentlich praschl, by the way? ich habe mir sein relaunchtes matador-sexheft immer noch nicht gekauft, wollte das aber ja unbedingt tun. morgen am freisinger bahnhof.
glaub ich nicht recht. blogs, wie ich sie kenne, sind eher nicht selbstvergessen, und bestehen ja eben nicht einfach aus "vom eigenen Erleben berichtenden Schreiben". auch bei den normalos sind das eher ziemlich auto-reflexive "selbst"-konstruktionsmaschinen, und zwar erstaunlich selten im blöden sinn von posing.
das resultierende selbst ist eigentlich immer irgendwie interessant, weil eben halb-bewusst aus text gebaut: relativ abstrakt und stark elliptisch. eine halb-bewusstheit, würde ich sagen, ist überhaupt das, worauf dieses schreiben zielt. aber eine, die sich selbst genügt und weder zurück ins nicht-bewusste will noch vorwärts ins bewusste.
der rest stimmt natürlich auf klassikerhaft-zeitlose weise:
"Beim Plappern und Schnattern muss der Text bleiben und trotzdem die Last seiner selbst, des Geschriebenseins fühlen und benützen, fürs Weiterdenken ausbeuten können. So eingesetzt treibt Text das Erlebte über das Gewusste hinaus, dieser Surplus wird beim Schreiben als Glücksgefühl spürbar, später auch dem Leser. Springt der Text nicht auf diese Art um in etwas Neues, vor dem Schreiben noch nicht Gewusstes, so nicht Geplantes oder Gedachtes, bleibt er stumpf. Text ist ein experimentelles, entdeckerisches Instrument, von geburts wegen jung und heldisch aufgelegt, eine siebenfach tertiäre Naivität sei der Raum seiner Glücke, die Hut ihrer -"
ja und amen. dass mich das glücklich macht, so etwas zu lesen, zeigt, dass ich meine literatur-vergangenheit nicht überwunden habe. ich kann nur eben nichts mehr konstruktives mit ihr anfangen in dieser punktlosen scheißkultur, in der zu leben ich verdammt bin. was macht eigentlich praschl, by the way? ich habe mir sein relaunchtes matador-sexheft immer noch nicht gekauft, wollte das aber ja unbedingt tun. morgen am freisinger bahnhof.
jurijmlotman - am Sonntag, 22. April 2007, 22:08 - Rubrik: goetzblog