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jurij m. lotman (R.I.P.)
die grenzen des textes sind die grenzen der welt

 
lieber björn böhning,

ohne jetzt die parteiinternen taktik-spielchen zu kennen oder auch nur kennen zu wollen, und wenn ich mal den konkreten thematischen anlass hier ausklammere (dazu ist eh alles gesagt):

ist nicht diese ganze geschichte, und zwar seit anfang des jahres, ein lehrstück dafür, dass nicht nur die SPD, sondern die parteiendemokratie in dieser ganz ganz alten form ebenso dem untergang geweiht ist wie, nur zum beispiel jetzt, die papierpresse-wie-wir-sie-kannten?

also dieses im lauf dieser angelegenheit sichtbar gewordene unfassbare ausmaß an dilettantismus, desinteresse, das nicht-aufbringen jeder ernsthaftigkeit bei der beschäftigung mit (komplizierten) politischen sachfragen, das überdies auch noch anfängerhafte spin-doktoren-gewurschtel, bis man über die eigenen füße fällt, die parteitag-regie-geschäftsordnungsintrigen von 70jährigen , das konservative beharren auf einer heruntergekommenen, schmierigen und zugleich herablassenden “die Menschen”-rhetorik, anstatt die leute in diesem land als bürger (cityoens) ernst zu nehmen und zu fordern …

kurz gefragt: wie wird die rolle von parteien in 10 jahren aussehen, wenn münte endlich in rente ist? was ist die vision der generation der 31jährigen vollprofis, die von jung auf gleich parteipolitik studiert haben? das ist wohlgemerkt eine ernst gemeinte frage: ich würde das gern wissen.

(war kommentar zum "Offenen Brief" Boehnings wg. SPD-haltung zum netzsperren-gg.-kinderporno-gesetz. großartig natürlich, dass die hinter-den-kulissen-vorgänge jetzt so offen sind: siehe anlage in den kommentaren hier.)
jurijmlotman meinte am 18. Jun, 09:05:
hierher kopiert aus der diskussion um den Offenen Brief in Boehnings Blog (unter "kommentare"):

Jan Moenikes sagt:
16. Juni 2009 um 15:51

Liebe Julia Seeliger,
als einer der dabei war, lass Dir gesagt sein: Es war genau so, wie es Björn geschildert hat. Das Parteitagspräsidium hat seine Wortmeldung für eine Aussprache und Abstimmung über den “Nicht-Befassungs”-Vorschlag der Antragskommission schlicht ignoriert und unseren Initiativantrag “en bloc” ohne Aussprache zu den Akten geschickt. In der Tat: Das die sich das gegenüber einem Mitglied des Parteivorstandes trauen, hat auch mich überrascht.

Zwischenrufen und Nachfragen gegen dieses m.E. unmögliche Verhalten half übrigens auch nicht: Das Tagungspräsidium hatte dann bereits den Kanzlerkandidaten zur Schlussrede auf die Bühne gerufen…

Beste Grüße,
Jan Mönikes 
        

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