... für die Linke sind AGENTEN des sozialen/historischen/politischen Prozesses nicht Individuen („bourgeoise“ Ideologie), sondern offene, dynamische, spannungsreiche Systeme, d.h. genauer: systemische Felder. Die Linke ist individualistisch, weil Individuen nötig sind um offene, dynamische, spannungsreiche Systeme zu erzeugen. Sie ist da anti-individualistisch, wo Individualismus zur Ideologie wird (Bourgeoisie-als-Zusammenschluss-vernünftiger-Subjekte, Kapitalismus-als- Wettbewerb, Konsum-als- Selbstverwirklichung). Individuen sind hier Systeme verwoben in andere Systeme (die Sprache, das System von Konsum/Prestige, die Wirtschaft, die Medien, die (Sub-)Kulturen, u.v.a. kleinere Systeme). Das „soziale System“ wird nicht mehr als Organisation gedacht (Militär, Gewerkschaft, Partei), sondern als Netzwerk. Als mediale Organisation von Zeichen-Ereignissen (nicht: von Individuen). Die Linke ist dann ins Inhumane umgeschlagen, wenn der Begriff des Systems falsch war (reduktionistisch, geschlossen).
jurijmlotman - am Montag, 25. Juli 2005, 10:11 - Rubrik: die spd neu erfinden