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jurij m. lotman (R.I.P.)
die grenzen des textes sind die grenzen der welt

 

Theorie oder Wahnsinn (ist eh dasselbe)

ankündigung: "wenn ich zeit habe", schmarren, wenn ich selbstzerstörerisch stundenlang eigensinniges zeug tue statt sozial verwertbares hervorzubringen, werde ich dann also meine notizen zum alten projekt online stellen, in dem es darum geht, ausgehend von foucault und greil marcus die semiosphäre als eigendynamische kettenreaktion/feld/zirkulationsschleife von aussage-ereignissen zu beschreiben. also nicht als austausch von texten oder zeichen, nicht als herkömmliche konversation von menschen, auch nicht als geistiger austausch von gedanken und ideen. so, dass es nicht nur fürs web2.0, sondern auch für "die medien" insgesamt und letztlich eben fürs leben selbst gilt. im grunde sehr schlicht, aber mir ist es sehr lange einfach nicht gelungen, das von diesem pol aus aufzubauen. jetzt gings plötzlich. dass es dann trivial wirken oder sein könnte, muss akzeptiert werden.

Ein Versuch mit den "wirklich gesagten Dingen", die an sich erst jetzt sichtbar werden, abgelöst vom sprechenden Körper *und* abgelöst vom glatten weißen Papier in einem eigenartigen neuen Raum.

Abstrakter und "geschriebener" als das körperlich Gesagte. Und gesagter/körperhafter/hier&jetztiger als der papier-geschriebene text.

Foucault musste ja noch den gesprochenen Worten und den geschriebenen Sätzen Gewalt antun, sie aus dem Zusammenhang reißen, damit sie sich als "Aussagen" zu erkennen gaben, als Zeichen-Ereignisse, die eben weder die Dinge sind, die *darin* geäußert werden, noch die Menschen, die sie äußern.

Der Web-Autor, neinnein, der Web-Schreiber, nein, der Web-Sprecher, nein, der web-Mensch, neinnein, also was nun, der/die Webbie halt, oder Webberer, Weber?

Der Weber also spielt mit Aussagen, mit statement-events, mit "wirklich geäußerten Zeichen", die allerdings den Körper gelöscht haben und nur gelegentlich zitathaft wieder einführen, damit die Aussage die Materiehaftigkeit bekommt, die sie braucht.

Ein Spiel mit Geschichte auch. Eine Aussage wird hingestellt, hingemurmelt, eine andere gesellt sich dazu, seltsame Patterns und Figuren deuten sich an, lösen sich auf, verstärken sich wieder, bis die Strukturen unübersehbar werden, und dann fängt man besser was Neues an.

Andere Aussage-Spielfelder, außerhalb des Web: Das seltsame Folk-America, das Greil Marcus beschreibt, in dem seltsame Zeilen und seltsame Songs und seltsame Stimmen herumspuken. Und was mit ihnen passiert, wenn sie ins neu gebildete Schallplatten-Web geraten. (Vermutlich auch mit Popmusik-Aussagefeldern spielbar, R'n'B in den 50ern, Beat in den 60ern, schon auch Post-Punk in den End-70ern.)

Der dialektisch-paradoxe Charakter der Aussage: Zugleich einzigartig-materiell und wiederholbar-strukturell zu sein. Jede Hier&Jetzt-Aussage mit ihrem ganz besonderen Körper hat zugleich ein Phantom von sich dabei, wie ein Schatten, und diese Aussage-Schattenfigur kann abgelöst werden und sich neue Körper suchen. Die dann wiederum einerseits diesen Schatten werfen und andererseits einen zweiten, eigenen, der wiederum abgelöst, usw.

das einzige, was mich in nervöse erkenntnishaltige aufregung versetzt, vor 25 jahren genauso wie jetzt, ist merkwürdige popmusik und theorie-texte (medien, semiotik, strukturalismus).

wie soll man damit seinen lebensunterhalt verdienen? oder überhaupt am leben teilnehmen?

(und damals war das wenigstens noch annähernd gleichzeitigkeit.)

Foucault, Archaeology of Knowledge. | Greil Marcus, The Old Weird America (= Invisible Republic) | Wittgenstein, Philosophical Investigations. | Nic Cohn, AWopBopaLooBopALopBamBoom. | Lotman, Universe of the Mind. | McLuhan, Understanding Media. | Don deLillo, Libra. | Wachowski Brothers, Matrix. | Barthes, A Lover's Discourse: Fragments. | ... [zu ergänzen auf zuruf] ... |[eigene vorarbeiten]
(>>)

... (ist eh dasselbe): "Die Medien" ist also das Dazwischen als Raum der nicht mehr aufgelösten ("zu dekodierenden") Spannung, die selbst wieder Kultur/Zeichen in Bewegung setzt. Der dynamische Raum, in dem immer neu ein abstraktes Spiel des 'Primären' und des 'Sekundären' sich herstellt, das changiert zwischen allen möglichen Färbungen: (1) der 'Ideologie des Primären', die dabei aber eigentlich nie "das Primäre" selbst meint und will (das ohnehin in diesem Prozess erst konstruiert wird), aber das nicht ganz wissen darf (so etwas wie "Antisemitismus", oder auch Bush-Politik, oder alle "Körper"-Ideologien u.v.a.);
(2) dem "metaphorischen" Zeichen-Spieltrieb, der das 'Primäre' und das 'Sekundäre' kollidieren lässt, um eigentlich etwas Drittes im Moment der Kollision entstehen zu lassen, das dann idealer Weise wieder weitere Kettenreaktionen in Gang setzt ;
(3) die "Ironie", die hier dann zu verstehen wäre als die "Ideologie des Nicht-Primären", Ideologie eben deshalb, weil immer negativ bezogen auf das 'Primäre' bleibend; (4) und zu postulieren wäre wohl dann auch die "Ideologie des Sekundären", die dann möglicherweise der Computer wäre oder das Web und dergleichen.

        

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