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jurij m. lotman (R.I.P.)
die grenzen des textes sind die grenzen der welt

 
... "Grundwörter, Grundformen: mein 'wahres Selbst' wäre jener Grundform synonym, in der ich mich zu 'erkennen' gebe, nur ist diese Grundform keine Grund-Form, Ursprungs-Form, sondern selbst bloß Synthese aus zahllosen Verstrüppungen von Wörtern und Attitüden meiner Zeit: es ist die schlichte, auf einen Nenner gebrachte Form.

(Den Dingen ihre 'Naivität' oder 'Schlichtheit' zurückzugeben meint nicht wirkliche Naivität, Schlichtheit, im Sinne von: Unbeflecktheit, Grundform usw. Es heißt, ihnen ihre Inferiorität wiederzugeben, ihre Übermacht zu nehmen. 'Opfer' - ihrer Zeitlichkeit, ihrer Gegenständlichkeit - sind sie geradeso wie der, der sie benutzt, denn auch sie werden gehandelt, um nicht zu sagen, verramscht.)

Und da ihre Schlichtheit Artefakt ist, muss sie neu definiert werden: nicht hölderlinsche Erhabenheit ist schlicht, sondern das von Phrasen durchzogene Gestottere einer nervösen Fernsehansagerin, die zum ersten Mal moderiert; schlicht sind Wörter wie „Einkommenssteuersatz“, „Zahnersatzforderung“, „Beschwerdestelle“ – oder, tatsächlich, Grundwörter wie „Plattenspieler“, „Rechner“, „Kassette“, die man nicht als Erbe uralter, evolutionärer Verschiebungen, sondern als Nacktheiten begreift: als das Fragile, Sperrige, Karge, das gerade noch als Bindewort den Satz füllt, um die Rede nicht unbeholfen aussetzen zu lassen."

Aus einem Handke-Essay der Goncourts; Goncourt’s Tagebuch, Goncourt’s Blog

vgl. dagegen ANHs beschwerde mit comments anbei und folgediskussion zu schlichter pop-sprache und wollüstig postmoderner sprache:
N.N. möchte meine Bücher nicht lesen, weil: "zu poetische sprache... nicht meins." Weshalb liest man Romane, wenn nicht eben w e g e n der Sprache? Was ist ein literarisches Kunstwerk, wenn ihm die Poesie fehlt?
[Ich wittere hier etwas Wichtiges. Es könnte den Pop erklären. Könnte Konsalik und Pilcher erklären. ...]"
keinverzichtaufanonymitaet meinte am 7. Nov, 01:29:
frage...
haben Sie vielleicht in wien kollegen, die thematiken wie weblogs & ähnliches in seminaren behandeln? also...kennen Sie konkret jemanden oder können mir namen nennen? 
jurijmlotman antwortete am 7. Nov, 13:35:
auf anhieb ...
... wäre da wohl v.a. frank hartmann (in der philosophie und zwischen den lehrstühlen).
homepage unter www.medienphilosophie.at, macht mehr medienkulturwissenschaft als orthodoxe philosophie. guter mann. sonst muss ich noch suchen/fragen gehen ... 
Nichtmädchen meinte am 8. Nov, 15:45:
schon wieder diese leidige geschichte- und ich schon wieder in dieser pop-schublade
habe ich eine chance da wieder rauszukommen?
würde rilke in meinem blog helfen? (oder ist das so schräg, dass es auch schon wieder pop ist?) 
jurijmlotman antwortete am 10. Nov, 12:16:
entschuldigung ...
... verweis im haupttext ist jetzt gelöscht. hier wird alles material ja immer wieder neu aufgerufen: aktualisierter lifestream und denkstrom. und ich persönlich finde es ja eher ehrenhaft, da stein des anstoßes gewesen sein: der große zeh gleich in der literaturgeschichte, sozusagen. rilke zitieren allein hilft eher nichts: das ist ja das gemeine am pop, dass er alles schluckt. aber hier zur sicherheit noch einmal die gegendarstellung: "hiermit betone ich ausdrücklich, dass ich das blog der oben kommentierenden in keiner weise als "pop" klassifizieren wollte. (außer in dem sinn, in dem man mit der twoday-anmeldung bereits teil von "pop" im allerweitesten verständnis geworden ist.)" die schlampige blogroll-überschrift korrigiere ich auch noch. 
albannikolaiherbst meinte am 23. Jan, 10:19:
Mein Problem ist nicht die S c h l i c h t h e i t des Pops.
Sondern sein Kitsch. Wollust dagegen ist n i e kitschig, nicht einmal bei D'Annunzio, schon gar nicht bei Pynchon. Bei mir eh nicht. Vergleiche Batailles Ausruf: "Der Manierismus will das Fieber!" Das pragmatische Schreiben, auch das im Pop, ist wie dieser der pragmatischen Ideologie verpflichtet, die dem Kapitalismus die Sprache gibt. D i e s ist meine Kritik. Daß diese Form des Pragmatismus wahrscheinlich aus einer Skepsis gegen das Pathos rührt, welches nunmehr durch den Kitsch ersetzt wird, dessen Signum die Uneigentlichkeit ist, kann ich allerdings sehr gut verstehen. Und gewiß gab es eine Zeit, in der Nüchternheit - also der Verdacht gegen den Rausch - sehr angemessen war, etwa nach dem Hitlerfaschismus. Doch was für die Dialektik der Aufklärung gilt, hat sich auch in der Ästhetik verdreht.
Mein Hauptproblem beim Pop, jedenfalls in der Musik, ist seine grenzenlose Banalität. Das gilt n i c h t für die Kunstformen, also nicht für den Rock, nicht für den Jazz und auch nicht für den Folk, wobei sich diese Formen überschneiden: es gibt auch Pop-Rock, Pop-Jazz usw. Die Aura des musikalischen Pops rührt rein von seiner Tonalität und eben der banalen Überschaubarkeit her. Er eignet sich daher für emotionale Gemeinschaftsbildung. Vergleichen Sie dazu die kirchlichen Einlassungen zum Kitsch, wie sie etwa von Joachim Jacob in >>>> Die Versuchung des Kitschs, Tübingen 2002, dargestellt werden
        

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