aesthetik des protests
aging of pop
alte deutsche literatur
archiv_aufsaetze
cento
computational humanities
die spd neu erfinden
digital lifestyle
DOWNLOAD tagebuchliteratur
dylan
emerging democracy
first life
goetzblog
ich
journalintime
language games
... weitere
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren
jurij m. lotman (R.I.P.)
die grenzen des textes sind die grenzen der welt

 
... muss ich doch noch mal genau definieren. mir schien das immer selbsterklärend. lifestream-heimholung: "ganz ernsthafte nachfragen, die ich mir immer selber gestellt hatte: inwiefern ist tocotronic erfinder des deutschen studentischen-redestrom-pseudopop? inwiefern sind sie besser als die normalvertreter desselben, der mir regelmäßig auf eine unoffensive weise auf die nerven geht? ... interessante frage, was den ursprung des redestrom-pop angeht. ... vielleicht der spätere solo-begemann. und dann wohl blumfeld. ich selbst wäre ja auch ein kandidat für so etwas gewesen, aber wir hatten eher die idee, pop-schablonen zu benutzen, vielleicht ein bisschen wie Family 5. da habe ich fast alles, weil ich das konzept richtig und viele texte gut fand, obwohl sie musikalisch nie richtig funktioniert haben. immer irgendwie zu flach und zu schnell. in der theorie gut, in der praxis nicht so. für mich klingt der sound des hamburger redestrom-pop immer irgendwie wie der sehr sympathische Postcard-Pop (Orange Juice, Josef K., Jazzateers, weniger Aztec Camera in dem punkt), aber da war das ästhetische konzept doch irgendwie reizvoller. vor allem eigentlich, wenn ich mirs überlege, der charakter der stimmen: die hatten alle britische pop-stimmen, irgendwie exaltiert, nicht-natürlich. ... ja, fehlfarben waren wohl die ersten und beinah einzigen vertreter des sinnvollen deutschen spracheinsatzes. aber nie redestrom. die brillante hein-phase zu unterscheiden von der auch nicht schlechten schwebel-pop-phase ("glut & asche"). sonst ... "geisterfahrer" ("himmel auf erden") mochte ich, da habe ich platten. mit "abwärts" konnte ich nichts mit anfangen. DAF waren außer konkurrenz. es gab fast nichts deutsches, das ich irgendwie diskutabel fand, das weiß ich noch. damals habe ich mir auch die erste toten hosen-platte gekauft, weil sie deutsch war _und_ irgendwie funktionierte ... popschablonen: relativ kurze zeilen, eher schlagzeilenartig, die sich reimen. typisches schema a/b/a/b/bridge/a/b/b/. theatralisch, ohne das durchaus nicht unsympathische understatement des nebenher hingesprochenen&gesungenen." pop wird ja erst groß, wenn er peinlich wird, und dann eben das peinliche transzendiert.
assotsiationsklimbim meinte am 20. Jan, 17:06:
also jedenfalls von den von dir als gutes gegenbeispiel zum redestrom angeführten jonas goldbaum habe ich mir, da mir auch noch von amazon vorgeschlagen, gerade paar clips auf youtube angeschaut und die waren für mich vollkommen inakzeptabel. musikalisch noch langweilig-epigonenhafter als der durchschnitt (was eh schon schwer ist) und textlich/stimmlich halt eben der österreichische akzent, den man als ösreicher nicht erst seit (aber vor allem durch) heinz als popstimme für völlig jenseits jeglicher diskutierbarkeit zu halten gelernt hat. für mich schwingt da eben genau gar nichts an mehr durch, eher geht das in richtung wie eben alle langweiler wie virginia jetzt oder so. bands also, an die ich zuerst gar nicht gedacht hatte, als du von redestrom geschrieben hast (da dachte ich eben an bands wie tocotronic oder kante oder blumfeld, die ich im fall verteidigen müßte). also jedenfalls wäre ich für eine definition und beispiele von deutschem redestrom-pop schon sehr dankbar. 
jurijmlotman meinte am 21. Jan, 16:36:
jonas goldberg habe ich ja erwähnt, weil es offensichtlich schlecht ist, und dennoch eine pop-beimischung hat, die auf irgendeine weise eine bestimmte pop-qualität (qualität im sinne von merkmal) für mich fassbar machte. in der stimme des sängers. vielleicht nicht ästhetisch (ich würde das nicht freiwillig hören), aber erkenntnistheoretisch. autoradio-poptheorie. "i know what he meant, though i didn't like the song." (kevin rowland) 
assotsiationsklimbim antwortete am 22. Jan, 11:18:
ok, so erklärt kann ich das verstehen. vielleicht liegt die goldberg-popqualität eben genau im zumindest unbewusst gewussten des epigonenhaften, eben im offensiv uneigentlichen und nachgemachten (im gegensatz zum sich selbst auszudrücken glaubenden wie es die durchschnittsgaragenband halt gerne glaubt). so gesehen schon fast wieder gut, nur halt gefährlich ins interessantistisch abgleitend. 
jurijmlotman antwortete am 24. Jan, 12:06:
ja, genau. ich habe eine schwäche für popmusik als dilettantisch nachgemachte und mit einem schuss hysterischem über-enthusiasmus versehene musik, so dass eh immer etwas anderes herauskommt. unvollkommen nachspielen, dann beobachten, was da eigentlich passiert ist, und damit weiter herumexperimentieren. und es muss (für mich) immer eine beimischung von trash dabei sein, von 'einfach etwas machen das kickt', die den 'künstlerischen' anspruch wohltuend kaputtmacht. weshalb (beliebiges beispiel) früher costello viel besser als alter costello, usw. 
assotsiationsklimbim antwortete am 31. Jan, 18:31:
generell alles ja, nur dass die jonas-goldberg-variationen eben genau nicht über-enthusiasmiert und vor allem genau das gegenteil von trash-anteil sind, das ist halt konsumentinnen-orientiert. es ließe sich da v.a. über die sängerstimme eine verbindungslinie der belanglosigkeit von virginia-jetzt über die grauenhafte band madsen bis hin zu eben j.g. ziehen (und ev. noch ein schlenker zu den ebenfalls meist unerträglich süßen anajo), wobei madsen immerhin als alte totoctronic-coverband das gute haben, anlass zu bieten zu meiner lieblingsband tocotronic überzuleiten, deren alte videos mir nämlich neulich mal wieder zufällig untergekommen sind, die natürlich extrem sehenswert und zum verständnis der band unerläßlich sind (bildende künstlerband eben), z.b. das berühmte seattle-video, von heute aus gesehen natürlich ziemlicher quatsch, aber damals wohl wirklich ein schlag, dieser offensive unernst und diese ausgestellte wimpigkeit und selbst-runtermachung, das weiß ich noch genau, das habe ich damals ganz unreflektiert einfach gut gefunden und hat mein generelles welt- und selbstempfinden auch maßgeblich mitgeprägt (sogar wenn ich es damals, das weiß ich auch noch genau, vage falsch (weil nicht ausreichend indie und authentisch) gefunden habe, dass sie eine schauspielerin im video haben bzw. überhaupt videos machen. das ist ja auch das schöne an pop: man muss es nicht verstehen um es zu mögen.) 
        

twoday.net AGB

xml version of this page

powered by Antville powered by Helma