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jurij m. lotman (R.I.P.)
die grenzen des textes sind die grenzen der welt

 
martin_weemee_250

tagline "vernetz dich!" (schauder). hier mein profileintrag (der zu lang war):

"parteimitglied seit 30 jahren. wenn sich eine AG "Digitale Linke" gründet, die einen kühlen marxistischen denkstil auf die auseinanderfallenden sozialen, ökonomischen, kulturellen strukturen dieser republik anwendet, bin ich dabei. bis jetzt, trotz weniger halbherziger versuche, standhaft karteileiche geblieben. seit Helmut Schmidts zeiten dauerfrustriert, weder von der parteirechten noch von der parteilinken, der ich am ehesten noch zuzuzählen bin, besonders begeistert. auch von "Die Linke" nicht. das gefühl: so brav darf politik nicht sein. so rückwärtsgewandt. so reihenhäuslerisch. so staatssekretärshaft-beamtenmäßig. politik muss zwei historische schritte voraus denken und entwürfe für eine neue gesellschaft vorgeben. nicht verzweifelt versuchen, die goldenen 1970er jahre zu konservieren. was mich ja auch beim ersten SPD-blogversuch (Rote Wahlkampfblogs) gestört hat: dieser biedermeierliche und treuherzige ton."

Schöne Rezension von Martin Fritz zum offenbar guten Kurzroman vom Literaten-Blogger Bov Bjerg (http://bov.antville.org).

Eine andere Rezension. Und noch eine.

Längerer Textausschnitt hier.

[*] Q&A: Was Pop ist
[*] Über Rock Mainstream (anlässlich Guns&Roses Comeback Album)
[*] Warum es keine Popkultur gibt", Vortrag FH Graz

als ich über Twitter gehört habe dass Diederichsen in Österreich am selben tag, in einer stunde, eine Pop-Vorlesung hält, jemand vorschlug das live zu streamen, das über make.tv sofort gemacht wurde, ich am heimischen schreibtisch dabei war, das live ins blog mitschrieb, dann in einem neuen blog post gedanken zu einer frage bündelte, die ich in Twitter als solche verlinkte, und die frage dann 5 minuten später vorgelesen und sorgfältig beantwortet wurde, und ich die antwort auch gleich hier mitschrieb, und Diederichsen fragte, wer sie gestellt hatte, und dann dieses Blog genannt wurde, das genaugenommen (im "Aging of Pop" thread) eine sehr späte wiederaufnahme der alten Spex/Sounds-kulturfragen war, undsoweiter undsofort ...

das ist zirkulation in einem unfassbaren tempo, das sich quasi selbst überholt. schwindlig machend. aber ein medium, das so etwas kann, *muss* doch revolutionär sein.

[ergänzend: der zufall, dass ich an eben dem tag vorher in der morgenzeitung (SZ) den ersten - übrigens sehr schönen - Diederichsen-essay seit menschengedenken gelesen hatte, über Axl Rose und das Guns&Roses comeback.]

... eine kleine schwache, eigenwillige stimme so auf einmal als kraftvoll und bedeutend wahrnehmen kann"

(Diederich Diederichsen in Web-Vorlesungsdiskussion, s.u., das Kraftzentrum des Pop beschreibend)

was hier fehlte:

die frühen singles in den 1930er jahren, v.a. auch Greil Marcus' großartige analyse der "folk"-song kultur auf schellacks, wie sich das singen verändert dadurch, dass die hinterwäldler staunend ihre eigenen platten hören, die wiederum eher eigensinnige spinner (und nicht "das volk") aufgenommen haben, und wie das dann wiederentdeckt wurde auf Harry Smith's anthology, als einer der ersten LPs ... und diese Spinner müsste man jetzt mit den Pop-"Stars" vergleichen

Das heißt: Pop-Kultur ist ja auch definierbar als eine Kultur, in der kleine, schnelle, schmutzige artefakte ZIRKULIEREN. wo es nicht um fertige produkte geht, sondern um das ständige Weiter als ein szenario, in dem man mitlebt.

Die Popmusik-Geschichte kann man da, wo sie lebendig war, als Kettenreaktion beschreiben. Das hat erstmal mit "Stars" nur auf sehr komplexe Weise zu tun: Die "Stimmen" und "Postures"/Haltungen, die in den neuen "Records" quasi als Lebensäußerung konserviert und von denen, die sie hervorgebracht/gelebt haben, sich abgelöst haben und als merkwürdige phantome weiterleben: "Der Dylan der Aufnahme von Like A Rolling Stone 1965" ist ein anderer Dylan als die vielen anderen Dylans vorher und nachher.

Und schließlich: Ist nicht tatsächlich DAS WEB so etwas wie der Folk in den 1930ern, oder wie der Wohnzimmer-Genie-Pop in London 1965, oder Post-Punk 1978/1979 ... eine zirkulations-kultur?

diedrich diederichsen, live gebloggt (via make.tv web-stream):

der begriff trägt zur verunklarung bei, weil er nicht hilft, die phänomene gut voneinander zu unterscheiden: alltagskultur, kunst, industrie etc. etc.

[wahr ist ja: was früher besondere techniken und patterns der pop-kultur waren, sind jetzt absoluter mainstream.]

eine geläufige definition: "pop-kultur lebt von stars, und dass jeder ein star sein könnte." (eh noch relativ brauchbar, so DD)

1. Geschichte: keine etymologische tradition im dtsprach. raum: deshalb denken alle gleich an "popmusik". in UK aber inzwischen wieder zurückgekehrt zum etym. ursprung "popular".

was ist jetzt "populär". und was ist "populäre kultur" nicht? was die opposition? antwort: eine kultur der popularität egal ist, weil sie eine andere legitimität hat. nun aber zur geschichte:

1a. volkskultur / herder: das breite volk gegen die elite, vielfalt der volkskulturen vs. einheitskultur. volkskulturen sind durch individualität legitimiert wie der bürgerliche künstler. hat etwas "wildes und wahres".
"das volk" wird aus der perspektive eines gebildeten (Herder) zum besseren "genie" befördert.

1b. massenkultur: umschlag in pessimismus: "volk" wird "masse". ende des 19. jahrhunderts: Gustav Le Bon, Trauma von Paris / Commune 1871.

[[fällt mir ein: in den 1920er jahren gabe es rechte (Diederichs-kreis, Friedrich von der Leyen, Thea von Harbou), die sich für großstadt, film und groschenhefte ebenso interessierten wie für Märchen.]]

1b. "arbeiterkultur": marxistisch. klassenbewusstsein. war normativer begriff: arbeiterbildungsverein. "was machen die denn so kulturell? was häkeln sie? ..."

2. historischer bruch 1900/1920: massenmedien.

nicht mehr: "was machen und basteln die so?" sondern: "was konsumieren die so?" und hier setzen an: Kritische Theorie (Frankfurt 1929), Cultural Studies (Birmingham 1959).

Kracauer: die "kleinen ladenmädchen gehen ins kino". erstmals so differenziert eine 'niedere' kulturelle gruppe. doppelt blinde untersuchungsanordnung: kennt weder "ladenmädchen" noch "kino", will jeweils das eine durch das je andere verstehen.

Dialektik der Aufklärung (1945): "kulturindustrie", (...) ist aber nicht einfach gezielte verblödung (etwa durch Hollywood). wieso kommt aber die ideologie & falsches bewusstsein zustande? mehr oder weniger automatisch, naturwüchsig, durch massenindustrielle herstellung von kulturwaren...

[[was hier fehlt: frühe singles in den 1930er jahren, v.a. auch Greil Marcus' großartige analyse der "folk"-song kultur auf schellacks, wie sich das singen verändert dadurch, dass die hinterwäldler staunend ihre eigenen platten hören, die wiederum eher eigensinnige spinner (und nicht "das volk") aufgenommen haben, und wie das dann wiederentdeckt wurde auf Harry Smith's anthology, als einer der ersten LPs ...]]

2b. Nachkriegszeit, 1947: Dialektik der Aufklärung veröffentlicht, kaum rezipiert [[JML: parallel ja 1947 start der "pop art" in UK, "pop" auf collage, name selbst dann erst 1956 oder so : werbung, magazine, jukebox, schundhefte ...]].

kino vs. radio: arbeitsteilung. stars in dunklen traum-räumen. radio ist alltag. aber jetzt, mit TV und Versandhandel, kommen waren ins haus. neues starsystem: aktiv, imitatorisch, expressiv, nicht mehr nur anhimmelnd.

[[da bin ich nicht ganz sicher, dass das wahr ist, dass es, wie DD sagt, nachgeahmte star-images in den 1930er jahren nicht gegeben hat ... Erich Kästner hat sich durchaus "massenmedial" selbst gestylet, seltsame großstadt-angestellten-dandys ...]]

2c. Birmingham, Birth of Cultural Studies (Ende der 1950er, während RnR und Skiffle, Institut in 1964 = beatles-Jahr): (1) es ist offenbar nicht einfach plane manipulation, weil die reaktionen/wirkungen so vielfältig sind; (2) es gibt aktive aneignung: jugendkultur, musik.

2d. erstmals die rede von "Popkultur" in den 1960er jahren: jugendkultur, gegenkultur, "um den gebrauch von popmusik entstandene kultur". die differenziert sich sehr schnell aus: (a) verbindet sich mit bildender kunst u.a. [[seit 1956 oder so in UK, seit ender der 1950er Warhol]] (b) verbindet sich mit politik, (c) verbindet sich mit neuen lebensformen, neo-lebensreform. zum ersten mal massenkultur als avantgarde.

neue performative struktur der popmusik: "stars" sind repräsentanten der massenkultur selbst, vs. hollywoodstar. [[lücke]]

[[das ist der emphatisch-qualitative POP-begriff, den DD verwendet:
kommt zu sich selbst 1964-1969, dann war es genaugenommen schon wieder vorbei.]]

die öffentliche person, die auf nichts mehr als auf sich selbst verweist. das ist der ursprung der neuen "celebrity"-kultur. das ist die fetischisierung und entleerung der besonderen selbst-aussagen der popkultur. jetzt aber (DD, kulturkritisch) celebrity "ohne inhalt".

[[das ist grob richtig, aber etwas simpel, möglicherweise: es gab auch flache popstars in den 1960ern, die interessant sind. da waren ja nicht all Dylan und Lennon. es gibt schon auch interessante aspekte an den leeren reality-"stars" der jetzt-zeit.]]

zurück zu Herder: volkskultur hatt einen zyklus, in dem sie herunterkam, bis zum nationalsozialismus.

so auch "popkultur": der mythos der "ehrlichen haut" (Dylan 1965) wird im zweiten schritt massenmedial hergestellt (Bono), im dritten schritt getrennt von der musik (die eine sehr komplexe selbstmach- und mitmach-kultur war) und nur noch "celebrity-kultur" [[wie verhält sich das zu Zsa Zsa Gabor]].

[[Dylan, das wär interessant: wie er in den Basement Tapes Sessons die alte auf Singles gepresste Folk-Kultur wieder experimentell belebt, wie er sich als "Alias" stilisiert, Mann ohne Namen, Sänger einer imaginären (!) Volkskultur]]

[[wie dann Marc Bolan in seiner großartigen phase 1971/72 genauso aussieht wie der Star-dylan auf seiner 1965-tour, ich glaube ja, unzufällig.
Dylan war ja neuer "popstar" avant lettre. komisch übrigens, Elvis nicht zu erwähnen!

Eigentlich ist das ja die purste zeit des pop-startums: Marc Bolan.

Joe Cocker dagegen, den DD in einem atemzug mit Bono erwähnt, war ja in wahrheit nie "Star", immer nur "Stimme", und er wurde dann halt zum 'leeren' klischee der "ehrlichen Stimme"]]

Bibliotheca Caelestis (Prototyp)
Von Hartmut Abendschein. TiddlyWikiRoman

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation
in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische
Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

berliner in-crowd (oder so fühlt sich das an aus der hiesigen diaspora) macht twitterlesung, die von jeff jarvis verlinkt wird. mit überlegungen zu Twitteratur.

ich habe da nur das altbekannte vorauseilende überdrüssige gefühl dabei, alte krankheit, wie immer ohne das überhaupt verfolgt zu haben. unterstelle ungerecht schülerzeitungs-aufgeregtheit. update von ampool-"popliteratur"-trivia, wo warholismus fließend übergeht in incrowd-gefasel, das halt den nachteil hat, dass es nicht aus dem mittelpunkt der welt kommt.

warte auf links zu beispielen, wo das als ästhetisches projekt spürbar wird.

(#) "... when I am deep in search for knowledge on the web, jumping from link to link, reading deeply in one moment, skimming hundreds of links the next, when I am pulling back to formulate and reformulate queries and devouring new connections as quickly as Google and the Web can serve them up, when I am performing bricolage in real time over the course of hours, I am "feeling" my brain light up, I and "feeling" like I'm getting smarter. A lot smarter, and in a way that only a human can be smarter"

(John Battelle's answer to Nick Carr: ""The last thing these companies want is to encourage leisurely reading or slow, concentrated thought. It’s in their economic interest to drive us to distraction.")

        

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