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jurij m. lotman (R.I.P.)
die grenzen des textes sind die grenzen der welt

 

neue deutsche literatur

Wenn ich es und doch behandelt uns jeder danach. Was ich jetzt bin und da ich in den Wellen, die sich noch selbst gegenseitig stoßen und herunterdrücken, er dieser Herr und Bürger ist in keiner kleineren Gefahr. Denn er und sein Besitz ist nicht eins sondern zwei und wer die Verbindung zerschlägt, zerschlägt ihn mit.

Denn ohne einen Beruf, eine Liebe, eine Familie, eine Rente zu haben d. h. wenn nachher nicht eingesammelt wird. Es ist angenehm, ich weiß es, in einer Zerstreuung einem Schrecken, einem Erstaunen, einer Ermüdung, schon haben wir uns keine Sorgen machen. Ich wollte nur sagen, daß mir meine Erziehung einen andern Menschen aus mir heraus zeitweilig gehört, wie das Wasser in den Mund offen, damit mich die Aufregung durch den Mund verlasse.

Es gab Zeiten wo ich so weit war, daß ich noch immer, wenn ich sie doch einmal nackt sehn da müssen Sie erst hübsch und zum küssen sein» sagte sie. Ich schlafe nicht ein und zu heben ich kaum den Muth mehr habe. Dabei scheint die Verderbnis meiner alten Erziehung mehr und mehr in mir emporgewachsen wären Wenn ich einschliefe, wie könnte ich Dich dann in sein Zimmer führt, das so elend es ist, doch ein paar neue Gewohnheiten annähme.

Aber gerade ich spüre meinen Grund viel zu oft und lasse den Gedanken ihren Lauf ohne mich einzumischen, aber immer komme ich zu dem gleichen Stockwerk. Sie gehn schon wieder weg Sie Lump sagte er auf seinen paar Holzstückchen in den französischen Teatern: Befehlshaber im Parterre. Ha-Ha für die eigenen Zähne. Denn ohne einen Mittelpunkt zu haben, versuchs doch, was wagst Du denn, oft erkennt man sich schon, wenn man aufpaßt im Gesicht des Dieners bei der Erziehung ist zu beweisen wie erst von meiner Seite.

Doch kann ich jeden Augenblick beweisen, daß meine Erziehung einen andern Menschen aus mir herauszuschlagen, aus diesem Strohhaufen, der ich jetzt bin und da ich in mir von einer Seite auf die Arbeit unserer Hände auf das Gehörte unserer Ohren, auf die Schritte unserer Füße gerichtet, so wenden wir uns plötzlich ganz ins Entgegengesetzte, wie eine abgeplattete Clownmütze mit steifem ins Gesicht mit ernst gehaltenem Mund, womit er gleichzeitig die vorige Begrüßung als eine Apotheose, wo alles was uns am Leben erhält uns entfliegt, aber noch im Entfliegen uns mit seinem menschlichen Licht zum letztenmal bestrahlt.

(#)

mashed up mash-up / assotsiationsklimbim: genau so stelle ich mir übrigens einen richtig guten text für poetry slams vor:

"das schlimme moment (das das – vierzeiler von mirian hie: die welt ist gerade so nicht zum abschreiben and… besides… zitieren dieser Samt, die Schönheit der Farben zwei. zuhause wohnt man in wahrheit schon lange im selben ist, was jetzt schon die Sprache sei so eingerichtet, dass man immer zu zweit sein müsse, damit man nach allen pathetischen gesten, die man sich in dem Moment wirklich jeder, also wirklich jeder sein, und man vom Flaschenpfand der Flaschen von gestern raufgeladen, wie die 512mb zur völligen maßlosigkeit verleiten, und wie das ist, wie auch begemann in der Mitte, wo schon alles verloren scheint, dass das Bierflaschenpfandsystem eingeführt, damit jeder Mensch irgendwann in seinem Leben in der arbeit angefangen habe, die erste szene hatte ich schon, mit sicher nicht mehr hingehen mag, schon einmal um 10 Cent für ein Bier angeschnorrt haben. tagebücher, man bekam da zu weihnachten ein widerliches album geschenkt und notierte da wochenlang, was es heißt dass sie wieder nur verlieren. geendet mit dem relaunch hier sehr unzufrieden, mal belassen, bringt ja auch nichts, noch hundertmal die andere schriftart ein – und jetzt geht es darum, den nächsten schritt zu machen und morgen ist mir das immer gedacht habe. mit dem satz: es wird endlich wieder alles besser, und es muss sich alles ändern. man spricht ohrwürmern allgemein ja immer eine bedeutung zur jeweils aktuellen situation zu. Doch nur meine Bücher, meine Welt der Zeichen.” “Wie ich zu S. sagte, als wir ratzevoll über die Wiese runter zum See gingen, Pop sei letzlich auch nur Text und er meint, wenn es mir nicht passe, solle ich halt weggehen, und ich sage, vielleicht würde ich mich heute den ganzen scheiß.” mit deiner mutter reden deine geschirrspülmaschine einräumen traum: die einzelnen tasten auf der fahrt durch die reihenhäuser, den sie dann mit drei sternen (befriedigend) nochmal ab. wie darf man sich selber immer besser kennt und weiß auf welche knöpfe man bei sich drücken muss und was ich vorgestern auch noch lange überlegt, was genau mich derart umgehauen hatte, und war vor allem auf die Sprache gekommen, vor allem auf die gesellschaft, das hat aber nichts mit dir zu tun”. Dass Pop oder eben Gott nur Text sei, ohne zu merken, dass der andere etwas anderes meinte.” stimmt genau, sag ich, die sind großartige musiker, aber sie machen alles mit ihren händen und hören überhaupt nicht hin, was eigentlich dabei rauskommt. auf deutsch kann man nur erledigt, weil man dann immer die Person mit der Aufschrift ‚Stopp ich dich, dann popp ich dich’, und er meint, wenn es mir nicht passe, solle ich halt weggehen, und ich sage, das ist jedenfalls meine meinung.” th memo an mich: weniger idiosnykrasie! kategorien: assoziative, verknüpft viel dichter alles, würde klarer was es alles NICHT werden soll (zb reiner logbuch, examen, herzensergießung…) “Also ging ich heim und essen.” "

... hier in eigensinnig verkürzter und zusammengeschnittener form. original lesen auf telepolis. ahnungslose fragen (journalistenschülerin, 22, aber "fachmann" bernd graff von der sz wäre garantiert nicht besser gewesen), großartige antworten. (macht man so was eigentlich per e-mail? IM?)

"Personen ... sind so etwas wie die Summe von völlig unverbundenen Authenzitäts-Trümmern. ... In meinem Weblog will ich unter anderem das Konstrukt "Intimität".. in den Medien untersuchen ... dass sich ein einigermaßen "wahres" Bild von Welt ohnehin nur zusammenbasteln lässt, quasi aus vielen Korrespondentenberichten, die alle untereinander hochgradig vernetzt sind. ... Und dass mich als Schreiber alles interessiert, womit man Texte veröffentlichen kann, versteht sich von selbst. ... Sie hat sich wohl in meine Texte verknallt - und dabei gedacht, sie wären nicht von mir, sondern von jemand anderem, den sie von früher her kannte und der sich nur als "praschl" ausgab. Wenn ihre Dämonen sie jagten, fand sie in meinen Texten Zeichen dafür, dass ich nur für sie geschrieben hätte, mit ihr auf diese Weise kommunizieren wollte. ... Was heißt schon real? Warum gilt eine Beziehung, die über Brieffreundschaft, Mails, Handys, Telefone, Chats, Weblogs oder Flaschenpost funktioniert, als weniger wirklich als eine Beziehung von Körpern in physikalisch eindeutig definierbaren Räumen? Es kommt mir merkwürdig vor, dass Menschen, deren Verkehr zum allergrößten Teil Austausch von Wörtern ist, dann doch immer wieder diese Unterschiede zwischen virtuellem und "realem" Leben machen. ... In der Blogosphäre entstehen Freundschaften zwischen Menschen, die einander durch Wörter, Texte näher kommen als viele Körper, die sich aufeinander einlassen. Ich komme mit Menschen zusammen, weil sie ähnliche Weltbilder und Psychen haben wie ich, und nicht nur, weil sie einfach in derselben Straße in Bahrenfeld wohnen. ... So wie der Spiegel in Kriminalfilmen beweist, ob jemand noch lebt, so beweist mir das mein Weblog. ... Weblog-Texte [sind] oft beinahe so etwas wie eine Körperäußerung. Als wären sie Atem."

"... einer Reihe (1) von graphisch und inhaltlich klar voneinander abgesetzten Teiltexten (2) ohne direkten Adressaten, (3) die explizit oder implizit datiert und chronologisch geordnet sind, (4) die explizit oder implizit auf Ausschnitte einer außertextuellen ‚Wirklichkeit’ verweisen (5) und in denen das schreibende Subjekt, das durch den ‚diaristischen Pakt’ mit dem Autor identifiziert wird, explizit oder implizit präsent bleibt."

also ist das blog klar ein tagebuch. genau genommen: ein diaristischer text. die unterscheidung zwischen papier und digitaler form habe ich damals aus ignoranz nicht vorgenommen, obwohl ja am ende goetz schon mit "abfall für alle" im netz war. ich erst seit ende 99.

gerade erst seit sehr langem selbst wieder gelesen. und mich über die 220 downloads gewundert: das ist ja doch recht speziell akademisch argumentiert. fragt sich natürlich, ob die downloader auch leser sind (ich kopiere ja auch alles, was mich irgendwie interessiert, sicherheitshalber).

... das ergibt merkwürdige interferenzen. vor kurzem anh in innsbruck getroffen, bei einer lesung. in persona, d.h. eigentlich ja: im fleische. sofort autogramm geben lassen, in den zweiten anderswelt-roman, den ich auf diese weise auch lese. so dass ich nun drei autogramme habe: bo diddley, peter hein, alban nikolai herbst.

das sind gleichsam die spuren, die beweisen, dass sich die beiden universen einen kurzen moment lang sehr peripher überschnitten haben. und sie machen um so deutlicher, dass es eben zwei grundverschiedene universen sind.

bezeichnend: wusste überhaupt nur, dass anh da ist, weil assotsiatsion das gebloggt hat. bezeichnend, weil ich den auch im grunde nur über das netz kenne.

danach begonnen, systematischer über die eigenart von "conversations" im web nachzudenken. bruchstücke zu einer conversation theory. warum die sich einerseits so "körperlich" anfühlen (im sinne von barthes: "körper des textes") und andererseits eben eigentlich doch gar nichts mit mensch-in-fleisch-und-blut zu tun haben. der kommt dann einfach dazu, und ist etwas ganz anderes. (das ist völlig unmisanthropisch gemeint.)

zugleich ist es ja so, dass man per blog-conversation freundschaftliche kontakte sehr gut begründen kann, nach meinen erfahrungen haben sie sich in der realwelt sogar immer bewährt. aber dass dürfte ja eher daran liegen, dass die persona sich eben in beiden medien-ebenen ausdrücken kann: durch das fleisch hindurch, oder eben durch die schrift (zumal wenn sie schnelle reaktionen zulässt und lebensähnlich wird wie in der blogosphere).

als ich noch über autoren der 20er jahre schrieb, habe ich es natürlich sehr bedauert, dass die (zum teil erst seit wenigen jahren) schon tot waren. und zugleich wusste ich, dass ich sie zwar gern getroffen hätte (komischer weise gerade die rechten: salomon und bronnen, weniger noth und glaeser), dass ich sie aber nichts substanzielles zu den mich interessierenden themen hätte fragen können. zeitzeugen sind nichtssagend.

oder auch: natürlich würde ich gern bob dylan treffen. aber was um himmels willen würde dabei herauskommen? nichts. das ist ja gerade sein dauerthema: dass das werk so groß ist, dass es die person am ende merkwürdig leer und nebensächlich erscheinen lässt.

umgekehrter fall: townes van zandt (da gibt es auch einen doku-film gerade im kino). jemand der sich von vornherein leer fühlte und sich dann (nachdem er dylan gehört hatte, 1964) am leben hielt, indem er beschloss, gitarre zu lernen und todtraurige perfekte songs zu machen. kostprobe: hier, ich empfehle "Nothin" oder "Rex's Blues". irgendwann starb er dann doch.

"ich kann es zwar nicht genau erklären, und weiß auch nicht wie es gehen sollte, aber wir arbeiten dran, ich-schreiben ohne ich-ag-gift." (#)

"Die Literatur ist eine von Grund auf konzeptuelle Kunst. Sie ist genau genommen sogar die einzige. Worte sind Konzepte. Nichts kann ohne die Zuhilfenahme von Konzepten und Worten bejaht, verleugnet, relativiert oder verspottet werden. Das erklärt die erstaunliche Robustheit der Literatur, die sich verweigern, sich selbst vernichten, ihre Unmöglichkeit dekretieren kann, ohne dass sie deswegen aufhören würde, sie selbst zu sein. Die jeder 'Mise en abyme', jeder Dekonstruktion, jeder Anhäufung auch noch so subtiler übertragener Bedeutungen widersteht; die einfach wieder aufsteht, sich schüttelt und auf die Beine kommt, wie ein Hund, der aus einer Pfütze steigt."

Houellebecq 1997 in „Ansätze für wirre Zeiten". Zitiert nach einer Seminarbeschreibung aus Münster im Studiengang "Mündlichkeit und Schriftlichkeit" (gute Sache, eigentlich), in der W. Lange vor 1 1/2 Jahren auch behauptet: "Mit der Literatur hat es eine eigentümliche Bewandtnis: Obgleich mehr als einmal bereits für tot oder aber für historisch überholt erklärt (zum Beispiel durch den Aufstieg der Neuen Medien), erfreut sie sich doch weiterhin bester Gesundheit. So nicht allein mein Eindruck." Was man ja gern glauben möchte, aber die Leseliste umfasst dann außer Goetz auch noch Sebald, Hermann, Schulze und Grünbein. Sie wird nicht tot sein, sicher, aber "historisch überholt" trifft es schon irgendwie. Erstarrt, kunstgewerblich, verschrebergärtnert, nachsichtig mit sich selbst, sich abkoppelnd von Feldern auf denen wirklich sprachliche und kulturelle Dynamik herrscht. Ich lese kaum mal mehr die Literaturlisten der Jahresende-Feuilletons.

... in der download-section bei weitem führend: tb_definition (168x). handke-kapitel (95x) weit vor brinkmann-kapitel. das buch wird kommen. wenn jemand sich freiwillig meldet, der die tb-literatur-sekundärliteratur seit 1999 nachbibliographiert, würde es allerdings schneller gehen: keine zeit ...

die medien-aufsätze (beide 69x) habe inzwischen den literaturwissenschafts-aufsatz weit überholt. was vermutlich richtig ist.

(meine empfehlung ja: das strange kapitel über "neue subjektivität", gerade weil da niemand heute sehr berühmtes dabei ist. aber vorwegnahme von blog-schreiben, in gewisser hinsicht.)

... "This song is Copyrighted in U.S., under Seal of Copyright #154085, for a period of 28 years, and anybody caught singin it without our permission, will be mighty good friends of ourn, cause we don't give a dern. Publish it. Write it. Sing it. Swing to it. Yodel it. We wrote it, that's all we wanted to do."

Woody Guthrie, quoted by Cory Doctorow (BoingBoing), whose novel "Someone comes to town, someone leaves town" has been published as an RSS feed, for free. The quote comes with a good mini-essay on the digital future of literature (his and in general). found all that when setting out to see boingboing's summary of William Gibson's latest thoughts on remix culture.

... herbsts rede über seine blog-literatur, mit dank, as always, an assotsiation, den ich hiermit als meinen lieblings-literaturblogger preisen will. ganz objektiv zu verstehen. dass ich ihn zufällig flüchtig kenne, tut nichts zur sache.

herbst beginnt mit zitat eines anderen literatur-bloggers, der seinerseits wen anders zitiert, in einem langen posting über das tagebuchschreiben (mein eigener erkenntnisstand dazu hier).

"Mit Sprache kann ich die höchste Wahrheit nur dann erreichen, wenn ich die Wirklichkeit arrangiere. Erst mit arrangierter Wirklichkeit mache ich ein wahres Bild der Wirklichkeit sichtbar. Und dann wird es Literatur."

oder anders: "die höchste wirklichkeit (vielleicht auch nur irgendeine) kann ich nur dann erreichen, wenn ich die wirklichkeit verdopple und arrangiere. erst mit verdoppelter wirklichkeit mache ich ein wahres bild der wirklichkeit sichtbar. und das ist dann semantik. man darf auch 'literatur' dazu sagen, wenn es absicht war (oder als absicht begriffen wird)."

        

twoday.net AGB

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