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jurij m. lotman (R.I.P.)
die grenzen des textes sind die grenzen der welt

 
... überrascht und gerührt, dass nach meiner eher selbsttherapeutischen verlautbarung tatsächlich jemand das abstract downlädt. darum hier, für wen auch immer, das sehr lange brinkmann-kapitel, featuring vesper, salzinger und gert neumann. irgendwie vermute ich, dass das die meisten am ehesten interessiert. und wenn die argumentation zu umständlich sein sollte, kann man es jedenfalls als compilation und remix von brinkmann-zitaten brauchen.
[und für etwaige literaturwissenschaftler hier noch der definitionsversuch].

... "Wirkt nicht d o c h so etwas wie eine Selbst-Objektivation, die ... der Versuch ist das Eigene so vor sich hinzustellen, daß man es endlich - wie ein Fremdes – erfährt? ... Nun gibt man’s hinaus – und wer konsequent dabei ist, das Allerpersönlichste noch ... Dem Nächsten nicht, doch alles den Fernen. Auf diese Weise s c h ü t z t die Veröffentlichung das Innere, weil nun sowohl g a r keiner mehr daranrühren kann - denn es ist ja, im Netz, ein Fremdes - ..."
ANH, Kleine Theorie des literarischen Bloggens, #50

... die veröffentlichung meines aus nicht zuletzt neurotischen gründen immer noch unveröffentlichtem hauptwerks

ICH Schreiben im falschen Leben.
Tagebuch-Literatur in der Epoche des Neomodernismus (1950 bis ca. 2000).

rückt näher. als literaturwissenschaftler gilt ja: publishing oneself into existence. sobald ich mehr luft und das geld bezahlt habe, stelle ich den (sehr langen) text stückweise in das blog (oder in ein blog). inzwischen gibt es die gezippte version (1,4 MB) auf anforderung per e-mail, an martin PUNKT lindner AT gmail.com. das ausführliche inhaltsverzeichnis kann man auch als abstract lesen: hier.

enthält folgende kapitel: eine definition und systematische beschreibung der textsorte "tagebuch". einen exkurs über die epoche des neomodernismus und ihre fundamentale denkfigur "subjekt/entfremdung/moderne". eine analyse der tagebuch-literatur um 1950 (insbesondere max frisch). einen abriss der historischen wende der 50er und 60er jahre vom existenzialismus zum "kafkaismus", zur prosa viva-avantgarde und dann weiter zur "pop-literatur". eine ausführliche analyse der diaristischen texte der alten neomodernistischen generation (frisch, grass, weiss, johnson, fühmann, bender). eine noch ausführlichere darstellung und analyse der 70er-jahre-literatur der "neuen subjektivität" aus dem blickwinkel "diaristisch/literarisch erzeugte authentizität". und eine ausführliche analyse der anspruchsvollen diaristischen experimente von becker, brinkmann, handke.

... doch, realistisch. so ist die partei:

der volkspartei ins gesicht schauen

... "„Familien brauchen Kontinuität. Die Familienpolitik der SPD setzt die richtigen Signale, es kommt nun darauf an, dass sie ihre Ziele auch weiterhin verfolgen kann. Würde die CDU darüber wieder entscheiden dürfen, sind Rückschritte in die Zeit von Dr. Helmut Kohl zu befürchten: die Vereinbarkeit von Familie und Beruf würde von der politischen Agenda genommen, der Ausbau von Kindergartenplätzen würde mindestens stagnieren und Bildungschancen gäbe es nicht mehr für alle, sondern nur für einige. Solche politischen Fehlentscheidungen aber treffen Familien am härtesten. Und innerhalb der Familien am härtesten diejenigen, die schuldlos sind an falscher Wahl: Unsere Kinder." (Joachim Bessing & Alexa Hennig von Lange)

... müntefering sieht aus wie franz headroom. aber ich mag ihn ja irgendwie. links klaus meine ("scorpions"), persönlicher kanzler-freund.
meine_muente.

"Im abstrakten gesprochen: Ich finde es immer toll, dass wenn ich Menschen persönlich begegne oder auch wenn ich nur etwas über sie höre über Dritte, wenn ich sie im Fernsehen sehe oder etwas über sie lese, dass etwas von ihrer Menschlichkeit Preis gegeben wird. Menschlichkeit mit allen, was eben so dazu gehört. Auch mit einer gewissen Unsicherheit und Ungewissheit, die ohnehin alles Leben umgibt, die sich beim Menschen möglicherweise in den Worten manifestiert, in den Augen einnistet. Wenn man diese Augen als Bild nehmen darf, dann finde ich es toll, wenn die Menschlichkeit in den Augen bestehen bleiben darf, wenn keine Schicht die Augen überzieht, damit sie mit aller Gewalt verborgen wird. Und ich finde, dass Gerhard Schröder und die gesamte SPD dieser Menschlichkeit viel mehr Raum gewähren als alle anderen Parteien in Deutschland. Deshalb können sie auf meine Unterstützung zählen." (Benjamin Lebert)

... kurz entschlossen den blogs der Roten Wahlmannschaft beigetreten. darf ich von da aus auf die beiträge hier verlinken? die ausschlussklausel lässt zweifel zu:
"Die Rote Wahlmannschaft ist eine Gemeinschaft von Menschen, die aktiv für den Erhalt der sozialen Marktwirtschaft, der sozialen Sicherheit und des sozialen Friedens eintreten wollen, die Vertrauen in Deutschland haben und die wollen, dass Gerhard Schröder Bundeskanzler bleibt. Die Roten Blogs sind ein exklusives Angebot an die "Rote Wahlmannschaft". Es besteht kein Rechtsanspruch auf Nutzung dieser Online-Plattform. ... Wir behalten uns vor, Personen, die gegen diese Nutzungsregleungen verstossen oder der oben beschriebenen Zielrichtung der Online-Wahlkampfplattform zuwider handeln, von deren Nutzung jederzeit auszuschließen und entsprechende Beiträge zu löschen. ... Die Roten Blogs sind ein exklusives Angebot des SPD Parteivorstandes für die Mitglieder der Roten Wahlmannschaft. Diese setzt sich für den Erhalt der sozialen Marktwirtschaft ein und dafür, dass Gerhard Schröder Kanzler bleibt. Für das Angebot der Roten Blogs gelten die der New Media Mangement GmbH. Des weiteren behält sich der SPD-Parteivorstand das Recht vor, Mitglieder aus der Roten Wahlmannschaft und damit der Nutzung der Roten Blogs auszuschließen, die den oben genannten Zielen zuwider handeln."
das mit dem erhalt der sozialen marktwirtschaft ist natürlich so eine sache ... salomonische lösung: sie kann ja schon deshalb nicht "erhalten" werden, weil sie sich gerade selbst revolutioniert. und dass gerhard schröder kanzler bleibt ... das schlucke ich einfach mal kommentarlos. wird er ja eh nicht mehr.

... und das spd-wahlmanifest durchgearbeitet. den überdruss und das innere grauen vor all dem gewäsch überwinden und herausfinden versuchen, was da gemeint sein könnte. erste kurzeindrücke: dominant ist der bevormudende psycho-jargon. bürgerinnen und bürger haben sorgen und sie haben wünsche. "wir" zeigen den weg. ("wir" ist ersatz für "die SPD", steht aber zugleich, und mehr noch, für "die regierung".)

das redundanteste wort ist "stark": „Soziale Gerechtigkeit macht stark: Deutschland ist stark geworden durch die Kraft seiner Menschen. Soziale Marktwirtschaft steht für das bewährte Zusammenspiel von starker Wirtschaft, starken Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern und funktionsfähigem Sozialstaat. … Nur Weltoffenheit schafft Frieden und neue Märkte. Deutschland ist eine starke Friedensmacht und muss es bleiben.“ …. Stark ist bzw. soll werden außerdem: Deutschland (wirtschaftlich, militärisch), die Wirtschaft, der Staat, Europa, Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, Familien mit (mehr) Kindern.

Das politische Subjekt ist "die Regierung", zugrunde liegender Wert ist "das Land". Es geht nicht um politische Ideale, es geht um "das Land", das im wesentlichen auch "die Wirtschaft" ist. Und die einzige positive Kraft, die das Manifest immer neu beschwört, sind die "Innovationen". Die sind immer marktorientiert und spitzentechnologisch. Spitzentechnologie ist Info, Nano und Gen. Atom nicht.
Der Vergleich mit dem alten Schröder-Blair-Papier zeigt: Was fehlt, ist das früher Eingeständnis, das alles anders und vieles schlechter werden wird . Hier wird so getan, als könnte man die gute alte BRD behalten, nur halt alles ein bisschen abgeschwächt. Es fehlt aber auch der explizite prä-DotComBubble "Markt"/"Unternehmer"-Sound. Der Optimismus ist durch Therapie-Rhetorik ersetzt.

inhaltlich: ein desaster. Die politischste forderung ist vermutlich die bürgerversicherung. und ein kleines bisschen leidenschaft glimmt beim punkt familienpolitik/frauenpolitik auf.

        

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