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jurij m. lotman (R.I.P.)
die grenzen des textes sind die grenzen der welt

 
das einzige, was mich in nervöse erkenntnishaltige aufregung versetzt, vor 25 jahren genauso wie jetzt, ist merkwürdige popmusik und theorie-texte (medien, semiotik, strukturalismus).

wie soll man damit seinen lebensunterhalt verdienen? oder überhaupt am leben teilnehmen?

(und damals war das wenigstens noch annähernd gleichzeitigkeit.)

... auf youtube. someone to talk to, live. auch: wild blue yonder. seltsame ego shooter psycho-kriegs-metaphorik . in ihren guten momenten die beste harte gitarrenband die ich je kannte.

heißt assotsiatons gleichnamiges, sehr schönes blog-manifest, das als fußnote zur innsblog-lesung entstanden ist.

how to write desk haikus

"ich bin ja nicht spd-mitglied, seit 25 jahren, komplett inaktiv aber mit überzeugung, weil ich meine seele verkauft habe, sondern weil ich sage: wenigstens in der theorie ist damit das gesellschaftliche feld bezeichnet, in dem ich mir gehör verschaffen müsste, wenn ich politisch etwas bewegen wollte."

das als grundsätzliche haltung zum leben schlechthin begreifen.

[1.]
Der Ritter: ich möchte mit dir sprechen, so aufrichtig ich es vermag, doch mein Herz ist leer. Die Leere ist ein Spiegel, der mein Gesicht gewendet ist. Ich sehe mich selbst und werde von Schrecken und Widerwillen ergriffen.
Der Tod: Und doch willst du nicht sterben.
Der Ritter: Doch, ich will es.
Der Tod: Worauf wartest du dann?
Der Ritter: Ich will Gewissheit haben.
[2.]
Für mich sind Leute wie eine Serie von Zimmern, all jene Orte, an denen ich einige Zeit verbracht habe. Du betrittst sie das erste Mal, neugierig auf diesen neuen Raum, eine Lampe, einen Fernseher. Dorch irgendwann ist das Neue verschwunden, und dann kommt die kriechende Angst ... Ich glaube, nach einer Weile spricht eine Stimme zu einem, und dann ist es Zeit abzuhauen. Selbst wenn man gar nicht will, ergreift es Besitz von einem. Ich bin eine Art Tourist, einer, der Ferien auf Dauer macht.
[3.]
No reply ... I'm trying hard to somehow frame a reply. Pictures, I've got pictures, and I run them in my head when I can't sleep at night.
[4.]
Thomas: ... mehr die Wahrheit, dass wir mitten in einer Rechnung stehen, die lauter unbekannte Größen enthält und nur dann aufgeht, wenn man einen Kniff benützt und einiges als konstant voraussetzt. Eine Tugend als Höchstes. Oder Gott. Oder man liebt die Menschen. Oder man hasst sie. ... Schwer ist es nur sein Gefühl zu finden, wenn man keine andere Voraussetzung akzeptiert, als dass dieser entsprungene Affe, unsere Seele, auf einem Lehmhaufen kauernd, durch Gottes unbekannte Unendlichkeit saust.
[5.]
Giant steps are what you take ... walking on the moon.

Gehen auf dem Mond (1981/1982)
Leben in der Krise (Diss. 1992)
Die vergessene Generation von Weimar (1994)
Der semiotische Bürgerkrieg (1994)
Ich schreiben im falschen Leben (Habil, 1998)
Windows for Words (2003)
Use This Tool, Your Mind Will Follow (2006)

Da wundert einen nichts mehr.

den tunnelblick bekämpfen, mit dem ich wahrscheinlich geboren bin.
übung: jeden morgen aus den augenwinkeln sehen. ein klarer, weitwinkliger blick: das ist meine umgebung. hier bin ich.

selber schuld

weil: wollte ich je etwas anderes als introvertierte intensität herstellen?

eine harte und klare gedankenfigur verstehen, eine klare und trockene stimme mitsingen (seltener: mitlesen). immer zufrieden, dabei sein zu können, wenn so etwas geschieht.

im moment wohnen wollen.

das tägliche treiben halt so miterledigen, ohne echtes interesse (ohne echten hass auch).

was natürlich ein schwerer fehler ist.

... seit 900 Tagen online. Jubiläumsfoto zum Thema "Aging of Pop" (24 Jahre später).

John Foxx, 2003, auf You Tube

(www.youtube.com für einige ausgezeichnete john foxx videos.)

09.12.2006: Le Degré zéro de l’écriture.(Search inside)

09.12.2006: Le Degré zéro de l’écriture.(Search inside)

09.12.2006: Le Degré zéro de l’écriture.(Search inside)

so etwa klingt immer gleich so altklug, ist aber doch ein ganz naives bedürfnis: eine checkliste, die man heute, im digitalen kapitalismus, nach dem ende der arbeiterklasse und der bourgeoisie, anlegen kann, um herauszufinden ob jemand (ich selbst, peer steinbrück ...) oder ein programm links ist oder nicht.

erstaunlich ist, dass das so leicht geht. also ist "links" durchaus keine überholte kategorie: sie funktioniert, ganz simpel. wieso geht das dann nicht da draußen, im großen politischen zusammenhang? weil alles so kompliziert ist? das war es früher auch.

jeder politische satz und jeder schachzug muss sich so überprüfen lassen. er kann pragmatisch sein, er kann auch zynisch und berufspolitisch abgebrüht sein. er kann im einzelfall (aber nicht gewohnheitsmäßig) leninistisch fies sein. aber er muss sich direkt auf dieses system von sätzen beziehen lassen, und es müsste das gefühl gehen, dass die verbindung direkt und unmittelbar besteht.

man müsste nachdenken, ob die kriterien ausreichen. was fehlt, ist offenbar der feind. braucht man den, d.h. muss man ihn (für diese checkliste) explizit machen? kann man ihn "kapitalismus" nennen? (ja und nein)

1 DAS LINKE INTERESSE

Politik ist das Spiel von Interessen. Das linke Interesse ist nicht-partikular: Es ist die Würde des Menschen, die offensiv seine Möglichkeiten einschließt.

Das linke Interesse zielt nicht auf „Ausgleich“ als Wert an sich. Es ist auch nicht gleichbedeutend mit dem "öffentlichen Interesse“ (Ordnung, Wohlstand, 'Selbstverwirklichung').

Würde zu behaupten ist ein anstrengender Prozess, der den Menschen zugemutet wird.

Die Digitale Linke interessiert sich für den Menschen und sein Recht auf Würde, nicht in erster Linie für „die Natur“ (was immer das genau ist).

Weil für die Linke aber der Mensch immer systemisch ist, appelliert die Linke nie sentimental an „den Menschen“. Das ist Ideologie, wenn der Appell nicht die radikale Anerkennung und Vertretung aller Möglichkeiten des Menschen bedeutet.


2 DAS SYSTEM

Für die Digitale Linke sind die Agenten, die den sozialen/historischen/politischen Prozess treiben, nicht Individuen, sondern die Energien, die in offenen, dynamischen, spannungsreichen Systeme entstehen.

Die Linke ist individualistisch, weil Individuen nötig sind um offene, dynamische, spannungsreiche Systeme zu erzeugen. Sie ist da anti-individualistisch, wo Individualismus zur Ideologie wird (Bourgeoisie-als-Zusammenschluss- vernünftiger-Subjekte, Kapitalismus-als- Wettbewerb, Konsum-als- Selbstverwirklichung).

Individuen sind hier begriffen als Systeme verwoben in andere Systeme (die Sprache, das System von Konsum/Prestige, die Wirtschaft, die Medien, die (Sub-)Kulturen, u.v.a. kleinere Systeme).

Das „soziale System“ wird nicht mehr als Organisation gedacht (Militär, Gewerkschaft, Partei), sondern als Netzwerk. Als mediale Organisation von Zeichen-Ereignissen (nicht: von Individuen).


3 MACHT & SYSTEM

Die linke Politik ist AKTIVISTISCH, d.h. nicht fatalistisch und nicht technokratisch. Sie will MACHT.

Die linke Politik betrachtet staatliche und soziale Macht als etwas Wertvolles und Konstruktives. Diese Macht als Mittel der Veränderung ist nicht zu verwechseln mit dem „Staat“ als idealiter „neutralem“ Apparat der kapitalistischen Selbststabilisierung.

Die Digitale Linke appelliert an den Einzelnen, sich selbst als nicht-individuell und als produktiv zu begreifen: „Sei systemisch!“ Das heißt nicht „Funktioniere!“, sondern: „Erfasse und erfinde jeden Tag das System neu!“ D.h. auch: „Greife ein!“ -- "Verstehe, wie die Maschine funktioniert!"

Nur der Mensch, der sich in ein System stellt, dieses begreift und in es eingreift, realisiert seine Möglichkeiten.

4 IDEOLOGIE

Die Digitale Linke ist IDEOLOGISCH und SELBSTKRITISCH: Sie weiß, dass es keinen ideologiefreien Raum gibt.

Die linke humanistische Meta-Ideologie will die ideologische begrenztheit überwinden. Da sie aber, wenn sie konkret behauptet wird, immer historisch und sozial definiert ist, ist sie zwangsläufig immer AUCH (aber eben NIEMALS NUR) beschränkte Ideologie.

Zugleich ist genau diese ungemütliche Dialektik von Beschränktheit und Unbedingtheit die Voraussetzung für die Beschleunigung der permanenten Kulturrevolution.

5 MEDIENREVOLUTION

Die Digitale Linke will permanente Veränderung. Der Status Quo ist niemals links, weil er immer ein Verrat an den Möglichkeiten des Menschen ist. Links sein heißt in der Krise sein. (Brecht: ‚Immer alles durch Kritik in die Krise bringen.’)

Die linke Rhetorik ist kämpferisch.Die linke Revolution ist eine permanente KULTURREVOLUTION, weil die linke Utopie auf dem semantischen Mehrwert aufbaut, den die sprachliche Selbstreflexion erst erzeugt.

Kampfmittel der Linken sind deshalb Sprache und Zeichen, mit denen Grenzen („Fronten“) definiert und gegnerische Positionen geschleift werden.

Linke Politik ist (und war von Anfang an) deshalb notwendig MEDIENPOLITIK. Seit die bourgeois-kapitalistische Politik ebenfalls bedingungslos Medienpolitik ist, ist die Linke gezwungen, die Medien besser zu begreifen und zu nutzen als ihre gesellschaftlichen Gegner.

Das ist gut so, denn die Medien sind keine Mittel der Propaganda, wie die Alte Linke glaubte, sondern selbst wesentliche Mittel um die Möglichkeiten des Menschen zu erweitern.

6 FORTSCHRITT

Die Digitale Linke ist FORTSCHRITTSFIXIERT, weil sie Dynamik erzeugen will und muss. Sie will immer MEHR und das ANDERE. Sie will den Menschen nicht „zu sich selbst zurück“ bringen, sondern nach vorn, zu seinen noch nie realisierten Möglichkeiten.

Sie sucht immer nach den „Transmissionsriemen“. (Alte leninistische Metapher, die allerdings zu kurz greift, weil sie einem vergangenen technischen Paradigma angehört). Der TECHNISCHE FORTSCHRITT (im weiten Sinn) muss von der Linken immer begriffen und oft positiv besetzt werden: nämlich da, wo er systemisch-humanitäre MÖGLICHKEITEN erschließt. Und das tut er schon allein deshalb, weil er für bewusstlose permanente Revolution sorgt.

Die Linke versucht typischer Weise das Bewusstsein herzustellen, das die bewusstlose TECHNISCHE REVOLUTION zu einer potenziell menschlichen Revolution macht. Sie leiht sich Dynamik. Weil die Linke immer eine MEDIENTECHNISCHE BEWEGUNG war und sein muss, spielt MEDIENTECHNISCHER FORTSCHRITT eine besondere Rolle. Das gilt naturgemäß in besonders extremem Maß in der gegenwärtigen postindustriellen Ära.

7 GLEICHHEIT

Links sein heißt, an der Forderung der GLEICHHEIT festzuhalten (Nobbio). Und wahr ist, dass Akzeptieren von Ungleichheit jedenfalls nicht-links ist.

GLEICHHEIT bedeutet auf der einen Seite (offensiv), in die Forderung nach Verwirklichung der menschlichen Möglichkeiten ALLE einzuschließen. (Was im übrigen auch deshalb gut ist, weil es automatisch zu permanenter Unzufriedenheit und Kulturrevolution führen muss).

Und Gleichheit bedeutet auf der anderen Seite (defensiv), so etwas wie einen sozio-kulturellen SPIELRAUM immer neu herzustellen, der maximale Vielfalt und maximale Interaktion ermöglich. Der viele Teil-Spielräume umfasst, und der allen Spielern die Möglichkeit gibt, so gleich zu sein wie Teilnehmer an einer Sportart bzw. Teilnehmer verschiedener Sportarten eben „gleich“ sind, ausgewiesen durch das neutrale Trikot.

„Gleich“ sein heißt hier, die Gnade zu erfahren, nicht an seiner Herkunft gemessen zu werden. Dass man diese gleichwohl immer mitschleppt, ist wahr. Niemand behauptet, dass die Forderung nach Gleichheit einen nicht-widersprüchlichen Zustand herstellt.

8 SOLIDARITÄT

Die LINKE ist notwendig SOLIDARISCH, weil sie immer auf sozialen Netzwerken aufbaut und die „Schwachen“ einbezieht.

Links-sein ist aber niemals einfach erschöpft mit „Solidarität der Bedrängten“ oder – noch schlimmer – „Sorge für die Benachteiligten“. Das wäre defaitistisch.

Die Solidarität der extrem Bedrängten ist nur dann hinreichend, wenn damit die allgemeine KULTURREVOLUTIONÄRE Forderung nach Verwirklichung der menschlichen Möglichkeiten verbunden wird.

Die Bedrängten und Schwachen selbst sind – oft – nicht-revolutionär und ihre Kollektive/Netzwerke sind immer davon bedroht, in nicht-linke Herrschaftsverhältnisse umzuschlagen.

9 WISSENSCHAFTLICH

Die LINKE ist nicht sentimental, sondern wissenschaftlich: nämlich in einem grundlegenden und aktivistischem Sinn systemtheoretisch.

Marx und Brecht waren Systemtheoretiker.

Die Linke begreift HUMANITÄT als Effekt von Systemen.

        

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