... ich weiß ja seit langem nicht so recht, wie ich das großartige TiddlyWiki verwenden soll, und tief in meinem herzen ist mir schmerzhaft klar, dass das mein fehler ist. ich bin noch nicht reif. TiddlySnip könnte wird das ändern: eine kinderleicht zu bedienende firefox-extension, die beliebige clips in ein eigenes TiddlyWiki auf die festplatte kopiert, als eigener "tiddler" (microcontent chunk), mit tags. schwindelerregend. ein quantensprung.
(fällt mir ein, dass ich Jeremy Ruston, father of TW, in wien beim blogtalk persönlich kennen gelernt habe. google-video seines vortrags übrigens hier, schon wegen seines londoner akzents empfehlenswert. überaus sympathisch und intelligent. und schon wieder einer dieser selfmade-intellektuellen, bei denen IT-Web-bricolage wie von selbst in intellektualität und theorie umschlägt. in seinem fall ganz buchstäblich, weil er keinen schulabschluss hat und ganz vom basteln kommt, während etwa Thomas Vander Wal ja literatur studiert hat, was wiewderum seine eigene logik hat ...)
(was man auch machen kann mit tiddlysnip: die lokalen textquellen als .txt abspeichern. dann mit dem browser die lokalen text-files öffnen und ins TiddlyWiki schicken ... dann kann man sie dort frei anordnen, weiter taggen, verlinken usw. ich glaube, ich werde texte nur noch so schreiben.)
(fällt mir ein, dass ich Jeremy Ruston, father of TW, in wien beim blogtalk persönlich kennen gelernt habe. google-video seines vortrags übrigens hier, schon wegen seines londoner akzents empfehlenswert. überaus sympathisch und intelligent. und schon wieder einer dieser selfmade-intellektuellen, bei denen IT-Web-bricolage wie von selbst in intellektualität und theorie umschlägt. in seinem fall ganz buchstäblich, weil er keinen schulabschluss hat und ganz vom basteln kommt, während etwa Thomas Vander Wal ja literatur studiert hat, was wiewderum seine eigene logik hat ...)
(was man auch machen kann mit tiddlysnip: die lokalen textquellen als .txt abspeichern. dann mit dem browser die lokalen text-files öffnen und ins TiddlyWiki schicken ... dann kann man sie dort frei anordnen, weiter taggen, verlinken usw. ich glaube, ich werde texte nur noch so schreiben.)
jurijmlotman - am Samstag, 3. Februar 2007, 23:06 - Rubrik: digital lifestyle
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... meine lieblingskommentare als liste hin, die assotsiatsionsklimbim im blog hinterlassen hat. und die ja eigentlich viel besser sind als die anlässe. blöd dass man nicht auf die kommentare selbst verlinken kann, als primärtexte.
jurijmlotman - am Dienstag, 23. Januar 2007, 10:55 - Rubrik: neue deutsche literatur
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... nach einer Reaktion (Was sagtest Du?) leichthin reduziert (Ach nichts).
Schreiben auf eine Weise, dass jeder Satz schlichte Mitteilung ist. Nicht literarische Möblierung des Raums zwischen Autor und Leser." (Goncourt-blog)
(ich sollte wirklich wieder mehr gehobene weblogs lesen.)
Schreiben auf eine Weise, dass jeder Satz schlichte Mitteilung ist. Nicht literarische Möblierung des Raums zwischen Autor und Leser." (Goncourt-blog)
(ich sollte wirklich wieder mehr gehobene weblogs lesen.)
jurijmlotman - am Dienstag, 23. Januar 2007, 10:49 - Rubrik: neue deutsche literatur
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... das nervige Second Life-getue hat, glaube ich, den grund, dass der dümmere teil der welt da draußen eine anschauliche und greifbare metapher sucht für die ganz normale allgegenwärtige, ungreifbare und verunsichernde vermischung von "wirklicher wirklichkeit" und webwirklichkeit. wo doch gerade die schmutzigen übergangszonen das interessanteste sind.
wie in Matrix: die absurde SF-story mit den brains-in-a-vat als eine metapher für die tatsächliche medienmischzone, in der die eigentlich faszinierenden geschehnisse spielen, und diese virtuelle "mischwirklichkeit" ist ja vom über-computer aus altem medienmaterial zusammengemischt (kinofilme, fernsehen, home-videos?). weswegen sie so zeitlos wirkt, als hätte man sie schon x-mal gesehen. und weshalb die eigentliche story keineswegs von befreiung zum authentischen körper handelt, sondern davon, dass es am tollsten ist, immer neu in diese angebliche pseudowelt einzudringen, dort randfigur und guerillero/a zu sein.
wie in Matrix: die absurde SF-story mit den brains-in-a-vat als eine metapher für die tatsächliche medienmischzone, in der die eigentlich faszinierenden geschehnisse spielen, und diese virtuelle "mischwirklichkeit" ist ja vom über-computer aus altem medienmaterial zusammengemischt (kinofilme, fernsehen, home-videos?). weswegen sie so zeitlos wirkt, als hätte man sie schon x-mal gesehen. und weshalb die eigentliche story keineswegs von befreiung zum authentischen körper handelt, sondern davon, dass es am tollsten ist, immer neu in diese angebliche pseudowelt einzudringen, dort randfigur und guerillero/a zu sein.
jurijmlotman - am Montag, 22. Januar 2007, 20:43 - Rubrik: media culture
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... ist hier.
jurijmlotman - am Montag, 22. Januar 2007, 19:19 - Rubrik: neue deutsche literatur
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... um das instrument zur selbst- und welt-erkenntnis zu schärfen, wenn man das ding denn als "ästhetisches system" versteht und handhabt. und das tun eigentlich alle, die in innsbruck gelesen haben. damit man sich nicht zu schnell wohlfühlt im selbstbezüglichen netz. (was natürlich toll ist und voraussetzung für gescheite kritik.)
weil weblogs sonst allzu leicht gemütlich werden. sie müssen aber immer (ein wenig) selbstverletzend sein. peinlich, präpotent, whatever. an der grenze. weswegen mich damals auch der gut abgehangene antville-stil mal so genervt hat.
(dass ich mich peinlicher weise immer selber zitiere, liegt daran, dass ich so langsam und verbohrt immer an denselben stellen herumdenken muss. so wie ich auch immer verbohrt immer neu dieselben songs hören muss.)
weil weblogs sonst allzu leicht gemütlich werden. sie müssen aber immer (ein wenig) selbstverletzend sein. peinlich, präpotent, whatever. an der grenze. weswegen mich damals auch der gut abgehangene antville-stil mal so genervt hat.
(dass ich mich peinlicher weise immer selber zitiere, liegt daran, dass ich so langsam und verbohrt immer an denselben stellen herumdenken muss. so wie ich auch immer verbohrt immer neu dieselben songs hören muss.)
jurijmlotman - am Montag, 22. Januar 2007, 18:25 - Rubrik: neue deutsche literatur
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... da war praschls thread, in 2003. hier ein digest der vielen vielen kommentare, bei denen fast nur die von praschl selbst zählen, aber man sollte den originalthread trotzdem/deshalb lesen:
"wenn es sich bei weblogs um ein genre (oder wie immer man es nennen soll) handelt, das sich mittlerweile durchgesetzt hat, warum gibt es dann noch nicht das genre der weblog-kritik, -rezension, -review?"
# weblogs sind ein sich selbst belobigendes medium
deshalb muss die kritik von außen kommen. allerdings sind die, die weblogs von außen betrachten, zu oberflächlich oder sie werden irgendwann mal nach innen gezogen und dann müssen sie lobpreisen.
# ich z.b. habe den [anspruch] für mein blog nicht. ich glaube, mich einer rezension zu unterziehen würde bedeuten, mich ernster zu nehmen als ich mich selbst.
# eine weblogkritik könnte zum beispiel die entwicklung, die geschichte, den zusammenhang eines weblogs zu rekonstruieren versuchen. wenn in der blogosphäre weblogs aufeinander reagieren, dann reagieren sie meistens auf das einzelne posting und sprechen selten über das weblog. das weblog ist aber mehr als die summe einzelner postings. es ist eine bewegung, die auf eine bestimmte weise voranschreitet, es ist eine methode, mit gegenständen umzugehen, es ist ein bestimmtes sensorium, es ist ein bestimmter flow, um einen dj-ausdruck zu verwenden, es ist eine bestimmte sprache, es ist vielleicht eine folge von brüchen und neuanfängen, es ist alles mögliche, das die einzelnen postings als surplus übersteigt. darüber ist aber selten die rede. (praschl)
# >Weblog-Kritik: ja, warum nicht, aber auch: wozu das denn?
wozu das denn: vielleicht, um etwas zu erkennen an einzelnen weblogs.
# Das ist sehr schön, stimmt ja alles. Und ist genau der Moment, wo mir mulmig wird, weil das Weblog, so gesehen, mit seiner Entwicklung, der sichtbar werdenden Gefühlswelt, dem Grad der Virtuosität oder Wahrheit, mit seiner Musikalität, kurz: mit allem, was Sie da beschreiben, mehr oder weniger Ausdruck und Abbild des Menschen ist, der dahinter steht, eine Kritik genau dieser Dinge wäre kaum zu trennen von einer Kritik an diesem Menschen, seiner Befindlichkeit, seiner Fähigkeiten. Vielleicht ist es das, was ich bedenklich fände.
# vielleicht ist das Problem, dass eine Weblog-Kritik, mehr noch als eine Literaturkritik, Personenkritik, Personenreview wäre. Bei Büchern etc. kann man ja noch sagen, der hat sich ja absichtlich auf den Marktplatz gestellt. Blogs leben doch eher in einer Zwischenzone ...
# (supatyp:) warum es keine weblogkritik geben kann.
weil: es würde was rezensiert, was ja gar nichts kostet. wo also der rezensent beim leser keine kaufhemmschwelle überwinden oder von einer riskanten anschaffung abraten muss.
es gibt ja auch keine rezensionen vom wetter.
"wenn es sich bei weblogs um ein genre (oder wie immer man es nennen soll) handelt, das sich mittlerweile durchgesetzt hat, warum gibt es dann noch nicht das genre der weblog-kritik, -rezension, -review?"
# weblogs sind ein sich selbst belobigendes medium
deshalb muss die kritik von außen kommen. allerdings sind die, die weblogs von außen betrachten, zu oberflächlich oder sie werden irgendwann mal nach innen gezogen und dann müssen sie lobpreisen.
# ich z.b. habe den [anspruch] für mein blog nicht. ich glaube, mich einer rezension zu unterziehen würde bedeuten, mich ernster zu nehmen als ich mich selbst.
# eine weblogkritik könnte zum beispiel die entwicklung, die geschichte, den zusammenhang eines weblogs zu rekonstruieren versuchen. wenn in der blogosphäre weblogs aufeinander reagieren, dann reagieren sie meistens auf das einzelne posting und sprechen selten über das weblog. das weblog ist aber mehr als die summe einzelner postings. es ist eine bewegung, die auf eine bestimmte weise voranschreitet, es ist eine methode, mit gegenständen umzugehen, es ist ein bestimmtes sensorium, es ist ein bestimmter flow, um einen dj-ausdruck zu verwenden, es ist eine bestimmte sprache, es ist vielleicht eine folge von brüchen und neuanfängen, es ist alles mögliche, das die einzelnen postings als surplus übersteigt. darüber ist aber selten die rede. (praschl)
# >Weblog-Kritik: ja, warum nicht, aber auch: wozu das denn?
wozu das denn: vielleicht, um etwas zu erkennen an einzelnen weblogs.
# Das ist sehr schön, stimmt ja alles. Und ist genau der Moment, wo mir mulmig wird, weil das Weblog, so gesehen, mit seiner Entwicklung, der sichtbar werdenden Gefühlswelt, dem Grad der Virtuosität oder Wahrheit, mit seiner Musikalität, kurz: mit allem, was Sie da beschreiben, mehr oder weniger Ausdruck und Abbild des Menschen ist, der dahinter steht, eine Kritik genau dieser Dinge wäre kaum zu trennen von einer Kritik an diesem Menschen, seiner Befindlichkeit, seiner Fähigkeiten. Vielleicht ist es das, was ich bedenklich fände.
# vielleicht ist das Problem, dass eine Weblog-Kritik, mehr noch als eine Literaturkritik, Personenkritik, Personenreview wäre. Bei Büchern etc. kann man ja noch sagen, der hat sich ja absichtlich auf den Marktplatz gestellt. Blogs leben doch eher in einer Zwischenzone ...
# (supatyp:) warum es keine weblogkritik geben kann.
weil: es würde was rezensiert, was ja gar nichts kostet. wo also der rezensent beim leser keine kaufhemmschwelle überwinden oder von einer riskanten anschaffung abraten muss.
es gibt ja auch keine rezensionen vom wetter.
jurijmlotman - am Montag, 22. Januar 2007, 18:07
... vorgestern abend in innsbruck 5 minuten aus dem eigenen blog gelesen: lehrreich weil peinlich. also gut. (meta-innsblog mit links ist hier.)
peinlich, weil blogs vorlesen das gegenteil von bloggen ist: da geht es ja gerade darum, dass man den körper endlich los ist und zusehenhören kann, wie aus dem fluss von textfragmenten und kurzschlussreaktionen eine eigene lautlose stimme sich ausprägt und changiert.
andere blogs gelesen hören: ebenso seltsam. wie die körperstimmen die textstimmen überlagern und fast immer abschwächen. tscheburaschka hören und hoffen dass die hörer doch irgendwie die besondere stimme hören, die da auf dem bildschirm so kräftig aus den sätzen herauskommt.
zuhören, wie assotsiatsion sich sympathisch-programmatisch verzettelt, mikro noch zu leise, wie er viel zuviel kommentiert, und nur dann, wenn er dann mal doch ins lesen kommt, plötzlich momentweise aufleuchtet, warum das ein wirklich großer, ein großes - ja was eigentlich: ein blog? ein text? viele texte? ein schreibstrom? literatur? eine kette von textereignissen. doch, in dem fall würde ich das schon literatur nennen. große "popliteratur" im substanziellen sinn. aber schwer zu sagen,worin genau da die unzweifelhafte qualität liegt. genius. aber man hat es, glaube ich, hier kaum gehört.
überraschungssieger des abends für mich: boombaye und limevalley. beste synthese von realstimmen und blogstimmen. weibliche pop-twenager-vitalität und schreiben/denken-können und stilsicherheit unangestrengt vereinend. so etwas war zu meiner zeit so noch gar nicht denkbar, kommt mir vor.damals war graswurzel-popliteratur definitiv jungssache (und schlechter).
wertvoll als kontrast: zeitlos schlechte provinzliteratur von schafferer, exemplarisch für leute, die irgendwie literarische sätze hinschreiben können und davon dann selbst haltlos begeistert sind. macht "literatur" so wie provinzbands, die einen "guadn sound" hinbekommen. das, was auf hohem niveau helmut krausser macht, den ich ja auch seinerzeit habe lesen hören, bei der popliteratur-lesungsreihe sage&schreibe in münchen mitte/ende der 80er, die eigentlich ziemlich öde war, aber pflicht. da war die provinzielle innsblog-lesung 2007 deutlich besser.
gut, das heißt gerade auch literarisch gut, einen tick zu selbstsicher vielleicht: brainfarts. nicht eigentlich blog-literatur. nicht so flüssig, nicht von kleinen text-kettenreaktionen getrieben. das kann das web schon auch: publikationsplattform zu sein für prägnante kurztexte, die literarisch sind im konventionellen sinn. fließende übergänge zwischen literatur-ins-blog-stellen und bloggen-schlägt-um-in-eine-eigene-sorte-literatur.
creekpeople gehört auch in den zusammenhang. tritt als literat auf, statt die beiläufigen kurzen blogsplitter zu lesen, die das beste an dieser art zu schreiben sind. popliteratur so betreibend, wie man in literatenzirkeln früher richtige literatur betrieben hat. begabt, aber schwer zu sagen für was genau. verhakt sich irgendwie in einem seltsam epigonalen hang zum kunststückhaften. fast schon wieder literaturarchiv-literatur. wenn nicht doch eben auch ein versteckter positiver pop-drive da drin wäre, ein spaß am dinge-zusammenstoßen-lassen, schon auch eine textstimme. am besten hörbar ist die, kommt mir jetzt gerade vor, in den verstreuten blogkommentarduellen mit assotsiatsion. guter vorleser, übrigens: in dem fall sollte die realstimme irgendwie in den text hinein. (umgekehrt wie bei tscheburaschka.)
fex: lyrisches sprechen im blog. interessant, wie das blog-beiläufige den druck aus texten nimmt, die abgedruckt in literaturzeitschriften achselzuckend überblättert würden. (so wie ich literaturzeitschriften überhaupt achselzuckend überblättere: literatur, die sich als "literatur" vorstellt, ist so tot.) konsumkinder: ein beispiel für den hohen qualitätslevel eines neuen mainstream-schreibens, den das web hervorgebracht hat. lustig, intelligent, ok. taratorka: und noch einmal (anders) der beweis, dass die kollektive textpraxis im web den einzelnen zu einer neuen souveränität hilft. [nachtrag: nach 2-3maligem nachlesen im blogtextstrom eindeutig zur oberliga des schreibens-im-blog zu zählen.] nichtlesung von nichtmädchen (bester nickname ever). überhaupt erstaunlich: wie da ausgerechnet hier auf einmal eine "szene" sichtbar wird, von der keiner weiß, warum und wie sie existiert. gibts die überall, und man bekommt es bloß nicht mit?
vermisst habe ich die textstimme von langreiter: es gibt eine merkwürdige schnittstelle, wo programmiersprachkompetenz und literatursprachkompetenz verfließen. wie in dem großen text Growing A Language, dessen link ich seinem hyperlakonischen und trotzdem unverwechselbaren web-urgesteins-blog verdanke.
vermisst habe ich auch frau morgenstern, die ja nun seit jahren in wien bloggt. soll immer besser werden, habe ich gehört, und sie war damals schon erstaunlich gut. hätte man die nicht per video zuschalten können, so wie jetzt am ende lu?
da war die gelungene zuspielung als medienereignis viel schlagender als der inhalt: das ewige missverständnis, dass das literarische am bloggen dadurch zu beweisen sei, dass man einen "gelungenen text" auskoppelt. anstatt die kleinen unauffälligen splitter zu lesen, die auch dort das beste sind. irgendwie witzig, alltags-orientiert, so wie ein bestimmter typus frauen halt schreibt, der gut & gern redet. was schon auch legitim ist, aber nicht besonders herausstellenswert.
überaus wertvoller text-flashmob, trotz verbesserungsfähiger form. das web will wirklich werden. (wieso?)
literatur lebt, das heißt, dass gerade der text leuten würde und authentizität verleihen kann, die sonst eben nur das wären: leute. eine würde und ein gewicht, die schon irgendwie angelegt sein mögen, aber die es eben noch nicht gibt. sondern erst, wenn sie sich in der blog-textstimme objektivieren. writing yourself into existence (blog-mantra).
p.s. und ich? ich mag meine realstimme nicht, und meine blogstimme auch nicht wirklich. aber sie ist eben die einzige, die ich habe. interessant deplatziert als lokaler platzhalter des nestors der 40+ popliteratur. als den-platz-offen-halter.
peinlich, weil blogs vorlesen das gegenteil von bloggen ist: da geht es ja gerade darum, dass man den körper endlich los ist und zusehenhören kann, wie aus dem fluss von textfragmenten und kurzschlussreaktionen eine eigene lautlose stimme sich ausprägt und changiert.
andere blogs gelesen hören: ebenso seltsam. wie die körperstimmen die textstimmen überlagern und fast immer abschwächen. tscheburaschka hören und hoffen dass die hörer doch irgendwie die besondere stimme hören, die da auf dem bildschirm so kräftig aus den sätzen herauskommt.
zuhören, wie assotsiatsion sich sympathisch-programmatisch verzettelt, mikro noch zu leise, wie er viel zuviel kommentiert, und nur dann, wenn er dann mal doch ins lesen kommt, plötzlich momentweise aufleuchtet, warum das ein wirklich großer, ein großes - ja was eigentlich: ein blog? ein text? viele texte? ein schreibstrom? literatur? eine kette von textereignissen. doch, in dem fall würde ich das schon literatur nennen. große "popliteratur" im substanziellen sinn. aber schwer zu sagen,worin genau da die unzweifelhafte qualität liegt. genius. aber man hat es, glaube ich, hier kaum gehört.
überraschungssieger des abends für mich: boombaye und limevalley. beste synthese von realstimmen und blogstimmen. weibliche pop-twenager-vitalität und schreiben/denken-können und stilsicherheit unangestrengt vereinend. so etwas war zu meiner zeit so noch gar nicht denkbar, kommt mir vor.damals war graswurzel-popliteratur definitiv jungssache (und schlechter).
wertvoll als kontrast: zeitlos schlechte provinzliteratur von schafferer, exemplarisch für leute, die irgendwie literarische sätze hinschreiben können und davon dann selbst haltlos begeistert sind. macht "literatur" so wie provinzbands, die einen "guadn sound" hinbekommen. das, was auf hohem niveau helmut krausser macht, den ich ja auch seinerzeit habe lesen hören, bei der popliteratur-lesungsreihe sage&schreibe in münchen mitte/ende der 80er, die eigentlich ziemlich öde war, aber pflicht. da war die provinzielle innsblog-lesung 2007 deutlich besser.
gut, das heißt gerade auch literarisch gut, einen tick zu selbstsicher vielleicht: brainfarts. nicht eigentlich blog-literatur. nicht so flüssig, nicht von kleinen text-kettenreaktionen getrieben. das kann das web schon auch: publikationsplattform zu sein für prägnante kurztexte, die literarisch sind im konventionellen sinn. fließende übergänge zwischen literatur-ins-blog-stellen und bloggen-schlägt-um-in-eine-eigene-sorte-literatur.
creekpeople gehört auch in den zusammenhang. tritt als literat auf, statt die beiläufigen kurzen blogsplitter zu lesen, die das beste an dieser art zu schreiben sind. popliteratur so betreibend, wie man in literatenzirkeln früher richtige literatur betrieben hat. begabt, aber schwer zu sagen für was genau. verhakt sich irgendwie in einem seltsam epigonalen hang zum kunststückhaften. fast schon wieder literaturarchiv-literatur. wenn nicht doch eben auch ein versteckter positiver pop-drive da drin wäre, ein spaß am dinge-zusammenstoßen-lassen, schon auch eine textstimme. am besten hörbar ist die, kommt mir jetzt gerade vor, in den verstreuten blogkommentarduellen mit assotsiatsion. guter vorleser, übrigens: in dem fall sollte die realstimme irgendwie in den text hinein. (umgekehrt wie bei tscheburaschka.)
fex: lyrisches sprechen im blog. interessant, wie das blog-beiläufige den druck aus texten nimmt, die abgedruckt in literaturzeitschriften achselzuckend überblättert würden. (so wie ich literaturzeitschriften überhaupt achselzuckend überblättere: literatur, die sich als "literatur" vorstellt, ist so tot.) konsumkinder: ein beispiel für den hohen qualitätslevel eines neuen mainstream-schreibens, den das web hervorgebracht hat. lustig, intelligent, ok. taratorka: und noch einmal (anders) der beweis, dass die kollektive textpraxis im web den einzelnen zu einer neuen souveränität hilft. [nachtrag: nach 2-3maligem nachlesen im blogtextstrom eindeutig zur oberliga des schreibens-im-blog zu zählen.] nichtlesung von nichtmädchen (bester nickname ever). überhaupt erstaunlich: wie da ausgerechnet hier auf einmal eine "szene" sichtbar wird, von der keiner weiß, warum und wie sie existiert. gibts die überall, und man bekommt es bloß nicht mit?
vermisst habe ich die textstimme von langreiter: es gibt eine merkwürdige schnittstelle, wo programmiersprachkompetenz und literatursprachkompetenz verfließen. wie in dem großen text Growing A Language, dessen link ich seinem hyperlakonischen und trotzdem unverwechselbaren web-urgesteins-blog verdanke.
vermisst habe ich auch frau morgenstern, die ja nun seit jahren in wien bloggt. soll immer besser werden, habe ich gehört, und sie war damals schon erstaunlich gut. hätte man die nicht per video zuschalten können, so wie jetzt am ende lu?
da war die gelungene zuspielung als medienereignis viel schlagender als der inhalt: das ewige missverständnis, dass das literarische am bloggen dadurch zu beweisen sei, dass man einen "gelungenen text" auskoppelt. anstatt die kleinen unauffälligen splitter zu lesen, die auch dort das beste sind. irgendwie witzig, alltags-orientiert, so wie ein bestimmter typus frauen halt schreibt, der gut & gern redet. was schon auch legitim ist, aber nicht besonders herausstellenswert.
überaus wertvoller text-flashmob, trotz verbesserungsfähiger form. das web will wirklich werden. (wieso?)
literatur lebt, das heißt, dass gerade der text leuten würde und authentizität verleihen kann, die sonst eben nur das wären: leute. eine würde und ein gewicht, die schon irgendwie angelegt sein mögen, aber die es eben noch nicht gibt. sondern erst, wenn sie sich in der blog-textstimme objektivieren. writing yourself into existence (blog-mantra).
p.s. und ich? ich mag meine realstimme nicht, und meine blogstimme auch nicht wirklich. aber sie ist eben die einzige, die ich habe. interessant deplatziert als lokaler platzhalter des nestors der 40+ popliteratur. als den-platz-offen-halter.
jurijmlotman - am Sonntag, 21. Januar 2007, 11:40 - Rubrik: neue deutsche literatur
weil ich zu recht gefragt wurde, warum eine bloglesung, an der ich teilnehme, aus scribbleblog lesend, hier nicht angekündigt wird. gute frage, komplizierte antwort vermutlich. ich werde darüber unter "kommentare" sinnieren, vielleicht.
jedenfalls: hier (heute, 20 uhr, innsbruck, literaturhaus). und da ist das unterhaltsame organisationsblog zur veranstaltung. die sicher irgendwie gut wird, weil das einen merkwürdigen und unvorhersehbaren effekt geben wird.
jedenfalls: hier (heute, 20 uhr, innsbruck, literaturhaus). und da ist das unterhaltsame organisationsblog zur veranstaltung. die sicher irgendwie gut wird, weil das einen merkwürdigen und unvorhersehbaren effekt geben wird.
jurijmlotman - am Freitag, 19. Januar 2007, 14:22 - Rubrik: neue deutsche literatur
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