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jurij m. lotman (R.I.P.)
die grenzen des textes sind die grenzen der welt

 

aging of pop

... auch da sollte man ja weiterdenken, nach lektüre von diederichsen vs. poschardt. wobei mich ganz naiv die frage beschäftigt, woher dd seine sicherheit bezieht, dass "urbaner hedonismus" immer noch (oder jemals) neolib "abperlen lässt wie regentropfen von einem startenden flugzeug". das problem scheint doch vielmehr zu sein, dass die plakativ "verantwortungslose" befreiungsgeste von pop extrem gut zusammengeht mit widerlichstem neolib. und trotzdem ist ja auch an der beschwörung der subversiv-revolutionären kraft von pop irgendetwas dran: pop hat ganze generationen klüger gemacht. aber wo schlägt das eine in das andere um? wo genau geht das so grauenhaft schief? ((verwandte ratlose frage: wie kann es sein, dass neolib gegenwärtig ja tatsächlich als die einzig "radikale" denkbewegung auftreten kann, die irgendwie die ja zweifellos auch existierende vitale dynamik dieser sich globalisierenden welt feiert? was haben wir anderen in den letzten 25 jahren falsch gemacht?))

... haben auch Titel von diesen Künstlern gekauft:

* The Rolling Stones
* Ben Folds
* Dire Straits
* Pink Floyd
* Bright Eyes

was immer man daraus folgern soll. ein wenig deprimierend.

aber hier, auf dem guten preoccupations-blog (literary studies, web 2.0, mobile ...), die links zum neuen dylan-schub wg. scorsese-film.

... great interview with vic godard (from & the subway sect).

... seltsames jahr. die erfindung des ROCK: wall of sound mit fuzz boxes, aber jetzt ohne das sympathische durcheinander der experimentellen jahre 1965 - 1968. woodstock und easy rider. ich erkenne den meilenstein-charakter von, sagen wir, king crimson und led zeppelin im nachhinein schon an, aber es bedeutet mir immer noch nichts. noch nicht einmal kick out the jams. meine 1969-stücke: bad moon rising von CCR. some kinda love von VU. bob dylans nashville skyline. sonst fällt mir nichts ein. die stones waren glaube ich damals auch noch gut (indiskutabel erst nach 71/72?).

... in dem letzten großen stück vom nestor der 40+ popliteratur. wo ich aber die ehrenrettung der "am-rand-stehenden-verbitterten-spaßbeobachter" anmahnen möchte. ich wäre ja immer gern einer der auratischen randsteher gewesen, mit ihrem mageren, bleichen, abschätzigen rattenblick auf die-die-auf-der- tanzfläche-spaß-mit-dem-körper-haben. und war halt doch immer nur ein linkisches freundliches trumm.

... der geschmack ist, wie ich immer wieder feststelle, berechenbar. keine hippen spezialsachen. eigentlich müßte ich auch Docks of the Bay dazu schreiben.
Velvet Underground, White Light/White Heat, I Heard Her Call My Name; Doors, Summer's Almost Gone; Bob Dylan, I Dreamed I Saw St. Augustine; The Who, Mgic Bus; Rolling Stones, Sympathy for the Devil, No Expectations; Marvin Gaye, I Heard It Through the Grapevine; Sam & Dave, I Thank You; Pentangle, Pentangling; Canned Heat, On the Road Again; Aretha Franklin, Chain of Fools, Think; Creedence Clearwater Revival, Susie Q;

... mit playlists herumbosseln, schon immer. auch ein grund warum nichts aus mir geworden ist. da kann ich nur vor warnen. deshalb also die revidierte eigene sz-diskothek-liste für MEIN 1978:
Suicide, Johnny (die Platte ist nominell von 1977, scheint aber erst 1978 da gewesen zu sein); [The Normal, Warm Leatherette -- erst jetzt gehört, ehrenhalber aufgenommen danke SZ. damals nur dem namen nach bekannt.]; Kraftwerk, Neonlicht; Ultravox, When You Walk Through Me; XTC, Battery Brides; Buzzcocks, Ever Fallen in Love (With Someone You Shouldn't Have Fallen in Love With); Talking Heads, Psycho Killer [faktisch erst 1978]; Patti Smith, Rock 'n'Roll Nigger; Tonio K., Life in the foodchain; Dire Straits, Water of Love; Bob Dylan, Where Are You Tonight; George Thorogood & The Destroyers, Ride On Josephine
Nachtrag: Bill Withers, Lovely Day (es gibt noch sehr viel bessere songs, aber die waren alle früher)

... absoluter favorit ist, mäßig überraschend, 1958. sich rückwärts bewegen. ich mag wirklich nur voice & noise, intensität. keine musiker-musik, und schon gar keine geschmackvolle. die 1968 folge: positiv und zeitgeist-haltig die neuen ambitionierten soul-sachen: jerry butler, only the strong will survive; staple singers, long walk to D.C; james brown natürlich. der rest wirkt eher wirr und beliebig: es gibt kein rechtes bild. das liegt nicht an 1968, da bin ich ganz sicher, dass das kein wirres jahr war. vielleicht nerviger rock, aber nicht beliebig. da versagt scheint es der (mir natürlich ohnehin suspekte) penetrant geschmackvolle geschmack der heutigen eklektiker-ära, der dann aber 1958, ganz im gegensatz dazu, großartig triumphiert. da ist genialität: elvis, ivan, stagger lee, don gibson, johnny b. goode, howlin wolf, willie & the hand jive, aber auch das teenie-pop drama endless sleep.die 1993-folge: noch gar nicht gehört, die nervt mich schon, wenn ich die playlist lese. gut dass ich damals nicht jung war. gangsta-hiphop, grunge, björk, techno-goes-mainstream. was hätte man da nur gemacht? hans nieswands schön zu lesender begleit-essay überzeugt mich da auch nicht, inhaltlich. wäre ich 1968 gern jung gewesen? das habe ich mir dann ja später immer gewünscht, 1975/76. ja, schon wahrscheinlich: dylan hören, doors als sie gut waren, den soul hätte ich fürchte ich verpasst, aggressive sds-teach-ins und pariser mai, handke als er gut war, und brinkmann. wobei der roman zur zeit (heißer sommer, uwe timm) ja ein entsetzlich dröges, aber gerade darum authetisch wirkendes bild zeichnet.

... nicht als besserwisserische gegenliste zur SZ, sonder die persönliche rekonstruktion. wobei hier ungefähr 50% authentische autobiographische erfahrung und 50% spätere einsicht (= plattenkauf innerhalb der nächsten jahre) verschmolzen sind. zum einen das jahr wie es war, zum anderen wie es hätte sein können. (und wie toll hätte es sein können, wenn hier gleichzeitigkeit erreicht worden wäre! unausdenkbar.)

dire straits - water of love | xtc - battery brides | kraftwerk, neonlicht | bob dylan, where are you tonight | tonio k., life in the foodchain | ultravox, the man who dies everyday (1977), dann eben: just for a moment | george thorogood & the destroyers, ride on josephine | talking heads, heaven | patti smith, pumping (war 1976)| buzzcocks, ever fallen in love

da stimmt ja ziemlich wenig, erstaunlich, wie sich das verzerrt im rückblick.
nennen muss ich noch:
little feat - irgendwas von der live-platte | was von bill withers, obwohl ich den erst sehr viel später gehört habe | von der this year's model costello platte etwas | eins von der zweiten jam-platte | und unorigineller weise auch noch psycho killer von der ersten talking heads, die erst 78 herauskam scheint es (und dire straits waren die vorband bei der tour)

zum teil stellvertretend für exzellente LPs, dann ist die auswahl rein idiosynkratisch und gefühlsbetont.
ich würds ja podcasten, wenns nicht so mühsam wäre.

... ich muss das hier so festhalten, ist eine großartige sache. die mangelnde coolness des unternehmens ergibt sich rein daraus, dass es alte säcke machen, mit penetrantem alte-säcke-sachverstand, an der schaltstelle des feuilletonistischen systems. was ich mit 22 vermutlich auch gehasst hätte.

genau jetzt habe ich mir auch erst das schöne "31 songs" von nick hornby gekauft. (JEDER pop-schreiber sollte ein solches buch schreiben: das ergäbe dann ein neues eigenes text-genre.) das einzige was an SZ stört ist, dass die komplementäre hälfte fehlt: der tages-pop im gegensatz zu dem, "was bleibt". was damals unerhört oder perfekt war, und was ernste folgen hatte, E-musik also, mindestens im rückblick. erkenntnis und verbreitend, das leben verbessernd.

vermutlich ab heute hunderte private listen in der blogosphere. schade dass podcasting noch nicht ganz so weit ist ... das müsste regelrechte geschmacksrevolutionen auslösen.

        

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