neue deutsche literatur
... sehr schön.
...
5
wenn es die schrift nicht gäbe
wäre das weg jetzt alles weg
& na und dann wäre es eben weg
6
aber da es die schrift gibt
kann es jetzt jeder lesen
nur einen mausklick entfernt!
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wenn es die schrift nicht gäbe
wäre das weg jetzt alles weg
& na und dann wäre es eben weg
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aber da es die schrift gibt
kann es jetzt jeder lesen
nur einen mausklick entfernt!
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jurijmlotman - am Donnerstag, 3. März 2005, 20:36 - Rubrik: neue deutsche literatur
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... Don't tell me you don't know what love is / When you're old enough to know better / When you find strange hands in your sweater / When your dreamboat / turns out to be a footnote / I'm a man with a mission / in two or three editions ... // And I'm giving you a longing look / Everyday, everyday, everyday I write the book
Chapter One we didn't really get along / Chapter Two I think I fell in love with you / You said you'd stand by me in the middle of Chapter Three / But you were up to your old tricks in Chapters Four, Five and Six // The way you walk / The way you talk, and try to kiss me, and laugh / In four or five paragraphs / All your compliments and your cutting remarks / Are captured here in my quotation marks
Don't tell me you don't know the difference / Between a lover and a fighter / With my pen and my electric typewriter // Even in a perfect world where everyone was equal / I'd still own the film rights and be working on the sequel ... // And I'm giving you a longing look / Everyday, everyday, everyday I write the book
ein wenig überschlau, zugegeben, wie Costello ja fast immer, aber als pop-song doch sehr hübsch und erstaunlich funktionierend. projekt: literaturpop. alle popsongs suchen, in denen es um schreiben/lesen geht. "paperback writer" von den beatles usw.
Chapter One we didn't really get along / Chapter Two I think I fell in love with you / You said you'd stand by me in the middle of Chapter Three / But you were up to your old tricks in Chapters Four, Five and Six // The way you walk / The way you talk, and try to kiss me, and laugh / In four or five paragraphs / All your compliments and your cutting remarks / Are captured here in my quotation marks
Don't tell me you don't know the difference / Between a lover and a fighter / With my pen and my electric typewriter // Even in a perfect world where everyone was equal / I'd still own the film rights and be working on the sequel ... // And I'm giving you a longing look / Everyday, everyday, everyday I write the book
ein wenig überschlau, zugegeben, wie Costello ja fast immer, aber als pop-song doch sehr hübsch und erstaunlich funktionierend. projekt: literaturpop. alle popsongs suchen, in denen es um schreiben/lesen geht. "paperback writer" von den beatles usw.
jurijmlotman - am Sonntag, 27. Februar 2005, 12:31 - Rubrik: neue deutsche literatur
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… dieses Postings genau gesagt.
Blogs sind semantische Generatoren, die mit erstaunlich hoher Wahrscheinlichkeit etwas produzieren, das „Literatur“ sehr nahe kommt. Und ich selbst lese sie nicht zuletzt als Ersatz für eine Art von Literatur, die es (für mich) einfach nicht gibt.
Interessant ist, dass die Versuche so eindeutig scheitern, daraus dann „wirkliche Literatur“ zu machen, ob durch Abdruck auf Papier oder öffentliche Lesung. Die Texte scheinen nur dann zu funktionieren, wenn man sie in ihrem lebendigen Blog-Kontext liest, und außerhalb sofort abzusterben.
Was allerdings auch daran liegt, dass Blogger mit Literatur-Ambition keine Ahnung zu haben scheint, was gut daran ist, was sie machen (insofern da etwas gut ist). Sie glauben an den „guten Text“ und koppeln dann irgendetwas Feuilletonistisches und Poetisches aus. Was sie für Kunststücke halten.
Aber das beste an Blogs ist ja immer das Projekt, das die Text-Momente erzeugt. Umgekehrt kann man vermutlich nur solche Texte als Single auskoppeln, die in a nutshell dieses Projekt bereits enthalten. Oder besonders dichte und zur Not sogar bearbeitete Text-Collagen, die den spezifischen Blog-Flow und/oder den Blog-Screen verkörpern.
So wie selbst die besten Texte von Popsongs in gedruckter Form praktisch nie funktionieren. Jim Morrisons Gedichtbände habe ich einmal gelesen: grauenhaft. Dylans Roman „Tarantula“ war auch ziemlich furchtbar, jedenfalls in deutsch, aber er spielt glaube ich auch in den USA keine Rolle. Und ich gehe ja jede Wette ein, dass auch das Nick Cave-Buch, das ich nie lesen wollte, Mist ist. Gibt es überhaupt irgendein gutes literarisches Buch eines Pop-Musikers?
Trotzdem wurde Dylan völlig zu Recht für den Literatur-Nobelpreis vorgeschlagen. Aber das spricht eher gegen die Literatur. Er hat dazu gesagt, dass er nie das Gefühl hatte, dass das, was er macht, etwas mit „Großer Literatur“ zu tun hat. Ich glaube, das war nicht gelogen, obwohl er ja alles ausgeschlachtet hat, was er nur irgendwie brauchen konnte. Aber er machte daraus etwas anderes: etwas, das mit Musik und Stimme untrennbar verschmolzen ist und eigentlich nur im Moment der Performance existiert. Gedruckt ist so ein Text nur eine Leerform, eine Möglichkeit. Oder eine Erinnerung. Möglicherweise wirklich etwas, das Dylan mit Brecht verbindet, von dem ich ja auch keinen einzigen endgültigen Text nennen könnte.
Literatur ist gedruckt. Alles was nicht gedruckt ist, sollte anders genannt werden.
Trotzdem: Ich denke, eine neue, im Wortsinn „zeitgemäße“ gedruckte Literatur, wenn es eine gibt, wird aus der Schreibpraxis der Blogs entstehen müssen. Aber dazu müsste man neue Formen finden, die weder „Blog“ sind noch alte Literatur. Also nicht: „Geschichte“, „Gedicht“, „poetisches Prosastück“.
Die Qualität von Blog-Literatur liegt woanders: im Alltagstonfall, in den Stimmen selbst, in dem sprachlichen Reichtum, in den Nuancen, in dem Drive.
Mögliche Definition: „Literatur“ wird daraus, wenn eine Stimme sich aus Aussagen, Splittern und Spuren sich formt, die ansatzweise eine „literarische“ Haltung spiegeln bzw. erzeugen. Eine literarische Haltung ist dann gegeben, wenn das, was zwischen den zeilen und Postings steht, das, worum die sprachlichen Akte sich drehen und was die Sprachspielzüge vorantreibt, die Frage danach ist, wie Welten (und Menschen) aus Zeichen entstehen.
Blogs sind semantische Generatoren, die mit erstaunlich hoher Wahrscheinlichkeit etwas produzieren, das „Literatur“ sehr nahe kommt. Und ich selbst lese sie nicht zuletzt als Ersatz für eine Art von Literatur, die es (für mich) einfach nicht gibt.
Interessant ist, dass die Versuche so eindeutig scheitern, daraus dann „wirkliche Literatur“ zu machen, ob durch Abdruck auf Papier oder öffentliche Lesung. Die Texte scheinen nur dann zu funktionieren, wenn man sie in ihrem lebendigen Blog-Kontext liest, und außerhalb sofort abzusterben.
Was allerdings auch daran liegt, dass Blogger mit Literatur-Ambition keine Ahnung zu haben scheint, was gut daran ist, was sie machen (insofern da etwas gut ist). Sie glauben an den „guten Text“ und koppeln dann irgendetwas Feuilletonistisches und Poetisches aus. Was sie für Kunststücke halten.
Aber das beste an Blogs ist ja immer das Projekt, das die Text-Momente erzeugt. Umgekehrt kann man vermutlich nur solche Texte als Single auskoppeln, die in a nutshell dieses Projekt bereits enthalten. Oder besonders dichte und zur Not sogar bearbeitete Text-Collagen, die den spezifischen Blog-Flow und/oder den Blog-Screen verkörpern.
So wie selbst die besten Texte von Popsongs in gedruckter Form praktisch nie funktionieren. Jim Morrisons Gedichtbände habe ich einmal gelesen: grauenhaft. Dylans Roman „Tarantula“ war auch ziemlich furchtbar, jedenfalls in deutsch, aber er spielt glaube ich auch in den USA keine Rolle. Und ich gehe ja jede Wette ein, dass auch das Nick Cave-Buch, das ich nie lesen wollte, Mist ist. Gibt es überhaupt irgendein gutes literarisches Buch eines Pop-Musikers?
Trotzdem wurde Dylan völlig zu Recht für den Literatur-Nobelpreis vorgeschlagen. Aber das spricht eher gegen die Literatur. Er hat dazu gesagt, dass er nie das Gefühl hatte, dass das, was er macht, etwas mit „Großer Literatur“ zu tun hat. Ich glaube, das war nicht gelogen, obwohl er ja alles ausgeschlachtet hat, was er nur irgendwie brauchen konnte. Aber er machte daraus etwas anderes: etwas, das mit Musik und Stimme untrennbar verschmolzen ist und eigentlich nur im Moment der Performance existiert. Gedruckt ist so ein Text nur eine Leerform, eine Möglichkeit. Oder eine Erinnerung. Möglicherweise wirklich etwas, das Dylan mit Brecht verbindet, von dem ich ja auch keinen einzigen endgültigen Text nennen könnte.
Literatur ist gedruckt. Alles was nicht gedruckt ist, sollte anders genannt werden.
Trotzdem: Ich denke, eine neue, im Wortsinn „zeitgemäße“ gedruckte Literatur, wenn es eine gibt, wird aus der Schreibpraxis der Blogs entstehen müssen. Aber dazu müsste man neue Formen finden, die weder „Blog“ sind noch alte Literatur. Also nicht: „Geschichte“, „Gedicht“, „poetisches Prosastück“.
Die Qualität von Blog-Literatur liegt woanders: im Alltagstonfall, in den Stimmen selbst, in dem sprachlichen Reichtum, in den Nuancen, in dem Drive.
Mögliche Definition: „Literatur“ wird daraus, wenn eine Stimme sich aus Aussagen, Splittern und Spuren sich formt, die ansatzweise eine „literarische“ Haltung spiegeln bzw. erzeugen. Eine literarische Haltung ist dann gegeben, wenn das, was zwischen den zeilen und Postings steht, das, worum die sprachlichen Akte sich drehen und was die Sprachspielzüge vorantreibt, die Frage danach ist, wie Welten (und Menschen) aus Zeichen entstehen.
jurijmlotman - am Samstag, 26. Februar 2005, 16:47 - Rubrik: neue deutsche literatur
... unter neuedichte. richtige "dichter" wie waterhouse, draesner u.a.
jurijmlotman - am Freitag, 4. Februar 2005, 16:16 - Rubrik: neue deutsche literatur
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jurijmlotman - am Sonntag, 30. Januar 2005, 19:42 - Rubrik: neue deutsche literatur
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... "boo ya tribe ain´t nuttin to fuck with" - nenn das verfahren meinetwegen multisensualen pointilismus, montage oder kubismus (delillo sagt über manhattan einmal "the cubist city", aber für LA passt das vielleicht auch, den hunsrück kenn ich nicht gut genug), whatever. aber gadamer´scher zirkel des verstehens, übereinstimmung der teile mit dem ganzen? da ist doch nichts mehr gefügt oder komponiert, das hat ja auch keinen anfang mehr und kein ende. stadt-text-semiotik in hermeneutischer absicht, das ist altes europa, dude, das hat mit cruisen nichts zu tun. - maybe: auto & hermeneutik passen nicht zusammen, weil das wort die bewegung, geschwindikeit und raum-/ zeit-erfahrung mit einem abgehangenenen, normativen epistemologischen system oder verfahren (das innehalten, bereitschaft zur lektüre und bestreben sich von den dingen nicht überfordern zu lassen, bereitstellt) zusammenschließt, wo es eigentlich keine schnittmenge gibt ...
ich mag sowas ja, irgendwie.
ich mag sowas ja, irgendwie.
jurijmlotman - am Montag, 3. Januar 2005, 23:08 - Rubrik: neue deutsche literatur
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... wieder mal bei herbst vorbeigeschaut. wie immer fremdheit vor dem psotmodernen ästheten-ansatz und respekt vor dem todernstnehmen von literatur. was wäre nötig, dass aus seinem blog-projekt eine (für mich) funktionierende moderne literatur würde? (was ihm gerade dann allerdings sicher finanziell nicht weiterhelfen würde.)
jurijmlotman - am Montag, 3. Januar 2005, 00:20 - Rubrik: neue deutsche literatur
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… die ja mein Leben bis vor 5 Jahren bestimmt hat. Immerhin habilitiert in deutscher Literaturgeschichte, ist es ja so, dass ich gar kein Literaturliebhaber bin. Ich verdanke der Literatur nicht viele schöne Leseerlebnisse. Ich wollte eigentlich auch gar keine, nachdem ich die erste pubertäre Sucht nach literarisch erzeugter kühler Melancholie überwunden hatte. Die war aber schon schön.
Eigentlich musste ich mich immer zwingen, Literatur zu lesen, gegen einen vorauseilenden Überdruss. „Fiebrig“ habe ich eher Musik gehört, ein paar wenige Filme gesehen und sogar Theorie gelesen. Wobei immer klar war, dass gelungene Literatur schon das Größte wäre. Aus Literatur (auch aus unperfekter) kann man ja am allermeisten darüber lernen, wie „die Wirklichkeit“ gebaut ist, viel mehr als aus „Geschichte“, was ich zuerst studiert habe, ganz zu schweigen von Psychologie oder gar Naturwissenschaften.
Ich bringe glaube ich kaum zehn Texte zusammen, die ich einmal emphatisch als irgendwie perfekt erlebt habe:
Don deLillo, Sieben Sekunden; Robert Musil, Der Mann ohne Eigenschaften; Goethe, Werther; Richard Ford, Der Sportreporter; Michel Butor, Paris-Rom oder Die Modifikation; Ford Madox Ford, Die allertraurigste Geschichte; Graham Greene, Der stille Amerikaner; Andre Malraux, La Condition Humaine; Peter Rosei, Das schnelle Glück und ein paar kurze Texte (jedenfalls seinerzeit, als ich 20 war); Dashiell Hammett, Rote Ernte … mit historischer Distanz vielleicht noch Wilhelm Raabe, Stopfkuchen; 2,3 Erzählungen von Tieck und Achim von Arnim, Büchners Lenz natürlich …
Wichtiger als Einzeltexte fast die Schreib-Projekte: „Musil“, „deLillo“, „Goethe“, „Goetz“, mit Abstrichen „Kafka“ und „Brecht“ und „Heym“, mit noch ein paar Abstrichen auch „Brinkmann“, Frisch“, „Weiss“ (jeweils Tagebücher) und jeweils bis 1980 auch „Handke“ und „Rosei“. Außer Konkurrenz: „Dylan“.
Eigentlich musste ich mich immer zwingen, Literatur zu lesen, gegen einen vorauseilenden Überdruss. „Fiebrig“ habe ich eher Musik gehört, ein paar wenige Filme gesehen und sogar Theorie gelesen. Wobei immer klar war, dass gelungene Literatur schon das Größte wäre. Aus Literatur (auch aus unperfekter) kann man ja am allermeisten darüber lernen, wie „die Wirklichkeit“ gebaut ist, viel mehr als aus „Geschichte“, was ich zuerst studiert habe, ganz zu schweigen von Psychologie oder gar Naturwissenschaften.
Ich bringe glaube ich kaum zehn Texte zusammen, die ich einmal emphatisch als irgendwie perfekt erlebt habe:
Don deLillo, Sieben Sekunden; Robert Musil, Der Mann ohne Eigenschaften; Goethe, Werther; Richard Ford, Der Sportreporter; Michel Butor, Paris-Rom oder Die Modifikation; Ford Madox Ford, Die allertraurigste Geschichte; Graham Greene, Der stille Amerikaner; Andre Malraux, La Condition Humaine; Peter Rosei, Das schnelle Glück und ein paar kurze Texte (jedenfalls seinerzeit, als ich 20 war); Dashiell Hammett, Rote Ernte … mit historischer Distanz vielleicht noch Wilhelm Raabe, Stopfkuchen; 2,3 Erzählungen von Tieck und Achim von Arnim, Büchners Lenz natürlich …
Wichtiger als Einzeltexte fast die Schreib-Projekte: „Musil“, „deLillo“, „Goethe“, „Goetz“, mit Abstrichen „Kafka“ und „Brecht“ und „Heym“, mit noch ein paar Abstrichen auch „Brinkmann“, Frisch“, „Weiss“ (jeweils Tagebücher) und jeweils bis 1980 auch „Handke“ und „Rosei“. Außer Konkurrenz: „Dylan“.
jurijmlotman - am Sonntag, 2. Januar 2005, 23:59 - Rubrik: neue deutsche literatur
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... weil immer wieder neu gut. hier tagebuch-ähnlich.
jurijmlotman - am Mittwoch, 22. Dezember 2004, 22:48 - Rubrik: neue deutsche literatur
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... don alphonso, der hinter dem hier schon erwähnten blog-buch steht, verweist auf dem buch-blog auf alban nikolais herbsts literatur-und-bloggen-workshop im frühjahr in stuttgart.
jurijmlotman - am Mittwoch, 8. Dezember 2004, 12:33 - Rubrik: neue deutsche literatur
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