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jurij m. lotman (R.I.P.)
die grenzen des textes sind die grenzen der welt

 

neue deutsche literatur

... und auch nur, weil der/die commenter es erklärt hat:

manchmal glaube ich, das verweigern einer sache ist der einzig wirkliche beweis für das leiden an dieser sache, womit ich mit leiden so etwas wie die folge von unaushaltbarkeit meine.

assotsiationsklimbim - 25. Jan, 12:04 camp ist jetzt vorbei

... als ob er mich gehört hätte. heute meine frau angerufen, und sie erzählt was im gedruckten Vanity Fair steht, das man mit eher lauem interesse verfolgte: was über Web2.0 und ... Goetz-Tagebuch. gleich zur website gewechselt und voila. ein hammer.

... von 1999 gefunden. gefällt mir sehr gut. (ich würde ja wirklich gern wissen, wie es ihm gerade geht.)

"Es gibt keine Fans. Der Fan ist ja strukturell Idiot. Meine Sachen sind asozial und destruktiv. Trotzdem entstehen mit jedem Ding neue Erwartungen, neue Enttäuschungen, vor allem bei einem selber. Ich finde, das gehört dazu. Und der Fan, der Depp, soll keine blöden Banner raushängen, sondern selber ein tolles Leben anfangen. Wenn irgendeiner was von mir will: abgelehnt, sofort. Ich hasse diese Stellvertreterideen."

... meine lieblingskommentare als liste hin, die assotsiatsionsklimbim im blog hinterlassen hat. und die ja eigentlich viel besser sind als die anlässe. blöd dass man nicht auf die kommentare selbst verlinken kann, als primärtexte.
  1. poptheorie
  2. geburtsurkunde 1982
  3. 3
  4. ...

... nach einer Reaktion (Was sagtest Du?) leichthin reduziert (Ach nichts).

Schreiben auf eine Weise, dass jeder Satz schlichte Mitteilung ist. Nicht literarische Möblierung des Raums zwischen Autor und Leser." (Goncourt-blog)

(ich sollte wirklich wieder mehr gehobene weblogs lesen.)

... ist hier.

... um das instrument zur selbst- und welt-erkenntnis zu schärfen, wenn man das ding denn als "ästhetisches system" versteht und handhabt. und das tun eigentlich alle, die in innsbruck gelesen haben. damit man sich nicht zu schnell wohlfühlt im selbstbezüglichen netz. (was natürlich toll ist und voraussetzung für gescheite kritik.)

weil weblogs sonst allzu leicht gemütlich werden. sie müssen aber immer (ein wenig) selbstverletzend sein. peinlich, präpotent, whatever. an der grenze. weswegen mich damals auch der gut abgehangene antville-stil mal so genervt hat.

(dass ich mich peinlicher weise immer selber zitiere, liegt daran, dass ich so langsam und verbohrt immer an denselben stellen herumdenken muss. so wie ich auch immer verbohrt immer neu dieselben songs hören muss.)

... vorgestern abend in innsbruck 5 minuten aus dem eigenen blog gelesen: lehrreich weil peinlich. also gut. (meta-innsblog mit links ist hier.)

peinlich, weil blogs vorlesen das gegenteil von bloggen ist: da geht es ja gerade darum, dass man den körper endlich los ist und zusehenhören kann, wie aus dem fluss von textfragmenten und kurzschlussreaktionen eine eigene lautlose stimme sich ausprägt und changiert.

andere blogs gelesen hören: ebenso seltsam. wie die körperstimmen die textstimmen überlagern und fast immer abschwächen. tscheburaschka hören und hoffen dass die hörer doch irgendwie die besondere stimme hören, die da auf dem bildschirm so kräftig aus den sätzen herauskommt.

zuhören, wie assotsiatsion sich sympathisch-programmatisch verzettelt, mikro noch zu leise, wie er viel zuviel kommentiert, und nur dann, wenn er dann mal doch ins lesen kommt, plötzlich momentweise aufleuchtet, warum das ein wirklich großer, ein großes - ja was eigentlich: ein blog? ein text? viele texte? ein schreibstrom? literatur? eine kette von textereignissen. doch, in dem fall würde ich das schon literatur nennen. große "popliteratur" im substanziellen sinn. aber schwer zu sagen,worin genau da die unzweifelhafte qualität liegt. genius. aber man hat es, glaube ich, hier kaum gehört.

überraschungssieger des abends für mich: boombaye und limevalley. beste synthese von realstimmen und blogstimmen. weibliche pop-twenager-vitalität und schreiben/denken-können und stilsicherheit unangestrengt vereinend. so etwas war zu meiner zeit so noch gar nicht denkbar, kommt mir vor.damals war graswurzel-popliteratur definitiv jungssache (und schlechter).

wertvoll als kontrast: zeitlos schlechte provinzliteratur von schafferer, exemplarisch für leute, die irgendwie literarische sätze hinschreiben können und davon dann selbst haltlos begeistert sind. macht "literatur" so wie provinzbands, die einen "guadn sound" hinbekommen. das, was auf hohem niveau helmut krausser macht, den ich ja auch seinerzeit habe lesen hören, bei der popliteratur-lesungsreihe sage&schreibe in münchen mitte/ende der 80er, die eigentlich ziemlich öde war, aber pflicht. da war die provinzielle innsblog-lesung 2007 deutlich besser.

gut, das heißt gerade auch literarisch gut, einen tick zu selbstsicher vielleicht: brainfarts. nicht eigentlich blog-literatur. nicht so flüssig, nicht von kleinen text-kettenreaktionen getrieben. das kann das web schon auch: publikationsplattform zu sein für prägnante kurztexte, die literarisch sind im konventionellen sinn. fließende übergänge zwischen literatur-ins-blog-stellen und bloggen-schlägt-um-in-eine-eigene-sorte-literatur.

creekpeople gehört auch in den zusammenhang. tritt als literat auf, statt die beiläufigen kurzen blogsplitter zu lesen, die das beste an dieser art zu schreiben sind. popliteratur so betreibend, wie man in literatenzirkeln früher richtige literatur betrieben hat. begabt, aber schwer zu sagen für was genau. verhakt sich irgendwie in einem seltsam epigonalen hang zum kunststückhaften. fast schon wieder literaturarchiv-literatur. wenn nicht doch eben auch ein versteckter positiver pop-drive da drin wäre, ein spaß am dinge-zusammenstoßen-lassen, schon auch eine textstimme. am besten hörbar ist die, kommt mir jetzt gerade vor, in den verstreuten blogkommentarduellen mit assotsiatsion. guter vorleser, übrigens: in dem fall sollte die realstimme irgendwie in den text hinein. (umgekehrt wie bei tscheburaschka.)

fex: lyrisches sprechen im blog. interessant, wie das blog-beiläufige den druck aus texten nimmt, die abgedruckt in literaturzeitschriften achselzuckend überblättert würden. (so wie ich literaturzeitschriften überhaupt achselzuckend überblättere: literatur, die sich als "literatur" vorstellt, ist so tot.) konsumkinder: ein beispiel für den hohen qualitätslevel eines neuen mainstream-schreibens, den das web hervorgebracht hat. lustig, intelligent, ok. taratorka: und noch einmal (anders) der beweis, dass die kollektive textpraxis im web den einzelnen zu einer neuen souveränität hilft. [nachtrag: nach 2-3maligem nachlesen im blogtextstrom eindeutig zur oberliga des schreibens-im-blog zu zählen.] nichtlesung von nichtmädchen (bester nickname ever). überhaupt erstaunlich: wie da ausgerechnet hier auf einmal eine "szene" sichtbar wird, von der keiner weiß, warum und wie sie existiert. gibts die überall, und man bekommt es bloß nicht mit?

vermisst habe ich die textstimme von langreiter: es gibt eine merkwürdige schnittstelle, wo programmiersprachkompetenz und literatursprachkompetenz verfließen. wie in dem großen text Growing A Language, dessen link ich seinem hyperlakonischen und trotzdem unverwechselbaren web-urgesteins-blog verdanke.

vermisst habe ich auch frau morgenstern, die ja nun seit jahren in wien bloggt. soll immer besser werden, habe ich gehört, und sie war damals schon erstaunlich gut. hätte man die nicht per video zuschalten können, so wie jetzt am ende lu?

da war die gelungene zuspielung als medienereignis viel schlagender als der inhalt: das ewige missverständnis, dass das literarische am bloggen dadurch zu beweisen sei, dass man einen "gelungenen text" auskoppelt. anstatt die kleinen unauffälligen splitter zu lesen, die auch dort das beste sind. irgendwie witzig, alltags-orientiert, so wie ein bestimmter typus frauen halt schreibt, der gut & gern redet. was schon auch legitim ist, aber nicht besonders herausstellenswert.

überaus wertvoller text-flashmob, trotz verbesserungsfähiger form. das web will wirklich werden. (wieso?)

literatur lebt, das heißt, dass gerade der text leuten würde und authentizität verleihen kann, die sonst eben nur das wären: leute. eine würde und ein gewicht, die schon irgendwie angelegt sein mögen, aber die es eben noch nicht gibt. sondern erst, wenn sie sich in der blog-textstimme objektivieren. writing yourself into existence (blog-mantra).

p.s. und ich? ich mag meine realstimme nicht, und meine blogstimme auch nicht wirklich. aber sie ist eben die einzige, die ich habe. interessant deplatziert als lokaler platzhalter des nestors der 40+ popliteratur. als den-platz-offen-halter.

weil ich zu recht gefragt wurde, warum eine bloglesung, an der ich teilnehme, aus scribbleblog lesend, hier nicht angekündigt wird. gute frage, komplizierte antwort vermutlich. ich werde darüber unter "kommentare" sinnieren, vielleicht.

jedenfalls: hier (heute, 20 uhr, innsbruck, literaturhaus). und da ist das unterhaltsame organisationsblog zur veranstaltung. die sicher irgendwie gut wird, weil das einen merkwürdigen und unvorhersehbaren effekt geben wird.

heißt assotsiatons gleichnamiges, sehr schönes blog-manifest, das als fußnote zur innsblog-lesung entstanden ist.

        

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