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jurij m. lotman (R.I.P.)
die grenzen des textes sind die grenzen der welt

 

aging of pop

... oder sonst merkwürdige emotionale wirkungen hervorrufen.

die liste ist entstanden, indem ich auf www.bobdylan.com die vollständige liste alphabetisch durchgegangen bin. ausgewählt dann immer die, wo text und melodie einen seltsamen nachhall im kopf erzeugten. das ging sehr schnell. ganz selten die ersten zeilen nachgeschaut, dann wusste ich es sofort. das resultat ist sehr interessant, auch weil es so eindeutig war. und quer zum kanon. einige songs, die ich gesungen großartig finde, sind deshalb nicht dabei, weil der text allein mir nicht viel sagt.

4th time around
Apple suckling tree
As i went out one morning
Billy
Buckets of rain

Bob Dylan's 115th dream
Can you please crawl out your window
Clothes Line Saga
Death is not the end
Day of the Locusts

Don't Think Twice
Dirge
Down in the flood
Drifter's escape
Girl of the North country

Going going gone
Gotta serve somebody
Heart of mine
Highway 61 Revisited
I Believe in you

I dreamed i saw St. Augustine
I threw it all away
I shall be released
I want you
I'll be your baby tonight

I'll keep it with mine
Idiot Wind
If you see her, say hello
Is your love in vain?
It ain't me babe

It takes a lot to laugh, it takes a train to cry
Jokerman
Just like a woman
Just like Tom Thumb's Blues
Lenny Bruce

Knocking on heaven's door
Like a Rolling Stone
Love Minus Zero
Love sick
Million Dollar Bash

Most Likely You go your way
Most of the time
Mr. Tanbourine Man
My back pages
Never say goodbye

New morning
Oh sister
Positively Fourth Street
Quinn the Eskimo
Ring them bells

Sad-eyed lady of the lowlands
Senor
Series of Dreams
Shelter from the storm
Simple twist of fate

Stuck inside of Mobile
Subterranean Homesick Blues
Tangled Up in Blue
Temporary Like Achilles
The Man in Me

To Ramona
Tombstone Blues
Tomorrow is a Long Time
Too Much of Nothing
Visions of Johanna

Watching the River Flow
What Good Am I?
When I Paint My Masterpiece
When the Ship Comes In
Where Are You Tonight?

You Ain't Goin' Nowhere
You're a Big Girl Now
You're Gonna Make Me Lonesome When You Go

dylan!

Cohen, Cale!, Buckley ... scientific investigation.
tv-vs-coversgraph

This is the beauty of the pop song: it's an artistic hooker with a heart of gold, always willing to be used. It can become a tool, but a song isn't a Matisse—if it's used as a washcloth, just wring it out and it's good as new. We may call something the "definitive version," but it's not, not really.
"To put it another way, it was Casablanca, at least as Umberto Eco described" it:
When all the archetypes burst in shamelessly, we reach Homeric depths. Two clichés make us laugh. A hundred clichés move us. For we sense dimly that the clichés are talking among themselves, and celebrating a reunion. Just as the
height of pain may encounter sensual pleasure, and the height of perversion
border on mystical energy, so too the height of banality allows us to catch a
glimpse of the sublime. Something has spoken in place of the director. If
nothing else, it is a phenomenon worthy of awe.

... "methodisches realdenken" vs. "artistische energie des tendenziösen stimmungsdenkens".

gesprochen fast in meinem geburtsjahr. gibts eigentlich so etwas wie eine astrologie der radiowellen? die konjunktion aus dem, was sich gerade im äther überschneidet? (man muss dazu die original-stimme hören.)

schicht 1: inneneinrichtungen

* seltsam, dass ein milieu (brit. arbeitersiedlung, 70er jahre) so bekannt erscheinen kann, als wäre ich selbst da aufgewachsen. was ich nicht bin, aber ich weiß wie es war. keine ahnung warum.

* das ist großartig re-konstruiert im film. wie es wirklich war: keine ahnung. mit sicherheit trotzdem irgendwie anders. wie genau, weiß keiner mehr.

schicht 2: teenager-popkultur

* die schmerzhaft wahrhaftige herbei-beschwörung der richtungslosen, gänzlich unbeneidenswerten teenagerzeit.

* dabei die seltsame geschmackssicherheit inmitten der wüste: völlig klar, dass bowie, reed, pop bruchlos zu punk überleiten. was ich natürlich damals nicht mitbekommen habe: da galt ja jethro tull, led zeppelin, lynyrd skynyrd. (eher noch das hit-radio: slade, t.rex, sweet.)

* teenager-genialität: woher die kommt. wie da solche kunst entstehen kann, und joy division ist ja zweifellos große kunst. (ich habe es gleich nachgeprüft.) dass diese art teen-kunst mich immer noch viel mehr erschüttert als die andere, erwachsene.

schicht 3: live

* dass auch die nachspielende film-band genau diese amateurhafte live-garagen-qualität herstellen konnte. wie aus nichts auf einmal etwas großes, energie-geladenes entsteht, ohne den ganzen rock-sound-perfektionismus.

tbc



nachtrag: da war er 3 - 5 jahre jünger als ich jetzt. ich weiß nicht, wie ich das finden soll: beruhigend? beunruhigend? die aufgeschwemmte phase, nach den medikamenten und der wirrnis. dann noch einmal eine klassische phase des künstlers, hager und geschmackvoll. etwas unoriginell vielleicht, aber gut gemacht.

1994 live video: http://www.fabchannel.com/john_cale_concert

gerade gefunden das neue projekt vom mediumflow: reihe Sound Studies (mit DD im beirat). und merke gerade erst, dass hier eine direkte linie zum von mir schlampig und allzu after-teenagerhaft dahingeschwätzten "redestrom-pop"-thema besteht. voices & sounds: eine beschreibungssprache finden. bis jetzt am ehesten bei Greil Marcus.

... muss ich doch noch mal genau definieren. mir schien das immer selbsterklärend. lifestream-heimholung: "ganz ernsthafte nachfragen, die ich mir immer selber gestellt hatte: inwiefern ist tocotronic erfinder des deutschen studentischen-redestrom-pseudopop? inwiefern sind sie besser als die normalvertreter desselben, der mir regelmäßig auf eine unoffensive weise auf die nerven geht? ... interessante frage, was den ursprung des redestrom-pop angeht. ... vielleicht der spätere solo-begemann. und dann wohl blumfeld. ich selbst wäre ja auch ein kandidat für so etwas gewesen, aber wir hatten eher die idee, pop-schablonen zu benutzen, vielleicht ein bisschen wie Family 5. da habe ich fast alles, weil ich das konzept richtig und viele texte gut fand, obwohl sie musikalisch nie richtig funktioniert haben. immer irgendwie zu flach und zu schnell. in der theorie gut, in der praxis nicht so. für mich klingt der sound des hamburger redestrom-pop immer irgendwie wie der sehr sympathische Postcard-Pop (Orange Juice, Josef K., Jazzateers, weniger Aztec Camera in dem punkt), aber da war das ästhetische konzept doch irgendwie reizvoller. vor allem eigentlich, wenn ich mirs überlege, der charakter der stimmen: die hatten alle britische pop-stimmen, irgendwie exaltiert, nicht-natürlich. ... ja, fehlfarben waren wohl die ersten und beinah einzigen vertreter des sinnvollen deutschen spracheinsatzes. aber nie redestrom. die brillante hein-phase zu unterscheiden von der auch nicht schlechten schwebel-pop-phase ("glut & asche"). sonst ... "geisterfahrer" ("himmel auf erden") mochte ich, da habe ich platten. mit "abwärts" konnte ich nichts mit anfangen. DAF waren außer konkurrenz. es gab fast nichts deutsches, das ich irgendwie diskutabel fand, das weiß ich noch. damals habe ich mir auch die erste toten hosen-platte gekauft, weil sie deutsch war _und_ irgendwie funktionierte ... popschablonen: relativ kurze zeilen, eher schlagzeilenartig, die sich reimen. typisches schema a/b/a/b/bridge/a/b/b/. theatralisch, ohne das durchaus nicht unsympathische understatement des nebenher hingesprochenen&gesungenen." pop wird ja erst groß, wenn er peinlich wird, und dann eben das peinliche transzendiert.



"Eigentlich ein Zeichen des Alterns, wenn man sagt: Das waren unsere Platten, lieber Leser, liebe Leserin, erinnerst du dich an "ABC" 1982? Das tun ganz viele Texte, die sich als Pop-Literatur verstehen, Leute über Dreißig verständigen sich ... anhand von Bandnamen."

verzeichnen möchte ich noch, dass die einzigen mir bekannten lieder in bayerischer sprache, die tatsächlich die größe des anonymen US-folk blues erreichen, ausgerechnet von Ringsgwandl sind, auf Staffabruck, mit bayrischem blues (horribile dictu) den er offenbar schon 1974 mit 20 oder so geschrieben hatte, über seine kindheit am rand von piding. darauf wieder vor allem die zwei großen songs "buale" und "hart sei", aber der rest ist auch recht gut. völlig einzigartig und mit anderem deutschem/bayerischem unvergleichbar.

ich habe die platte einmal aus versehen im radio gehört und längere zeit nicht herausgefunden, welche sprache das ist. es ist gar nicht der text, der stört nicht, sondern die extreme stimme, jaulend, nervend, blutig ernsthaft, groß. ausgerechnet Ringswandl, der mich ansonsten ästhetisch und humoristisch überhaupt nicht interessiert, dessen elternhaus, das wiederum thema von staffabruck ist, ungefähr einen kilometer vom ort meiner jugend wegliegt, schüler in geschichte und dixie-posaune bei meinem eigenen vater, mir aber nicht bekannt.

(randnotiz: vor kurzem sehr schlechten bayerischen blues der gruppe des alten carl ludwig reichert gehört, B2 DJ jetzt mit gutem musikgeschmack, der ganz früher die respektable band Sparifankal hatte, die ungefähr Woodstock-zeug machten, mit der durchaus richtigen attitüde, aber eben doch musikalisch nicht interessant. habe ich mal so 1978 in Simbach am Inn gehört, mini open air, lange staubmäntel, wüster fuzzbox-krach, das hatte was.)

        

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