jurijmlotman - am Montag, 16. Juli 2007, 00:40 - Rubrik: aging of pop
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... via Lost Bands Downloads plus zwischendingens den link zum lang vermissten The Bongos-Cover von Mambo Sun gefunden. recht glücklich.
(und sogar ein YouTube-live-video davon gibt es, von 2007, weit weniger magisch als die single, aber trotzdem.)
Das großartigere T.Rex original: #
T.Rex phenomenon: posing, stunning, ridiculous, insanely great, essence of "pop" (i didn't really get it back then) # and #, #
(und sogar ein YouTube-live-video davon gibt es, von 2007, weit weniger magisch als die single, aber trotzdem.)
Das großartigere T.Rex original: #
T.Rex phenomenon: posing, stunning, ridiculous, insanely great, essence of "pop" (i didn't really get it back then) # and #, #
jurijmlotman - am Sonntag, 15. Juli 2007, 23:32 - Rubrik: radio blog
... in der reihenfolge in der es sich in der kiste findet:
Richard Hell & The Voidoids, Destiny Street ("Time and time again I knew what I was doing and Time and time again I just made things worse" # ) | The Jesus & Mary Chain, Just Like Honey ("I'll be your plastic toy I'll be your plastic toy For you" #)| Kevin Rowland & Dexy's Midnight Runners, Too-Rye-Ay ("Excuse me please, you're standing in my space, so step aside, you know your time's up ...") | Lou Reed & The Velvet Underground, [Best of] ("and i guess, i just don't know, and i guess, i just don't know ...") | The Best of Lovin' Spoonful ("hot, calm, summer in the city, back of my neck gettin dirt & gritty") | Josef K, The Only Fun in Town ("sorry for laughing, there's too much happening ...") # | Pete Shelley, Homosapien (cool record, but i never liked it that much) | The Birthday Party, Prayers On Fire | King Crimson, Beat ("i'm a 1952 studebaker coupe") | Laurie Anderson, O Superman (oh, this one really was one of Our Songs back then)
sinnlos und zeitraubend. autistisch. wird also fortgesetzt.
Richard Hell & The Voidoids, Destiny Street ("Time and time again I knew what I was doing and Time and time again I just made things worse" # ) | The Jesus & Mary Chain, Just Like Honey ("I'll be your plastic toy I'll be your plastic toy For you" #)| Kevin Rowland & Dexy's Midnight Runners, Too-Rye-Ay ("Excuse me please, you're standing in my space, so step aside, you know your time's up ...") | Lou Reed & The Velvet Underground, [Best of] ("and i guess, i just don't know, and i guess, i just don't know ...") | The Best of Lovin' Spoonful ("hot, calm, summer in the city, back of my neck gettin dirt & gritty") | Josef K, The Only Fun in Town ("sorry for laughing, there's too much happening ...") # | Pete Shelley, Homosapien (cool record, but i never liked it that much) | The Birthday Party, Prayers On Fire | King Crimson, Beat ("i'm a 1952 studebaker coupe") | Laurie Anderson, O Superman (oh, this one really was one of Our Songs back then)
sinnlos und zeitraubend. autistisch. wird also fortgesetzt.
jurijmlotman - am Sonntag, 15. Juli 2007, 23:00 - Rubrik: aging of pop
gerade erst gesehen, nach langem nicht-nachschauen, dass die tagebuch-definition aus der nicht-gedruckten habil die 1000er download-marke passiert hat. die zukunft der wissenschaft wäre also das web, in dieser form.
(wünsche nach zusendung des habil-textes bitte im blog als kommentar anmelden. aber die downloads kommen eh über google, direkt.)
(wünsche nach zusendung des habil-textes bitte im blog als kommentar anmelden. aber die downloads kommen eh über google, direkt.)
jurijmlotman - am Mittwoch, 11. Juli 2007, 13:55 - Rubrik: DOWNLOAD tagebuchliteratur
... ist ja, dass ich literatur eigentlich nicht besonders mag. ich kann meistens wenig damit anfangen, als leser jetzt. ich habe auch einfach keine ader für bestimmte ästhetische werte, wie farbenblind. und ich mag die leute nicht besonders, die literatur mögen. ich mag eine idee von "literatur", ich mag die radikalen existenz-experimente, die das leben auf text stellen, weil es offenbar bei mir auf komische weise auch so ist. weil das sekundäre immer zuerst kommt, seit jeher. was den wechsel von literatur/universität in das studium des web ("Welt, Wahrheit, text-induzierte Kicks") recht folgerichtig erscheinen lässt.
jurijmlotman - am Mittwoch, 11. Juli 2007, 12:15 - Rubrik: neue deutsche literatur
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... der mahnung folgend, begünstigt von heuschnupfen-nacht:
zuerst immer: der widerwille gegen so kunststückerln. so wie bei Passig, letztes jahr. kunst kommt nicht von kunststückerl. und sprachspiel-literatur, jetzt nicht im Wittgenstein-sinn verstanden, mag ich auch nicht. wie ich ja auch lustig gemeintes nicht mag, und ironie nur dann, wenn sie richtig schmerzhaft selbstquälerisch ist, nicht spielerisch selbstquälerisch. wobei natürlich die üblichen Klagenfurt-kunststückerln noch viel viel schlimmer sind.
erinnert dann erst mal irgendwie [sic] an, natürlich, Thomas Bernhard. was mich zu der alten frage bringt, was genau jetzt eigentlich das gute daran ist, das ich ja auch nie so recht verstanden habe, bei grundsätzlicher achtung. (die textmaschine, offenbar, sagte ich mir später.) ich erinnere mich, dass damals Meinecke auf eine (meine) jugendlich unbedarfte Bernhard-rezension hin, in einer selbstgemachten Münchner lifestyle-illustrierten, von Gisela Oswald herausgegeben, die dann im Münchner lokal-TV die boulevard-bürgerfragen-talk-tante wurde, in der der junge Georg Oswald, ihr bruder, seine laufbahn begann (der war noch nicht in Klagenfurt, oder?), dessen erste gedruckte verbohrt-juristischen münchner geschichten ich dann bei einer sehr viel späteren lesung einmal sehr gut fand. dass also Meinecke Bernhard gut fand, was nachträglich angesichts seiner eigenen erfolgstexte schon einleuchtet, bei denen ich im übrigen auch nie ganz genau weiß, wie sehr ich das mag, bei grundsätzlicher achtung. wie auch die musik von FSK. (wie ist eigentlich "sonnendeck"? gibts das als mp3?)
dann erinnert mich das ein wenig an Kafka, die spiralen. was natürlich immer zuungunsten eines textes ausgeht, denn Kafka ist ja nun aus jetzt wirklich ganz schwer erklärbaren gründen richtig gut, wie ich erst kürzlich anhand des großartigen Nomaden-kunststückerl-textes (#)wieder entwaffnet feststellte. aber wenn ich PeterLicht wäre, würde ich mich schon fragen, was an Kafkas kurzen texten jetzt eigentlich genau so gut ist.
(nun widerwille gegen das eigene, eigentlich völlig unbeabsichtige kunststückerl-metatexterl schreiben, ich wollte nur notizen machen, aber al fresco, beschließe ich, ist das ok. wie immer die uncoole entschuldigung in den text einschließend, weil cool wäre es einfach hinzustellen, was ich nicht kann, weshalb ich da auch nie wirklich gut war.)
schon auch an Goetz erinnernd, ganz ehrlich gesagt auch die eigenen natürlich weniger brillanten frühen versuche, was die spiralenhaft selbstgesprächige text-maschine angeht. ein wenig mehr Stuckrad-Barre, wenn ich mich jetzt recht daran erinnere: die werbetexterhafte art, in der die sprache zu gebote steht. in diesem fall aber besser als stuckrad-barre, weil das überbordende werbertexterhafte zu gebote stehen der sprache ja zugleich textinhalt ist.
sollte ich eigentlich vergleichen mit Richard Ford, dessen langtexte, insbesondere Der Sportreporter, großartig sind. bei Ford ist da auch so etwas angenehm menschenfreundliches in der eigentlich natürlich depressiven textmaschine, was mich noch weiter zurückerinnert an Ford Maddox Ford, Die allertraurigste Geschichte, ein text den ich nun wirklich (und völlig überraschend) groß fand seinerzeit. vielleicht sollte PeterLicht den auch noch lesen.
(aber nur die Romane, und nicht, oder weitaus weniger die Hemingway-isierenden und Carver-isierenden Short Stories von Richard Ford über pubertierende Jugendliche aus Scheidungsfamilien bei der Entenjagd.)
erinnert mich schon auch an Martin Fritz, den ich mir wieder recht gut in Klagenfurt vorstellen kann, als fortsetzer der Goetz-Passig-Licht-linie. wo ja, für mich, auch immer die frage offen war, wie man das selbstverletzende unperfekte element der diaristischen textmaschine in ein künstlich hergestelltes stück hinüberretten kann. oder ob das überhaupt geht. was ja auch die kernfrage bei Goetz ist, schon in den frühen Spex-texten, von denen mindestens einer, erinnere ich mich dunkel, sehr gut war, und großartig außer kraft gesetzt, korrekter weise nicht beantwortet, in Abfall für Alle. was zu Klage zurückführt, was ja auch eine zum teil recht merkwürdige textmaschine ist, die aber gelegentlich richtig gute stücke erzeugt, was ja eigentlich genau das ist worum es geht. das wäre natürlich schön: Goetz, 24 Jahre später, in Klagenfurt aus Klage lesend, und am ende dann preisträger.
(wobei mich die meisten Goetz-texte dazwischen, also nach 1986 und vor 1999, eher kalt gelassen haben, bei grundsätzlicher achtung.)
so. jetzt muss ich noch den rest vom Licht-text lesen.
zuerst immer: der widerwille gegen so kunststückerln. so wie bei Passig, letztes jahr. kunst kommt nicht von kunststückerl. und sprachspiel-literatur, jetzt nicht im Wittgenstein-sinn verstanden, mag ich auch nicht. wie ich ja auch lustig gemeintes nicht mag, und ironie nur dann, wenn sie richtig schmerzhaft selbstquälerisch ist, nicht spielerisch selbstquälerisch. wobei natürlich die üblichen Klagenfurt-kunststückerln noch viel viel schlimmer sind.
erinnert dann erst mal irgendwie [sic] an, natürlich, Thomas Bernhard. was mich zu der alten frage bringt, was genau jetzt eigentlich das gute daran ist, das ich ja auch nie so recht verstanden habe, bei grundsätzlicher achtung. (die textmaschine, offenbar, sagte ich mir später.) ich erinnere mich, dass damals Meinecke auf eine (meine) jugendlich unbedarfte Bernhard-rezension hin, in einer selbstgemachten Münchner lifestyle-illustrierten, von Gisela Oswald herausgegeben, die dann im Münchner lokal-TV die boulevard-bürgerfragen-talk-tante wurde, in der der junge Georg Oswald, ihr bruder, seine laufbahn begann (der war noch nicht in Klagenfurt, oder?), dessen erste gedruckte verbohrt-juristischen münchner geschichten ich dann bei einer sehr viel späteren lesung einmal sehr gut fand. dass also Meinecke Bernhard gut fand, was nachträglich angesichts seiner eigenen erfolgstexte schon einleuchtet, bei denen ich im übrigen auch nie ganz genau weiß, wie sehr ich das mag, bei grundsätzlicher achtung. wie auch die musik von FSK. (wie ist eigentlich "sonnendeck"? gibts das als mp3?)
dann erinnert mich das ein wenig an Kafka, die spiralen. was natürlich immer zuungunsten eines textes ausgeht, denn Kafka ist ja nun aus jetzt wirklich ganz schwer erklärbaren gründen richtig gut, wie ich erst kürzlich anhand des großartigen Nomaden-kunststückerl-textes (#)wieder entwaffnet feststellte. aber wenn ich PeterLicht wäre, würde ich mich schon fragen, was an Kafkas kurzen texten jetzt eigentlich genau so gut ist.
(nun widerwille gegen das eigene, eigentlich völlig unbeabsichtige kunststückerl-metatexterl schreiben, ich wollte nur notizen machen, aber al fresco, beschließe ich, ist das ok. wie immer die uncoole entschuldigung in den text einschließend, weil cool wäre es einfach hinzustellen, was ich nicht kann, weshalb ich da auch nie wirklich gut war.)
schon auch an Goetz erinnernd, ganz ehrlich gesagt auch die eigenen natürlich weniger brillanten frühen versuche, was die spiralenhaft selbstgesprächige text-maschine angeht. ein wenig mehr Stuckrad-Barre, wenn ich mich jetzt recht daran erinnere: die werbetexterhafte art, in der die sprache zu gebote steht. in diesem fall aber besser als stuckrad-barre, weil das überbordende werbertexterhafte zu gebote stehen der sprache ja zugleich textinhalt ist.
sollte ich eigentlich vergleichen mit Richard Ford, dessen langtexte, insbesondere Der Sportreporter, großartig sind. bei Ford ist da auch so etwas angenehm menschenfreundliches in der eigentlich natürlich depressiven textmaschine, was mich noch weiter zurückerinnert an Ford Maddox Ford, Die allertraurigste Geschichte, ein text den ich nun wirklich (und völlig überraschend) groß fand seinerzeit. vielleicht sollte PeterLicht den auch noch lesen.
(aber nur die Romane, und nicht, oder weitaus weniger die Hemingway-isierenden und Carver-isierenden Short Stories von Richard Ford über pubertierende Jugendliche aus Scheidungsfamilien bei der Entenjagd.)
erinnert mich schon auch an Martin Fritz, den ich mir wieder recht gut in Klagenfurt vorstellen kann, als fortsetzer der Goetz-Passig-Licht-linie. wo ja, für mich, auch immer die frage offen war, wie man das selbstverletzende unperfekte element der diaristischen textmaschine in ein künstlich hergestelltes stück hinüberretten kann. oder ob das überhaupt geht. was ja auch die kernfrage bei Goetz ist, schon in den frühen Spex-texten, von denen mindestens einer, erinnere ich mich dunkel, sehr gut war, und großartig außer kraft gesetzt, korrekter weise nicht beantwortet, in Abfall für Alle. was zu Klage zurückführt, was ja auch eine zum teil recht merkwürdige textmaschine ist, die aber gelegentlich richtig gute stücke erzeugt, was ja eigentlich genau das ist worum es geht. das wäre natürlich schön: Goetz, 24 Jahre später, in Klagenfurt aus Klage lesend, und am ende dann preisträger.
(wobei mich die meisten Goetz-texte dazwischen, also nach 1986 und vor 1999, eher kalt gelassen haben, bei grundsätzlicher achtung.)
so. jetzt muss ich noch den rest vom Licht-text lesen.
jurijmlotman - am Mittwoch, 11. Juli 2007, 04:48 - Rubrik: neue deutsche literatur
Big Sinn, Rainald Goetz, on YouTube. aber seine Stimme klingt so merkwürdig jung, und ich war doch noch 7 jahre jünger damals. text-stimmen sollten eigentlich nicht so jung klingen, einerseits.
Die Klage dazu hier.
damals ein riesen-abstand zum punk-veteranen und einzig ernstzunehmendem generations-schriftsteller. heute klingt das so, wie damals die eigene viel zu junge, vielzu unsouveräne stimme in meinem kopf damals. hätte ich sein können, sozusagen, im rückblick. aging of pop.
Die Klage dazu hier.
damals ein riesen-abstand zum punk-veteranen und einzig ernstzunehmendem generations-schriftsteller. heute klingt das so, wie damals die eigene viel zu junge, vielzu unsouveräne stimme in meinem kopf damals. hätte ich sein können, sozusagen, im rückblick. aging of pop.
jurijmlotman - am Montag, 9. Juli 2007, 10:37 - Rubrik: neue deutsche literatur
camp catatonia, sehr schön über diesjähriges klagenfurt bzw. über literatur an und für sich. PeterLicht (den ich sehr wahrscheinlich nicht mögen würde) so charakterisierend, dass man den text, in unkenntnis seiner, dafür doch mag. das ist schon ein motiv für literatur:
"Das in Schleifen reproduzierte und immer weiter vertiefte Reden davon, dass es einem vielleicht doch schlecht geht, ohne dass aber Erkenntnis davon entstünde. Man kann von sich selbst wissen, dass es einem schlecht geht, man kann auch wissen, dass sich die Welt zerstört, und weiß es trotzdem alles nicht. ... Das ist eine Erzählung, und sie trifft mehr von der Welt, in der ich lebe, als viele andere.
"Das in Schleifen reproduzierte und immer weiter vertiefte Reden davon, dass es einem vielleicht doch schlecht geht, ohne dass aber Erkenntnis davon entstünde. Man kann von sich selbst wissen, dass es einem schlecht geht, man kann auch wissen, dass sich die Welt zerstört, und weiß es trotzdem alles nicht. ... Das ist eine Erzählung, und sie trifft mehr von der Welt, in der ich lebe, als viele andere.
jurijmlotman - am Freitag, 6. Juli 2007, 11:53 - Rubrik: neue deutsche literatur
Isolde Charim in der taz über Bachmann, aus rede in Klagenfurt, mit dank an itc.alex. stimmt schon, bleibt aber irgendwo in der etwas zu selbstgefälligen reflexion auf einem korrekten oberseminargedanken hängen. das sollte schon noch irgendwie weitergedacht werden können.
"Damit erhält der Roman einen Tagebuchcharakter. Das Tagebuch aber suggeriert, "dass es die Figur Ich nicht zu erschaffen braucht", weil sie vorhanden ist - eine trügerische Vorstellung. Bachmann selbst legt in ihrer Poetikvorlesung dar, dass jedes Ich im Text konstruiert ist - selbst dort, wo es biografisch ist. Ja, gerade dort. Ein unproblematisches Ich im Text sieht sie nur in Memoiren von historischen Personen gegeben: bei Politikern, Staatsmännern oder Militärs. Diese Art von Text-Ich sei mit dem Autor identisch und insofern "naiv" - eine selbstverständliche, unhinterfragte Identität von Autor und Text-Ich.
Bachmann erläutert nicht die Ursache, aber man kann annehmen, Handelnde, Politiker haben ein selbstverständliches Ich im Text, weil sich ihre Identität anderswo konstituiert. Ihr Handeln findet also jenseits des Textes statt - im Unterschied zum Schriftsteller. Dieser handelt demnach im Text. Er konstituiert sich als solcher ebendort.
Das ist aber eine knifflige Angelegenheit. Ist der Text nun das Medium der symbolischen Konstitution des Autors oder des Text-Ichs? Die Antwort lautet: Beide entstehen dort und sind doch nicht identisch (wie beim Politiker). Man muss vielmehr sagen, der Autor entsteht gerade daraus, dass er nicht das Subjekt im Text ist, dass er eben nicht Inhalt seiner Erzählung ist."
"Damit erhält der Roman einen Tagebuchcharakter. Das Tagebuch aber suggeriert, "dass es die Figur Ich nicht zu erschaffen braucht", weil sie vorhanden ist - eine trügerische Vorstellung. Bachmann selbst legt in ihrer Poetikvorlesung dar, dass jedes Ich im Text konstruiert ist - selbst dort, wo es biografisch ist. Ja, gerade dort. Ein unproblematisches Ich im Text sieht sie nur in Memoiren von historischen Personen gegeben: bei Politikern, Staatsmännern oder Militärs. Diese Art von Text-Ich sei mit dem Autor identisch und insofern "naiv" - eine selbstverständliche, unhinterfragte Identität von Autor und Text-Ich.
Bachmann erläutert nicht die Ursache, aber man kann annehmen, Handelnde, Politiker haben ein selbstverständliches Ich im Text, weil sich ihre Identität anderswo konstituiert. Ihr Handeln findet also jenseits des Textes statt - im Unterschied zum Schriftsteller. Dieser handelt demnach im Text. Er konstituiert sich als solcher ebendort.
Das ist aber eine knifflige Angelegenheit. Ist der Text nun das Medium der symbolischen Konstitution des Autors oder des Text-Ichs? Die Antwort lautet: Beide entstehen dort und sind doch nicht identisch (wie beim Politiker). Man muss vielmehr sagen, der Autor entsteht gerade daraus, dass er nicht das Subjekt im Text ist, dass er eben nicht Inhalt seiner Erzählung ist."
jurijmlotman - am Freitag, 6. Juli 2007, 11:40 - Rubrik: goetzblog
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erstaunt, wie sehr Handkes "diaristische notizen" für mich durch die stimme gewinnen, oder überhaupt erst als projekt unmittelbar verständlich sind. wobei diese große stimme eben erst aus text neu gewonnen wird. aus text, der die realwelt des dauernd weltreisenden zum anlaß für notizen benutzt, die würdevolle augenblicke festhalten, oder eher, sie immer aus irgendwelchem material erst herstellen, für die textwelt, nicht für die reale körperwelt.
wiederholbarkeit und objektivierung: dass die stimme selbst dadurch, dass ich die stelle nochmal hören kann, texthaft ist, und trotzdem ganz anders. was wäre, wenn die nicht gespeicherte stimme stattdessen immer sofort spurlos verhallen würde. (wie bei autorenlesungen? aber dort habe ich solche stimm-epiphanien eigentlich fast nie gehabt, d.h. ein wenig vielleicht bei rosei, und das waren ja auch "reisenotizen".)
(wie der seltsame effekt damals bei dem halbstündigen zapping-videoband: dieselben fetzen nochmals sehen, und feststellen, wie sehr jedes sinnlose detail als text gespeichert ist, irgendsoein schwimmwettbewerb, oder die namenlose US-serie in der irgendwelche frauen am lagerfeuer über eheprobleme sprachen.)
dass ich eigentlich einen größeren goetz'schen notizen-text, der so handkisch verfremdet und abstrahierend auf die zivilisatorisch-medialen mikro-ereignisse reagiert, momente von text-würde daraus gewinnt, sehr gern lesen würde. in den besten momenten von "Klage" ist das ja so.
wiederholbarkeit und objektivierung: dass die stimme selbst dadurch, dass ich die stelle nochmal hören kann, texthaft ist, und trotzdem ganz anders. was wäre, wenn die nicht gespeicherte stimme stattdessen immer sofort spurlos verhallen würde. (wie bei autorenlesungen? aber dort habe ich solche stimm-epiphanien eigentlich fast nie gehabt, d.h. ein wenig vielleicht bei rosei, und das waren ja auch "reisenotizen".)
(wie der seltsame effekt damals bei dem halbstündigen zapping-videoband: dieselben fetzen nochmals sehen, und feststellen, wie sehr jedes sinnlose detail als text gespeichert ist, irgendsoein schwimmwettbewerb, oder die namenlose US-serie in der irgendwelche frauen am lagerfeuer über eheprobleme sprachen.)
dass ich eigentlich einen größeren goetz'schen notizen-text, der so handkisch verfremdet und abstrahierend auf die zivilisatorisch-medialen mikro-ereignisse reagiert, momente von text-würde daraus gewinnt, sehr gern lesen würde. in den besten momenten von "Klage" ist das ja so.
jurijmlotman - am Freitag, 6. Juli 2007, 11:27 - Rubrik: goetzblog
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auch weil ich gerade Handkes gelesene "Gestern unterwegs"-Notizen 2 stunden lang im auto gehört habe:
"Auf der Suche nach einer nichtlächerlichen Autorposition hatte Lt. Kyritz zuletzt bei Strauß und Handke haltgemacht. Nichts war unsympathisch gewesen ursprünglich an deren Idee der radikalen künstlerischen Existenz. Im Geist der Schrift aufzugehen und als Körper aus der Realwelt zu verschwinden: solange das eine Sehnsucht ist, kann es den kunstadäquaten Fundamentalismus der Schöpfung mit produktiven, hysterisch abstrakten Energien versorgen und vitalisieren.
wie lange aber kann ein Mensch
in einer solchen Extremposition überleben?
... zu viel Solipsismus, der durch Überpräsenz des Körperlichen, Sexuellen, Kollegialen und Betrieblichen sehr verständlicherweise ursprünglich getriggert worden sein konnte, führte die Autoren später, so auch Handke und Strauß, immer tiefer in die falschen Wälder des Rückzugs, die Stille der Natur, das Reden mit Pilzen und Bäumen. Das ist schlecht. Es gefährdet die Literatur von innen her auch, wenn das reale Kontaktmedium mit anderen Menschen, die Sprache als Instrument komplizierter Dispute und Auseinandersetzungen, zu wenig alltäglich zum Einsatz kommt. "
Nein und Ja. Schwierig. So wenig ich diesen Rückzugs-Konservatismus gutheiße, so scheinen doch bei beiden, Handke & Strauß, die diaristischen Text-Engines wesentlich differenzierter als die dazu geäußerte Ideologie. Wie also kann man statt bzw. zusätzlich zu "poetischen Eindrücken" andere Splitter der Außenwelt, gerade der medialen und supermodernen, in den Dienst nehmen, um die Kettenreaktion der Schreib-Ereignisse in Gang zu setzen & zu halten? Ohne dabei auch in diese geschmackvolle Blog-Ästhetik der Fotos aus der Alltagskultur zu verfallen, die mich irgendwann an anderer stelle unten in diesem Blog bei (guten) antville-Leuten gestört hatte?
"Auf der Suche nach einer nichtlächerlichen Autorposition hatte Lt. Kyritz zuletzt bei Strauß und Handke haltgemacht. Nichts war unsympathisch gewesen ursprünglich an deren Idee der radikalen künstlerischen Existenz. Im Geist der Schrift aufzugehen und als Körper aus der Realwelt zu verschwinden: solange das eine Sehnsucht ist, kann es den kunstadäquaten Fundamentalismus der Schöpfung mit produktiven, hysterisch abstrakten Energien versorgen und vitalisieren.
wie lange aber kann ein Mensch
in einer solchen Extremposition überleben?
... zu viel Solipsismus, der durch Überpräsenz des Körperlichen, Sexuellen, Kollegialen und Betrieblichen sehr verständlicherweise ursprünglich getriggert worden sein konnte, führte die Autoren später, so auch Handke und Strauß, immer tiefer in die falschen Wälder des Rückzugs, die Stille der Natur, das Reden mit Pilzen und Bäumen. Das ist schlecht. Es gefährdet die Literatur von innen her auch, wenn das reale Kontaktmedium mit anderen Menschen, die Sprache als Instrument komplizierter Dispute und Auseinandersetzungen, zu wenig alltäglich zum Einsatz kommt. "
Nein und Ja. Schwierig. So wenig ich diesen Rückzugs-Konservatismus gutheiße, so scheinen doch bei beiden, Handke & Strauß, die diaristischen Text-Engines wesentlich differenzierter als die dazu geäußerte Ideologie. Wie also kann man statt bzw. zusätzlich zu "poetischen Eindrücken" andere Splitter der Außenwelt, gerade der medialen und supermodernen, in den Dienst nehmen, um die Kettenreaktion der Schreib-Ereignisse in Gang zu setzen & zu halten? Ohne dabei auch in diese geschmackvolle Blog-Ästhetik der Fotos aus der Alltagskultur zu verfallen, die mich irgendwann an anderer stelle unten in diesem Blog bei (guten) antville-Leuten gestört hatte?
jurijmlotman - am Freitag, 6. Juli 2007, 11:18 - Rubrik: goetzblog